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Prinzersdorf in Niederösterreich: Im Haus am Fluss treffen sich alle
Das neue Flusshaus an der Pielach in Prinzersdorf ist Treffpunkt für diverse Vereine und bietet Platz für Yogakurse, Feste, Seminare und Konzerte. Zudem ist es Teil eines Hochwasserschutz- und Renaturierungsprojekts sowie des Flussparks.
8. November 2024 - Franziska Leeb
Die Bilder vom Hochwasser im September sind noch im Gedächtnis verankert – auch das Pielachtal hat es arg getroffen. Am unteren Flusslauf der Pielach, die bei Melk in die Donau mündet, befindet sich die Gemeinde Prinzersdorf. Der nahe am Ortszentrum gelegene Uferabschnitt ist ein beliebtes Naherholungsgebiet und Schauplatz großer Feste. Schon aus den 1960er-Jahren sind Sonnwendfeiern mit 4000 Gästen überliefert.
Im August fand das 54. Sommernachtsfest des bereits seit 70 Jahren bestehenden Verschönerungsvereins statt. Dieser Verein hatte dort in den 1960er-Jahren in Eigenregie ein einfaches Vereinshaus errichtet, das ebenso vom Musikverein „Die Pielachtaler“ genutzt wurde. Über die Jahre hatten sich einige Nebengebäude angehäuft – alles recht nett, aber längst unzulänglich.
Lebensraum verbessern
Vor wenigen Monaten wurde nun an seiner Stelle das neue Flusshaus eröffnet. Es ist Teil eines gemeindeübergreifenden Hochwasserschutz- und Renaturierungsprojekts, das in den nächsten Jahren umgesetzt werden soll, sowie Teil des vom Architektenduo Ernst Beneder und Anja Fischer konzipierten Flussparks. Die Entwurfsidee des Duos basiert auf einer Aufweitung des ab dem 19. Jahrhundert begradigten Flussbetts und der Herstellung von Biegungen, um Erosionen, Strömungsgeschwindigkeit und Überschwemmungsgefahr zu vermindern. Zugleich geht es darum, den Lebensraum zu verbessern – für Fauna und Flora als auch für die Menschen. Höchste ökologische Standards, minimaler Bodenverbrauch, maximale Entsiegelung und das Haus so anlegen, dass die Flusslandschaft erlebbar ist: So lautete die Devise der Architekten. Wie zum Dank blieb es von den knapp daran vorbeitosenden Fluten verschont.
Das aus Brettschichtholz konstruierte Haus steht etwas höher als das Vorgängergebäude – hoch genug, wie man nun weiß, auf einem umlaufenden Sockel auf einer Fundamentplatte. Zum Festplatz im Süden ist der niedrigere Teil mit den Nebenräumen als begehbare Dachterrasse mit vorgelagerten Sitzstufen ausgeführt. Die Dachfläche über dem großen Saal ist begrünt und mit einer Fotovoltaikanlage ausgestattet.
Freitreppen zum Pielachstrand
Die Fassadengestaltung zielt mit der Zweiteilung in eine mit dunkel lasierten Lärchenbrettern verkleidete untere und eine geschindelte obere Hälfte auf die Betonung der Horizontalität ab. Verstärkt wird das durch den ebenfalls dunkel gehaltenen Bügel auf dem Dach, das fast sechs Meter weit als riesige Pergola über der Terrasse im Norden auskragt, die bei Bedarf mit einer Markise wetterfest gemacht wird.
Die in der Gegend an sich nicht verbreiteten Lärchenschindeln habe man gewählt, weil sie zum einen natürlich und robust seien, und zum anderen, damit eine homogen wirkende Fläche herstellbar ist, die nicht durch Stoßfugen unterbrochen wird, erklären Beneder und Fischer. Zwischen den beiden Fassadenteilen verläuft rundum ein Profil aus Cortenstahl. Es überbrückt den Übergang zwischen der dunklen und der hellen Schicht und birgt vor Hochwasser und Unfug geschützt die Beleuchtung sowie einen Kabelkanal mit Elektroauslässen, von dem bei Veranstaltungen die Kabel über Kopf dorthin geführt werden können, wo man sie braucht. Freitreppen leiten zum Pielachstrand über, die Sockelzone dazwischen – darauf legt die Architektin wert – ist aus Neuhauser Granit gefügt, nicht aus den heute omnipräsenten Wurfsteinen chinesischer Herkunft.
Richtung Süden wurde ein Sommerbuffet integriert, das die allseits beliebte Gösnbar in neuer Form weiterführt. Das Haus steht nun einer größeren Anzahl von Nutzergruppen zur Verfügung als zuvor. Dass der Fußabdruck im Gelände dennoch nicht größer wurde, ist dem klugen Raumkonzept zu danken, das in intensivem Austausch mit den Vereinen entstanden ist. Sich zu arrangieren ist ein Aspekt des Teilens von Raum und Gerätschaften. Wie gut das gelingt, hängt davon ab, wie gut die Räumlichkeiten die soziale Kompetenz der Beteiligten zu unterstützen vermögen.
