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werk, bauen + wohnen 04-25
Einfamilienhäuser
werk, bauen + wohnen 04-25
zur Zeitschrift: werk, bauen + wohnen
Über die Hälfte des Gebäudebestands der Schweiz sind Einfamilienhäuser. In ihnen leben aber nur 27 Prozent der Menschen, viele davon sind über 65 Jahre alt. Der Flächenverbrauch ist katastrophal. Die drängende Nachverdichtung stockt. Die Probleme sind hinlänglich bekannt und in Fachkreisen unwidersprochen. Das Einfamilienhaus gilt als Stiefkind einer nachhaltigen Raum und Wohnbauplanung. In unserem Gespräch ab Seite 12 wirbt Angelus Eisinger, der Direktor des Planungsdachverbands Region Zürich und Umgebung RZU, den noch dafür, die Typologie nicht weiterhin zu ignorieren. Denn allen fachlichen Einwänden zum Trotz ist das eigene Heim mit Garten noch immer das Wohnideal sehr vieler Menschen. Und wo eine Nachfrage besteht, entsteht ein Angebot. Dieses den renditegierigen Bauträgerschaften zu überlassen, ist fahrlässig und strategisch falsch.

Dass es auch besser geht, zeigen nicht zuletzt die vielen Architekturauszeichnungen, die von allen Seiten medienwirksam verliehen werden. Unter den preisgekrönten Bauten finden sich immer viele Einfamilienhäuser, gern auch in der Nachwuchskategorie. Für junge Architektinnen und Architekten ist die Aufgabe oft der Einstieg in die berufliche Selbstständigkeit. Statt aber luxuriöse Eitelkeiten zu entwerfen, nutzen diese oft die Gelegenheit, um im kleinen Massstab an grossen Fragen zu feilen. Wie unsere Auswahl ab Seite 18 zeigt, werden in Einfamilienhäusern neue Modelle des Zusammenlebens entwickelt, klimagerechte Bauweisen erprobt und auch mal Vorschriften und Normen kritisch hinter fragt. Das Eigenheim ist längst auch Labor.

Solch innovativen Projekten soll das Heft die Bühne bereiten. Erstmals seit 1980 trägt eine Ausgabe dieser Zeitschrift das Einfamilienhaus wieder im Titel. Es ist an der Zeit, frisch auf diese Typologie zu blicken, ihre Eigenheiten und Probleme klar zu benennen, aber in ihr auch das Potenzial für zukünftige Lösungen zu erkennen.

Wohnform zur Disposition
Eine empirische Betrachtung zum Einfamilienhaus
Hanna Maria Schlösser, Julia von Mende

«Nicht hinter jeder Hecke muss die ganze Welt simuliert werden.»
Das Einfamilienhaus als Ressource und Chance
Angelus Eisinger und Stefan Wülser im Gespräch mit Lucia Gratz und Christoph Ramisch

Labor Einfamilienhaus
Innovationen im Kleinen
Redaktion

Lokales Dressing
Experimentierhaus in Streu auf Rügen von Susanne Brorson
Olaf Bartels, Maja Wirkus (Bilder)

Zudem:
werk-notiz: Der Prix Meret Oppenheim geht dieses Jahr an Miroslav Šik. In seiner zwanzigjährigen Lehrtätigkeit hat er einer ganzen Generation von Architekturstudierenden der ETH Zürich die analoge Architektur nähergebracht. Neben Šik ehrt das Bundesamt für Kultur auch die Künstlerin Pamela Rosenkranz und den Kunstgiesser Felix Lehner.

Debatte: Bauteilbörsen sind derzeit in aller Munde. Warum gibt es das für den Bodenaushub nicht? Damit Aushub nicht mehr auf der Deponie landet, hat die Equipe von Terrraterrre aus Prilly bei Lausanne eine Vermittlungsplattform entwickelt. Das schont Ressourcen im grossen Massstab.

Wettbewerb: Bestattungsformen sind im Wandel und siedlungsnahe Freiräume äusserst rar. So könnten freie Grabfelder zu öffentlichen Parklandschaften werden. Wie geht man mit dieser Idee im denkmalgeschützten Friedhof in Horw um? Die knifflige Aufgabenstellung haben Raderschallpartner aus Meilen am besten gelöst.

Ausstellungen: Das Hüsli steht auch im Zentrum einer grossen Ausstellung im Architekturzentrum Wien. Es ist Motor der Suburbanisierung, aber beileibe nicht nur in Amerika. Zudem empfehlen wir die Baum-Ausstellung in der Münchner Pinakothek sowie eine Schau zur Solararchitektur bei Archizoom an der EPFL in Lausanne.

Bücher: Sophie Wolfrum hat für uns zwei neue Bücher zur Gestaltung von Strassen gelesen: eines aus Weimar und eines aus Winterthur. Sie vermisst bei den Weimarern die technische Infrastruktur in den Schnittzeichnungen. Denn die entscheidenden Prämissen für die Gestaltung liegen im Untergrund, findet sie. Für die nächsten Frühlingsausflüge empfiehlt die Redaktion Winterthur oder Biel als Destination. Zu beiden Städten sind neue Architekturführer erschienen.

Junge Architektur Schweiz: Atelier NU: Das junge Zürcher Büro hat das Gemeinschaftliche im Blick. Das zeigt sich bei ihrem Erstling, dem Turbinenhaus – ein Wohn- und Gewerbebau im solothurnischen Derendingen. Im Sockel lädt ein Restaurant zum Verweilen ein.

Erstling: Amnésie patrimoniale: Wie lässt sich die Geschichte der Nutzung eines Baus als Gedächtnis bewahren? Diese knifflige Frage untersucht Julien Rey in seinem Erstlingstext am Beispiel der Maison du Peuple in Clichy, eine Ikone der modernen Architektur von Eugène Beaudouin und Marcel Lods, die sie mit dem Ingenieur Vladimir Bodiansky und Jean Prouvé ausgetüftelt haben: ein Haus als Maschine.

Recherche: Vermächtnis eines Solarpioniers: Am Einsatz von Solarpaneelen kommen Architekturschaffende heute nicht mehr vorbei. Zeit für einen Rückblick auf einen Pionier. Obwohl sie in der Vorgängerpublikation dieser Zeitschrift Bauen + Wohnen präsent waren, sind die Solarhäuser von Ueli Schäfer in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht.

werk-material: Kirchgemeindehaus Sursee von Humm Burkart

werk-material: Erweiterung Pfarreizentrum Gerliswil Emmen von Lussi + Partner

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Verlag Werk AG

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