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Begegnung in Alt-Urfahr – JUAN Kollektiv verortet sich
Das in Linz ansässige JUAN Kollektiv wurde 2016 von Anna Firak und Judith Kinzl gegründet. Sie betrachten Architektur weiter gefächert als nur das Bauen von Dingen. Ella Felber und Silvester Kreil fragten nach.
8. Februar 2022 - Ella Felber, Silvester Kreil
Über viele schmale Treppen geht es durch die kleinteilige Struktur des Stadtteils Alt-Urfahr, einem ehemaligen Fischerdorf in Linz, zu diesem Plätzchen. Aus dem leerstehenden Gebäude nebenan ragt ein orangefarbenes Holzgestell. Es zeigt die möglichen Bauvolumen, die zugebaut werden könnten, würde man mit dem Bestand arbeiten.
„Wir legen genauso Wert auf die Vogelperspektive, ein typisches Werkzeug für Architekt:innen, wie auf kleine Details oder Atmosphären, die begreifbar werden, wenn wir in die Orte hineingehen. Wo darf man hinbauen? Wo liegen die Grenzen? Und: wer lebt dort und wie? Welche Geschichte können wir von den Details ablesen? Als Architekt:innen können wir das Potential sehen, das im Bestand steckt. Wenn wir hier die Qualität im Kleinen hervorheben, können wir explizite und kostensparende Projekte ermöglichen. Das ist Raumvorstellung, die wir gelernt haben, und anderen vermitteln müssen. Viele Bauherr:innen haben immense Angst vor der Altsubstanz und den Überraschungen, die diese mit sich bringen kann. Es wird immer relevanter, diese Angst zu nehmen – wir haben schließlich eine Klimakrise – es ist doch absurd, wenn man nicht verwendet, was schon da ist.
Zumindest das, was noch stehen kann. Manche Dinge müssen natürlich weg, aus konstruktiven und aus ästhetischen Gründen. Architektur darf auch mal neu und verrückt werden, aber sie darf die Umgebung und die Menschen nicht außer Acht lassen. Denn an den Charakteristiken eines Ortes hängt meist auch das Wohlfühlen. Das ist es doch, warum wir bauen: Wir wollen Orte, an denen wir uns wohlfühlen, an denen wir gut leben können.
Um unsere Bauherr:innen zu überzeugen, schaffen wir Bilder, die verständlich sind, ob durch Grafiken, Performances oder das gesprochene Wort. Nicht alles lässt sich über Grundriss, Schnitt und Ansichten lösen. Für die Vermittlung ist unsere Leidenschaft ein wichtiges Tool, mit einer großen Prise Ideologie. Die lassen wir uns nicht nehmen. Man kann ruhig nachdrücklich die eigene Meinung und Profession vertreten. Und man darf auch mal mit dem Fuß aufstampfen.
Diese unterschiedlichen Mittel einzusetzen, verschafft uns Abwechslung im Arbeitsalltag. Durch performative Momente bleiben wir locker und kreativ, reflektieren spielerisch unser Tun. Es gehören so viele andere Sparten zur Architekturproduktion, die im Austausch helfen, unsere Ideen zu erneuern. Es ist eine permanente Weiterentwicklung, ein changierendes Konstrukt, in dem wir arbeiten. Je nachdem welches Projekt ansteht, holen wir Leute dazu. Dieses vernetzwerkte Miteinander macht uns auch aus, sodass wir flexibel sein können. Wir leben noch nicht von den Projekten, die wir in unserem Kollektiv erarbeiten, dann haben wir nebenbei eben auch mal andere Jobs.
Was wir gerne einmal bauen würden, haben wir uns eigentlich nie gefragt, alle bisherigen Aufgaben haben Spaß gemacht. In einem größeren Maßstab, leistbar und qualitativ hochwertig zu bauen, das würden wir gerne machen. Ein dichter Wohnkomplex der trotzdem Platz für persönlichen Raum bietet; oder ein Krankenhaus oder Pflegeheim, das funktional bleibt, und den Menschen trotzdem gut tut. Wie soll man denn gesund bleiben, oder werden, wenn man sich nicht wohlfühlt?”
Das in Linz ansässige JUAN Kollektiv wurde 2016 von Anna Firak und Judith Kinzl gegründet. Sie betrachten Architektur weiter gefächert als nur das Bauen von Dingen. Ihre Projekte und Arbeiten bewegen sich zwischen Adaption im Bestand, räumlichen Performances, künstlerischen Aktionen und forschenden Büchern.