Weiterhin bildet das Flusshaus den Treffpunkt des Verschönerungsvereins und das Probelokal der Musikkapelle. Nun kommt aber auch der Dorferneuerungsverein hierher, und der Männergesangsverein lässt seine Stimmen unter deutlich besseren akustischen Bedingungen erklingen als bisher im Heizungskeller der Schule. Vom Yogakurs bis zu privaten Feiern, von Seminaren bis Vortragsveranstaltungen oder Kabarettaufführungen und Konzerten ist hier vieles machbar.
Möglich ist das, weil die einen abends kommen, die anderen untertags, die einen wochentags und andere am Wochenende. Und vor allem, weil Beneder und Fischer den Raum anpassbar für viele Situationen gemacht und trotzdem einen großen feierlichen Saal zur Verfügung gestellt haben. Die Wände des Raums sind mit einer textilen Bespannung verkleidet, die mit einem stark vergrößerten Ausschnitt einer Landkarte aus dem Jahr 1828 bedruckt ist. Sie bildet den damaligen Verlauf der „Bielach“ ab und vergegenwärtigt so auf sehr eindrückliche Weise die Notwendigkeit, das Leben am Fluss im Einklang mit diesem zu gestalten.
Das Gelände setzt enge Grenzen
Der Clou, der das Miteinander der verschiedenen Gruppierungen löst, ist die in drei Segmente geteilte Wand aus Rollschränken, mit denen sich der Raum so mannigfaltig wie eine Theaterkulisse zonieren lässt. Stehen die Rollschränke am Rand, ist der Saal vollflächig nutzbar. Werden die Musikerstühle und Instrumente nicht in den reichlich vorhandenen Stauraum verräumt, verschwinden sie hinter der Schrankwand, während im anderen Teil des Saals Yoga praktiziert wird. Jutepaneele an den Schränken und an der Decke sorgen – wie auch die Wandbespannung – für eine gute Akustik. Über den von einer Person leicht mittels Kurbel bewegbaren Schränken läuft die unterspannte Holzkonstruktion durch, womit stets die ganze Dimension des Saales erlebbar ist.
„Unlösbare Konstellationen erzeugen neue Bilder“, fasst Ernst Beneder die Situation zusammen. Bei großen Flächenbegehrlichkeiten seitens der Nutzergruppen setzte die Topografie des Geländes enge Grenzen. So entstand die mobile Lösung, die Möglichkeitsräume eröffnet, die sich die Prinzersdorfer:innen nun erobern müssen und die womöglich zu neuen Kooperationen inspirieren.
Im August fand das 54. Sommernachtsfest des bereits seit 70 Jahren bestehenden Verschönerungsvereins statt. Dieser Verein hatte dort in den 1960er-Jahren in Eigenregie ein einfaches Vereinshaus errichtet, das ebenso vom Musikverein „Die Pielachtaler“ genutzt wurde. Über die Jahre hatten sich einige Nebengebäude angehäuft – alles recht nett, aber längst unzulänglich.
Lebensraum verbessern
Vor wenigen Monaten wurde nun an seiner Stelle das neue Flusshaus eröffnet. Es ist Teil eines gemeindeübergreifenden Hochwasserschutz- und Renaturierungsprojekts, das in den nächsten Jahren umgesetzt werden soll, sowie Teil des vom Architektenduo Ernst Beneder und Anja Fischer konzipierten Flussparks. Die Entwurfsidee des Duos basiert auf einer Aufweitung des ab dem 19. Jahrhundert begradigten Flussbetts und der Herstellung von Biegungen, um Erosionen, Strömungsgeschwindigkeit und Überschwemmungsgefahr zu vermindern. Zugleich geht es darum, den Lebensraum zu verbessern – für Fauna und Flora als auch für die Menschen. Höchste ökologische Standards, minimaler Bodenverbrauch, maximale Entsiegelung und das Haus so anlegen, dass die Flusslandschaft erlebbar ist: So lautete die Devise der Architekten. Wie zum Dank blieb es von den knapp daran vorbeitosenden Fluten verschont.
Das aus Brettschichtholz konstruierte Haus steht etwas höher als das Vorgängergebäude – hoch genug, wie man nun weiß, auf einem umlaufenden Sockel auf einer Fundamentplatte. Zum Festplatz im Süden ist der niedrigere Teil mit den Nebenräumen als begehbare Dachterrasse mit vorgelagerten Sitzstufen ausgeführt. Die Dachfläche über dem großen Saal ist begrünt und mit einer Fotovoltaikanlage ausgestattet.
