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Lilli Lička – Zusammenspiel
21. Dezember 2021 - Martina Pfeifer Steiner
„Unsere Disziplin umfasst grundsätzlich ein sehr weites Feld, das von Landschafts-, Naturentwicklungsplanung bis zur Landschaftsarchitektur als gestalterische Domäne reicht. Landscape Architecture insgesamt beinhaltet alle Maßstäbe und auch die unterschiedlichsten Fragestellungen. In Österreich feiern wir heuer das 40-Jahre-Jubiläum dieser Studienrichtung an der BOKU. Das Fachgebiet gibt es natürlich schon viel länger, an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hat sich eigentlich ein großer Entwicklungsschub abgespielt, und zwar in der Thematisierung des öffentlichen Raumes. Dadurch reichte die Bedeutung der Landschaftsarchitektur über die Gartenkunst hinaus und ist in der Gesellschaft angekommen. Je nach Dekade gab es unterschiedliche Aufgabenschwerpunkte. Wir haben an der BOKU jetzt ein Archiv gegründet mit Vor- und Nachlässen und können diese sukzessive und auch besser beobachten. Angefangen in den 1950er Jahren, wo viele Aufträge Infrastruktur wie Autobahnen zum Inhalt hatten, ist später die Gestaltung des öffentlichen Raumes in den Vordergrund getreten, und mit den 1970er/80er Jahren wurden durch die Umweltbewegung die ökologischen Aspekte so richtig angeheizt. Es wurde wichtiger, zur Verbesserung des Klimas, der Lebensräume im weiteren Sinne – also der verschiedenen Habitate, Biotope – auch im urbanen Raum über die Begrünung hinaus einen Beitrag zu leisten.
Da stehen wir jetzt also: die gestalterische Komponente hat sich weitgehend etabliert, soziale Aspekte mit Thematisierung der Grünraumgerechtigkeit ebenfalls. Wir haben Papiere mit den besten Klimazielformulierungen, auch im kleineren Maßstab gelingt viel, z.B. bei Wohnbau, Plätzen, Parks, doch auf der mittleren Ebene – Stadtteile, Blockbetrachtungen, regionale Maßnahmen – gibt es zwar gute Ansätze und Forschungen, in der Umsetzung besteht jedoch noch großer Handlungsbedarf. Auch die Tourismus- oder Immobilienwerbung profitiert von intakter Landschaft, es gibt in diesen Sparten aber noch große Missstände, wenn es kein Bewusstsein über die Einbettung des Bauwerks in die Landschaft gibt – Stützmauern und riesengroße Garageneinfahrten sind irreversibel. Das ist ein fachspezifischer Punkt, dass die Auswirkungen von Landschaftsarchitektur extrem langfristig zu denken sind, zerstörte Lebensräume sind nicht mehr wiederherzustellen. Im Zusammenspiel mit Kulturtechniken wie Wasserbau, Lawinenverbauung – lauter Studienrichtungen an der BOKU – müsste die Landschaftsarchitektur ebenfalls einen größeren Part übernehmen. In der Architektur stehen wir diesbezüglich auch erst am Anfang, diese profitiert zwar immer von einem guten Freiraum, aber wenn die städtebauliche Setzung des Gebäudes falsch ist, können schöne Pflanzen auch nichts mehr retten.“
Lilli Lička, geb 1963, LL-L Lilli Lička – Landschaftsarchitektur, Institutsleiterin Landschaftsarchitektur an der BOKU Universität für Bodenkultur, Wien. Eine ihrer Initiativen die nicht nur Utopie bleiben sollen: Der Westbahnpark im 15. Bezirk, der als Teil der westlichen Frischluftschneise für den Erhalt eines erträglichen Wiener Stadtklimas dringend erforderlich ist, um urbane Hitzeinseln auszugleichen.
Da stehen wir jetzt also: die gestalterische Komponente hat sich weitgehend etabliert, soziale Aspekte mit Thematisierung der Grünraumgerechtigkeit ebenfalls. Wir haben Papiere mit den besten Klimazielformulierungen, auch im kleineren Maßstab gelingt viel, z.B. bei Wohnbau, Plätzen, Parks, doch auf der mittleren Ebene – Stadtteile, Blockbetrachtungen, regionale Maßnahmen – gibt es zwar gute Ansätze und Forschungen, in der Umsetzung besteht jedoch noch großer Handlungsbedarf. Auch die Tourismus- oder Immobilienwerbung profitiert von intakter Landschaft, es gibt in diesen Sparten aber noch große Missstände, wenn es kein Bewusstsein über die Einbettung des Bauwerks in die Landschaft gibt – Stützmauern und riesengroße Garageneinfahrten sind irreversibel. Das ist ein fachspezifischer Punkt, dass die Auswirkungen von Landschaftsarchitektur extrem langfristig zu denken sind, zerstörte Lebensräume sind nicht mehr wiederherzustellen. Im Zusammenspiel mit Kulturtechniken wie Wasserbau, Lawinenverbauung – lauter Studienrichtungen an der BOKU – müsste die Landschaftsarchitektur ebenfalls einen größeren Part übernehmen. In der Architektur stehen wir diesbezüglich auch erst am Anfang, diese profitiert zwar immer von einem guten Freiraum, aber wenn die städtebauliche Setzung des Gebäudes falsch ist, können schöne Pflanzen auch nichts mehr retten.“
Lilli Lička, geb 1963, LL-L Lilli Lička – Landschaftsarchitektur, Institutsleiterin Landschaftsarchitektur an der BOKU Universität für Bodenkultur, Wien. Eine ihrer Initiativen die nicht nur Utopie bleiben sollen: Der Westbahnpark im 15. Bezirk, der als Teil der westlichen Frischluftschneise für den Erhalt eines erträglichen Wiener Stadtklimas dringend erforderlich ist, um urbane Hitzeinseln auszugleichen.
»nextroom fragt« Landschaftsplanerinnen und Landschaftsplaner. Themenkreise für die Statements sind: Parks, Straßen, Plätze – Bauwerksbegrünungen – funktionsbezogene Freiraumplanung. Martina Pfeifer Steiner holt die Statements ein.
Bauwerke