„Wir legen genauso Wert auf die Vogelperspektive, ein typisches Werkzeug für Architekt:innen, wie auf kleine Details oder Atmosphären, die begreifbar werden, wenn wir in die Orte hineingehen. Wo darf man hinbauen? Wo liegen die Grenzen? Und: wer lebt dort und wie? Welche Geschichte können wir von den Details ablesen? Als Architekt:innen können wir das Potential sehen, das im Bestand steckt. Wenn wir hier die Qualität im Kleinen hervorheben, können wir explizite und kostensparende Projekte ermöglichen. Das ist Raumvorstellung, die wir gelernt haben, und anderen vermitteln müssen. Viele Bauherr:innen haben immense Angst vor der Altsubstanz und den Überraschungen, die diese mit sich bringen kann. Es wird immer relevanter, diese Angst zu nehmen – wir haben schließlich eine Klimakrise – es ist doch absurd, wenn man nicht verwendet, was schon da ist.
Zumindest das, was noch stehen kann. Manche Dinge müssen natürlich weg, aus konstruktiven und aus ästhetischen Gründen. Architektur darf auch mal neu und verrückt werden, aber sie darf die Umgebung und die Menschen nicht außer Acht lassen. Denn an den Charakteristiken eines Ortes hängt meist auch das Wohlfühlen. Das ist es doch, warum wir bauen: Wir wollen Orte, an denen wir uns wohlfühlen, an denen wir gut leben können.
Um unsere Bauherr:innen zu überzeugen, schaffen wir Bilder, die verständlich sind, ob durch Grafiken, Performances oder das gesprochene Wort. Nicht alles lässt sich über Grundriss, Schnitt und Ansichten lösen. Für die Vermittlung ist unsere Leidenschaft ein wichtiges Tool, mit einer großen Prise Ideologie. Die lassen wir uns nicht nehmen. Man kann ruhig nachdrücklich die eigene Meinung und Profession vertreten. Und man darf auch mal mit dem Fuß aufstampfen.
Diese unterschiedlichen Mittel einzusetzen, verschafft uns Abwechslung im Arbeitsalltag. Durch performative Momente bleiben wir locker und kreativ, reflektieren spielerisch unser Tun. Es gehören so viele andere Sparten zur Architekturproduktion, die im Austausch helfen, unsere Ideen zu erneuern. Es ist eine permanente Weiterentwicklung, ein changierendes Konstrukt, in dem wir arbeiten. Je nachdem welches Projekt ansteht, holen wir Leute dazu. Dieses vernetzwerkte Miteinander macht uns auch aus, sodass wir flexibel sein können. Wir leben noch nicht von den Projekten, die wir in unserem Kollektiv erarbeiten, dann haben wir nebenbei eben auch mal andere Jobs.
Was wir gerne einmal bauen würden, haben wir uns eigentlich nie gefragt, alle bisherigen Aufgaben haben Spaß gemacht. In einem größeren Maßstab, leistbar und qualitativ hochwertig zu bauen, das würden wir gerne machen. Ein dichter Wohnkomplex der trotzdem Platz für persönlichen Raum bietet; oder ein Krankenhaus oder Pflegeheim, das funktional bleibt, und den Menschen trotzdem gut tut. Wie soll man denn gesund bleiben, oder werden, wenn man sich nicht wohlfühlt?”
Das in Linz ansässige JUAN Kollektiv wurde 2016 von Anna Firak und Judith Kinzl gegründet. Sie betrachten Architektur weiter gefächert als nur das Bauen von Dingen. Ihre Projekte und Arbeiten bewegen sich zwischen Adaption im Bestand, räumlichen Performances, künstlerischen Aktionen und forschenden Büchern.
»nextroom fragt« junge Architekt:innen. Sie wählen Orte aus, um dort mit
Ella Felber und Silvester Kreil über die Wichtigkeit und Dringlichkeit von Architektur zu sprechen. Warum macht Ihr Architektur? Wie wollt Ihr sie produzieren?
Ella Felber und Silvester Kreil über die Wichtigkeit und Dringlichkeit von Architektur zu sprechen. Warum macht Ihr Architektur? Wie wollt Ihr sie produzieren?