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Begegnung im Fritzi-Massary-Park – asphalt-kollektiv verortet sich
Felix Steinhoff und Natascha Peinsipp vom asphalt-kollektiv im von ihnen mitgestalteten Fritzi-Massary-Park.
8. März 2022 - Ella Felber, Silvester Kreil
„Wir sitzen hier im zukünftigen Fritzi-Massary-Park, umgeben von Gemeindebauten, und zwischen Donau, Autobahn und dem Wiener Prater. Eröffnet wird Anfang April.
Initiiert vom Studio Social Design der Universität für angewandte Kunst, basiert das Projekt auf den Prinzipien Bürger:innenbeteiligung und Kreislaufwirtschaft, und war von Anfang an als Case Study geplant. Bei dem Projekt wurde versucht alle Materialien und Ressourcen, die schon vor Ort waren, neu- oder wiederzuverwenden. Die Stahlrohrmöbel sind aus Teilen des Standardrepertoires der Stadt Wien neu zusammengestellt: die Hollywoodschaukel da drüben besteht zum Beispiel aus einem Stück Tisch und Teilen von Sitzbänken. Auch die Ziegelsteine sind zum großen Teil wiederverwendet, oder aus dem hier entstandenen Ziegelbruch neu hergestellt. Im Vergleich zum Neukauf bringt das Arbeiten mit Bestandsmaterialien natürlich zusätzliche Arbeitsschritte: Sammeln, Transportieren, Säubern, etc. Dies führt oft zu längeren Wartezeiten, vielen Abstimmungsphasen und genauem Studieren der Normen – ein ständiges und behutsames Drehen vieler kleiner Stellschräubchen. Es ist schwierig, Firmen zu finden, die einen nicht direkt mit dem Argument der Unwirtschaftlichkeit abweisen, sondern mit Bestandsmaterialien arbeiten wollen. Dieser Mehraufwand verlangt von allen Beteiligten echten Willen.
Diese Haltung setzt sich in unserer Praxis fort. Unsere Tätigkeiten reichen von Umbauten und Neugestaltungen, über experimentell-forschende Projekte bis hin zur Lehre. Es ist nicht unser Ziel, als Kollektiv immer weiter zu wachsen, sondern die breit aufgestellte Vielfältigkeit unserer Praxis voranzutreiben und nicht in klassischen Bürostrukturen, sondern grundsätzlich auf einer Ebene zusammenzuarbeiten. Intern ergeben sich dadurch für jedes Projekt anderen Konstellationen und Kompetenzhierarchien. Um der fehlenden Planungssicherheit des projektbasierten Arbeitens entgegenzuwirken, versuchen wir, die Arbeitsabläufe und Prinzipien zwischen losen und festen Strukturen weiterzuentwickeln.
In unserer Lehrtätigkeit sehen wir, dass zukünftige Architekt:innen schon eine ganz andere Haltung bezüglich Nachhaltigkeit haben. Doch gerade an den Universitäten, wo man groß denken darf und soll, werden zu oft veraltete Aufgabenstellungen gegeben. Ein schönes Gebäude zu planen, reicht heutzutage einfach nicht mehr. Wir brauchen umfassendere Visionen und müssen lernen, uns diese auch denken zu trauen. In Wahrheit muss sich Architektur einfach radikal ändern.
Das drehen an Stellschräubchen reicht eigentlich nicht. Es muss ganz viel und sehr viel schneller passieren. Aus der Praxis wissen wir, dass wir nicht mit dem Kopf durch die Wand können. Dennoch können wir hinterfragen, warum Einfamilienhäuser immer noch die häufigste Einstiegsbauaufgabe junger Architekt:innen sind. ‘Wir bauen das aus Prinzip nicht’ ist vielleicht eine zu einfache Haltung, ‘Sonst baut’s halt jemand anderes!’ ist wiederum die Generalausrede. Diesen zwiespältigen Prozess zu reflektieren, und sich in der Grauzone zwischen Nicht-Bauen und dem Bauen-wie-Bisher zu positionieren, ist unsere Aufgabe. Wir sehen unsere Projekte als Diskussionsbeiträge im größeren Diskurs. Wir wollen Teil dieser pulsierenden Umstrukturierung sein, und zu einer radikalen Veränderung der Architektur beitragen.“
Das asphalt-kollektiv ist ein multidisziplinäres Kollektiv, momentan sind acht Menschen, in unterschiedlichen Intensitäten involviert. Ihre Projekte behandeln Themen wie die nachhaltige Verwendung von Raum und Material, soziale und architektonische Utopien und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Derzeit sind sie in Berlin und Wien tätig. Das Gespräch führten wir mit Natascha Peinsipp und Felix Steinhoff.