Freitreppen zum Pielachstrand
Die Fassadengestaltung zielt mit der Zweiteilung in eine mit dunkel lasierten Lärchenbrettern verkleidete untere und eine geschindelte obere Hälfte auf die Betonung der Horizontalität ab. Verstärkt wird das durch den ebenfalls dunkel gehaltenen Bügel auf dem Dach, das fast sechs Meter weit als riesige Pergola über der Terrasse im Norden auskragt, die bei Bedarf mit einer Markise wetterfest gemacht wird.
Die in der Gegend an sich nicht verbreiteten Lärchenschindeln habe man gewählt, weil sie zum einen natürlich und robust seien, und zum anderen, damit eine homogen wirkende Fläche herstellbar ist, die nicht durch Stoßfugen unterbrochen wird, erklären Beneder und Fischer. Zwischen den beiden Fassadenteilen verläuft rundum ein Profil aus Cortenstahl. Es überbrückt den Übergang zwischen der dunklen und der hellen Schicht und birgt vor Hochwasser und Unfug geschützt die Beleuchtung sowie einen Kabelkanal mit Elektroauslässen, von dem bei Veranstaltungen die Kabel über Kopf dorthin geführt werden können, wo man sie braucht. Freitreppen leiten zum Pielachstrand über, die Sockelzone dazwischen – darauf legt die Architektin wert – ist aus Neuhauser Granit gefügt, nicht aus den heute omnipräsenten Wurfsteinen chinesischer Herkunft.
Richtung Süden wurde ein Sommerbuffet integriert, das die allseits beliebte Gösnbar in neuer Form weiterführt. Das Haus steht nun einer größeren Anzahl von Nutzergruppen zur Verfügung als zuvor. Dass der Fußabdruck im Gelände dennoch nicht größer wurde, ist dem klugen Raumkonzept zu danken, das in intensivem Austausch mit den Vereinen entstanden ist. Sich zu arrangieren ist ein Aspekt des Teilens von Raum und Gerätschaften. Wie gut das gelingt, hängt davon ab, wie gut die Räumlichkeiten die soziale Kompetenz der Beteiligten zu unterstützen vermögen.
Weiterhin bildet das Flusshaus den Treffpunkt des Verschönerungsvereins und das Probelokal der Musikkapelle. Nun kommt aber auch der Dorferneuerungsverein hierher, und der Männergesangsverein lässt seine Stimmen unter deutlich besseren akustischen Bedingungen erklingen als bisher im Heizungskeller der Schule. Vom Yogakurs bis zu privaten Feiern, von Seminaren bis Vortragsveranstaltungen oder Kabarettaufführungen und Konzerten ist hier vieles machbar.
Möglich ist das, weil die einen abends kommen, die anderen untertags, die einen wochentags und andere am Wochenende. Und vor allem, weil Beneder und Fischer den Raum anpassbar für viele Situationen gemacht und trotzdem einen großen feierlichen Saal zur Verfügung gestellt haben. Die Wände des Raums sind mit einer textilen Bespannung verkleidet, die mit einem stark vergrößerten Ausschnitt einer Landkarte aus dem Jahr 1828 bedruckt ist. Sie bildet den damaligen Verlauf der „Bielach“ ab und vergegenwärtigt so auf sehr eindrückliche Weise die Notwendigkeit, das Leben am Fluss im Einklang mit diesem zu gestalten.
Das Gelände setzt enge Grenzen
Der Clou, der das Miteinander der verschiedenen Gruppierungen löst, ist die in drei Segmente geteilte Wand aus Rollschränken, mit denen sich der Raum so mannigfaltig wie eine Theaterkulisse zonieren lässt. Stehen die Rollschränke am Rand, ist der Saal vollflächig nutzbar. Werden die Musikerstühle und Instrumente nicht in den reichlich vorhandenen Stauraum verräumt, verschwinden sie hinter der Schrankwand, während im anderen Teil des Saals Yoga praktiziert wird. Jutepaneele an den Schränken und an der Decke sorgen – wie auch die Wandbespannung – für eine gute Akustik. Über den von einer Person leicht mittels Kurbel bewegbaren Schränken läuft die unterspannte Holzkonstruktion durch, womit stets die ganze Dimension des Saales erlebbar ist.
„Unlösbare Konstellationen erzeugen neue Bilder“, fasst Ernst Beneder die Situation zusammen. Bei großen Flächenbegehrlichkeiten seitens der Nutzergruppen setzte die Topografie des Geländes enge Grenzen. So entstand die mobile Lösung, die Möglichkeitsräume eröffnet, die sich die Prinzersdorfer:innen nun erobern müssen und die womöglich zu neuen Kooperationen inspirieren.
Für den Beitrag verantwortlich: Spectrum
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