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Katharina Bayer – gemeinschaftlich nachhaltig
Katharina Bayer ist Expertin für partizipatives Bauen und Partnerin bei einszueins architektur. Von Beginn an ging es ihnen um ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Anne Isopp holte das Statement ein.
18. Januar 2022 - Anne Isopp
„Schon bei unserem ersten Baugruppenprojekt, dem Wohnprojekt Wien, haben wir uns Nachhaltigkeit zum Ziel gesetzt. Uns geht es dabei nicht nur darum, dass das Gebäude möglichst wenig Energie verbraucht und dass wir mit ökologischen Baustoffen bauen. Das sind ohnehin die Kernthemen des nachhaltigen Bauens. Es gibt darüber hinaus aber noch andere Dimensionen der Nachhaltigkeit.
Da ist die soziale und die ökonomische Nachhaltigkeit. Was bedeutet leistbares Wohnen? Das hat viel mit dem Standort zu tun, der Mobilität und den Möglichkeiten im Umfeld, den Bildungseinrichtungen und so weiter. Zusätzlich gibt es noch die kulturelle Dimension der Architektur, die mit dem Begriff der Baukultur verknüpft ist, bei der es darum geht, qualitative Räume zu bauen und diese gut in den Stadtraum einzufügen. Schönheit ist etwas, was noch zu wenig unter dem Begriff Nachhaltigkeit subsumiert wird. Doch wenn man sich überlegt, welche Dinge man gern behält, dann sind es ja die schönen Dinge, auf die man aufpasst, die man wertschätzt.
Einzellösungen für nachhaltiges Bauen gibt es bereits in allen Bereichen, jetzt müssen wir sie zusammen- und in einen Kreislauf bringen. Mir gefällt dazu die Kirschbaum-Analogie: In der Natur gibt es kein Zuviel, keine Verschwendung. Die Natur kennt keinen Abfall. Ein Kirschbaum hat Früchte, die man erntet, und Früchte, die auf den Boden fallen und diesen Baum wiederum nähren. In diesen Kreislauf müssen wir uns beim Bauen hineindenken. Das sind Bilder, die mich inspirieren und zum Nachdenken anregen. Wie aber kann man das umlegen auf ein Haus, auf ein Gebäude, einen Wohnbau?
Für unser Baugruppenprojekt würde das zum Beispiel bedeuten: Unsere Häuser sind immer in gemeinschaftlichem Eigentum. Sie bleiben immer im Besitz des Vereins, auch wenn die BewohnerInnen kommen und gehen. Das ist für mich eine Idee des nachhaltigen Denkens, bei der es darum geht, diesen Baum am Leben zu erhalten. Wenn man das auf die Baustoffe umlegt, muss man überlegen, was mit den Blättern passiert, die eine kürzere Lebensdauer haben als der Stamm.
Das Zweite ist, dass der Baum CO2 speichert und Sauerstoff generiert. Er produziert etwas für seine Umwelt. Das kann man wiederum darauf umlegen, dass ein Gebäude im besten Fall mehr Energie produziert, als es selbst verbraucht.
Um den Bestand klimafit zu machen, würde ich mir aus gegebenem Anlass wünschen, dass es nicht so viel Einzelförderungen gibt, sondern mehr Förderungen mit einer umfassenden Herangehensweise. Wir müssen die wirklich komplizierten Rahmenbedingungen ändern und nicht einzelne Feuerlöscher installieren.“
Katharina Bayer ist Architektin und führt gemeinsam mit Markus Zilker und Markus Pendlmayr das Büro einszueins architektur in Wien. Sie ist seit 2021 Juryvorsitzende des Staatspreises für Architektur und Nachhaltigkeit.
Da ist die soziale und die ökonomische Nachhaltigkeit. Was bedeutet leistbares Wohnen? Das hat viel mit dem Standort zu tun, der Mobilität und den Möglichkeiten im Umfeld, den Bildungseinrichtungen und so weiter. Zusätzlich gibt es noch die kulturelle Dimension der Architektur, die mit dem Begriff der Baukultur verknüpft ist, bei der es darum geht, qualitative Räume zu bauen und diese gut in den Stadtraum einzufügen. Schönheit ist etwas, was noch zu wenig unter dem Begriff Nachhaltigkeit subsumiert wird. Doch wenn man sich überlegt, welche Dinge man gern behält, dann sind es ja die schönen Dinge, auf die man aufpasst, die man wertschätzt.
Einzellösungen für nachhaltiges Bauen gibt es bereits in allen Bereichen, jetzt müssen wir sie zusammen- und in einen Kreislauf bringen. Mir gefällt dazu die Kirschbaum-Analogie: In der Natur gibt es kein Zuviel, keine Verschwendung. Die Natur kennt keinen Abfall. Ein Kirschbaum hat Früchte, die man erntet, und Früchte, die auf den Boden fallen und diesen Baum wiederum nähren. In diesen Kreislauf müssen wir uns beim Bauen hineindenken. Das sind Bilder, die mich inspirieren und zum Nachdenken anregen. Wie aber kann man das umlegen auf ein Haus, auf ein Gebäude, einen Wohnbau?
Für unser Baugruppenprojekt würde das zum Beispiel bedeuten: Unsere Häuser sind immer in gemeinschaftlichem Eigentum. Sie bleiben immer im Besitz des Vereins, auch wenn die BewohnerInnen kommen und gehen. Das ist für mich eine Idee des nachhaltigen Denkens, bei der es darum geht, diesen Baum am Leben zu erhalten. Wenn man das auf die Baustoffe umlegt, muss man überlegen, was mit den Blättern passiert, die eine kürzere Lebensdauer haben als der Stamm.
Das Zweite ist, dass der Baum CO2 speichert und Sauerstoff generiert. Er produziert etwas für seine Umwelt. Das kann man wiederum darauf umlegen, dass ein Gebäude im besten Fall mehr Energie produziert, als es selbst verbraucht.
Um den Bestand klimafit zu machen, würde ich mir aus gegebenem Anlass wünschen, dass es nicht so viel Einzelförderungen gibt, sondern mehr Förderungen mit einer umfassenden Herangehensweise. Wir müssen die wirklich komplizierten Rahmenbedingungen ändern und nicht einzelne Feuerlöscher installieren.“
Katharina Bayer ist Architektin und führt gemeinsam mit Markus Zilker und Markus Pendlmayr das Büro einszueins architektur in Wien. Sie ist seit 2021 Juryvorsitzende des Staatspreises für Architektur und Nachhaltigkeit.
»nextroom fragt« Architekt:innen, Bauherr:innen und Expert:innen. Die Gesprächsreihe zum nachhaltigen Bauen wird konzipiert und betreut von Anne Isopp. Im Gespräch werden unterschiedliche Dimensionen des nachhaltigen Bauens eingefangen, auf konkrete Bauten Bezug genommen und individuelle Sichtweisen abgefragt. Einige der Gespräche sind als Podcast auf morgenbau.at zu hören.
Bauwerke