Initiiert vom Studio Social Design der Universität für angewandte Kunst, basiert das Projekt auf den Prinzipien Bürger:innenbeteiligung und Kreislaufwirtschaft, und war von Anfang an als Case Study geplant. Bei dem Projekt wurde versucht alle Materialien und Ressourcen, die schon vor Ort waren, neu- oder wiederzuverwenden. Die Stahlrohrmöbel sind aus Teilen des Standardrepertoires der Stadt Wien neu zusammengestellt: die Hollywoodschaukel da drüben besteht zum Beispiel aus einem Stück Tisch und Teilen von Sitzbänken. Auch die Ziegelsteine sind zum großen Teil wiederverwendet, oder aus dem hier entstandenen Ziegelbruch neu hergestellt. Im Vergleich zum Neukauf bringt das Arbeiten mit Bestandsmaterialien natürlich zusätzliche Arbeitsschritte: Sammeln, Transportieren, Säubern, etc. Dies führt oft zu längeren Wartezeiten, vielen Abstimmungsphasen und genauem Studieren der Normen – ein ständiges und behutsames Drehen vieler kleiner Stellschräubchen. Es ist schwierig, Firmen zu finden, die einen nicht direkt mit dem Argument der Unwirtschaftlichkeit abweisen, sondern mit Bestandsmaterialien arbeiten wollen. Dieser Mehraufwand verlangt von allen Beteiligten echten Willen.
Diese Haltung setzt sich in unserer Praxis fort. Unsere Tätigkeiten reichen von Umbauten und Neugestaltungen, über experimentell-forschende Projekte bis hin zur Lehre. Es ist nicht unser Ziel, als Kollektiv immer weiter zu wachsen, sondern die breit aufgestellte Vielfältigkeit unserer Praxis voranzutreiben und nicht in klassischen Bürostrukturen, sondern grundsätzlich auf einer Ebene zusammenzuarbeiten. Intern ergeben sich dadurch für jedes Projekt anderen Konstellationen und Kompetenzhierarchien. Um der fehlenden Planungssicherheit des projektbasierten Arbeitens entgegenzuwirken, versuchen wir, die Arbeitsabläufe und Prinzipien zwischen losen und festen Strukturen weiterzuentwickeln.
In unserer Lehrtätigkeit sehen wir, dass zukünftige Architekt:innen schon eine ganz andere Haltung bezüglich Nachhaltigkeit haben. Doch gerade an den Universitäten, wo man groß denken darf und soll, werden zu oft veraltete Aufgabenstellungen gegeben. Ein schönes Gebäude zu planen, reicht heutzutage einfach nicht mehr. Wir brauchen umfassendere Visionen und müssen lernen, uns diese auch denken zu trauen. In Wahrheit muss sich Architektur einfach radikal ändern.
Das drehen an Stellschräubchen reicht eigentlich nicht. Es muss ganz viel und sehr viel schneller passieren. Aus der Praxis wissen wir, dass wir nicht mit dem Kopf durch die Wand können. Dennoch können wir hinterfragen, warum Einfamilienhäuser immer noch die häufigste Einstiegsbauaufgabe junger Architekt:innen sind. ‘Wir bauen das aus Prinzip nicht’ ist vielleicht eine zu einfache Haltung, ‘Sonst baut’s halt jemand anderes!’ ist wiederum die Generalausrede. Diesen zwiespältigen Prozess zu reflektieren, und sich in der Grauzone zwischen Nicht-Bauen und dem Bauen-wie-Bisher zu positionieren, ist unsere Aufgabe. Wir sehen unsere Projekte als Diskussionsbeiträge im größeren Diskurs. Wir wollen Teil dieser pulsierenden Umstrukturierung sein, und zu einer radikalen Veränderung der Architektur beitragen.“
Das asphalt-kollektiv ist ein multidisziplinäres Kollektiv, momentan sind acht Menschen, in unterschiedlichen Intensitäten involviert. Ihre Projekte behandeln Themen wie die nachhaltige Verwendung von Raum und Material, soziale und architektonische Utopien und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Derzeit sind sie in Berlin und Wien tätig. Das Gespräch führten wir mit Natascha Peinsipp und Felix Steinhoff.
»nextroom fragt« junge Architekt:innen. Sie wählen Orte aus, um dort mit
Ella Felber und Silvester Kreil über die Wichtigkeit und Dringlichkeit von Architektur zu sprechen. Warum macht Ihr Architektur? Wie wollt Ihr sie produzieren?
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