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Robert Härtl – Mit Stroh bauen
Robert Härtl – Mit Stroh bauen, Foto: hirner & riehl architekten stadtplaner bda

Das Münchner Architekturbüro Hirner & Riehl hat in Süddeutschland ein dreigeschossiges Gebäude aus Holz und Stroh gebaut. Das Haus St. Wunibald ergänzt die barocke Klosteranlage Plankstetten und beherbergt Gästezimmer, Büroräume und einen Kindergarten.
Das Holz stammt aus dem klostereigenen Forst, das Stroh von den eigenen Feldern. Während bei Einfamilienhäusern das Stroh meist händisch eingebracht wird, wurden hier die Wand- und Deckenelemente inklusive der Strohdämmung in einer Zimmerei vorgefertigt. Robert Härtl ist Partner im Büro Hirner & Riehl und erzählt, wie das Team überhaupt auf die Idee gekommen sind, mit Stroh zu bauen, welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben und warum ihm die Idee, einen Baustoff vom eigenen Feld einzubauen, so gut gefällt. Das Gespräch ist in voller Länge im Podcast Morgenbau anzuhören.

23. Januar 2024 - Anne Isopp
„Seit 2019 sind wir mit der Generalsanierung der Benediktinerabtei Plankstetten betraut. Als ersten Baustein haben wir ein Seminargebäude errichtet. Der Neubau beherbergt 30 Gästezimmer und im Gebäudesockel einen zweigruppigen Kindergarten.
Die Benediktinermönche wollten ein Gebäude bauen, das einen Meilenstein in Bezug auf Nachhaltigkeit setzt – auch um entsprechende Förderungen zu bekommen. Erst dachten wir an einen Lehmbau. Dann aber haben wir geschaut, was die Mönche in ihrer eigenen Landwirtschaft haben. Wir konnten das Holz aus dem klostereigenen Forst und das eigene Stroh verwenden. Das war eine ideale Lösung.

Der Strohbau ist ja eine Bauweise, die in erster Linie im Einfamilienhaus beheimatet ist. Wir fanden es interessant, diesen Baustoff aus der Öko-Kiste herauszuholen und zu zeigen, dass es ein ganz normaler Baustoff ist.

Im Einfamilienhausbau wird das Stroh meist händisch in die Holzkonstruktion eingebracht. Uns aber war es wichtig, so viel wie möglich vorzufertigen, um dann die fertigen Elemente auf der Baustelle so schnell wie möglich aufstellen zu können.
Der Zimmerer hat jeden Rahmen zweimal abgebunden und aneinandergeschraubt, damit dieser den 36 Zentimeter dicken Strohballen aufnehmen konnte. Schwierig für uns war die Maßungenauigkeit. Zum Zeitpunkt der Planung stand das Strohballenmaß nur ungefähr fest. Wir mussten später die Werkstattpläne noch einmal anpassen, damit der Strohballen ohne Lücke passgenau im Rahmen sitzt. Die Strohballenmit einem mobilen Gerät vor Ort gepresst. Diese Maschine ist eine umgebaute alte Feldpressmaschine, die aus runden Strohballen rechteckige presst. Feldstroh wiegt ungefähr 45 Kilo pro Kubikmeter und muss auf 85 Kubikmeter verdichtet werden, damit man es als Baustroh verwenden kann.

Schön wäre es, wenn es für das Bauen mit Strohballen Normgrößen gäbe. Der Baustoff hat dafür aber keine Lobby und wird deshalb immer ein Nischenprodukt bleiben. Es gibt auch Einblasstroh, mit dem man einfacher bauen kann. Ich aber finde das Bauen mit Ballen charmanter, weil es so ursprünglich ist. Man kann das Stroh damit mehr oder weniger, wie es vom Feld kommt, einbauen. Auch der Lehmputz kann direkt auf das Stroh aufgebracht werden. Wenn man das Haus später einmal wieder abbauen will, dann kann man die Dämmung, so wie sie ist, wieder aufs Feld schmeißen und einackern.“

Robert Härtl ist Architekt und Partner im Münchner Architekturbüro Hirner & Riehl. Das Büro ist bekannt für seine Holzbauten und das Bauen im Bestand.
Das Haus St. Wunibald, ein Seminargebäude im Kloster Plankstetten, ist der erste Holzstrohbau des Büros und wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis 2022 und dem Förderpreis nachwachsende Rohstoffe 2021.
»nextroom fragt« Architekt:innen, Bauherr:innen und Expert:innen. Die Gesprächsreihe zum nachhaltigen Bauen wird konzipiert und betreut von Anne Isopp. Im Gespräch werden unterschiedliche Dimensionen des nachhaltigen Bauens eingefangen, auf konkrete Bauten Bezug genommen und individuelle Sichtweisen abgefragt. Einige der Gespräche sind als Podcast auf morgenbau.at zu hören.

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