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Begegnung hinter historischen Fassaden – Studio SAAL verortet sich
Begegnung hinter historischen Fassaden – Studio SAAL verortet sich, Foto: Silvester Kreil

Lukas Pankraz Mähr und Solveig Furu Almo, Gründer:innen des Studio SAAL

5. April 2022 - Ella Felber, Silvester Kreil
In einem denkmalgeschützten Haus am Stadtrand von Feldkirch wird mit den Jahreszeiten gelebt. Auch die Raumnutzungen erweiterten sich über die Jahre: zunächst die gemeinsame Wohnung im ersten Stock, dann zusätzlich das Büro im Untergeschoß, und später ein Projekt: die Sanierung der Fassade.

„Wir haben nicht gedacht, dass wir irgendwann den größten Spaß daran hätten, uns mit historischen Putzen auseinanderzusetzen, und mit dem Denkmalamt zusammenzuarbeiten. Unser Schwerpunkt verlagert sich auch deshalb hin zum Bauen im Bestand, vor Ort zu agieren, und mit den Handwerkern Lösungen zu suchen und finden. Wir sprechen viel darüber, wieso wir alte Gebäude erhalten wollen: weil es nachhaltiger ist, weil sie Geschichte haben und weil die Bausubstanz oft fantastisch ist.

Warum macht man sich selbstständig? Entweder weil man aus Versehen einen Wettbewerb gewinnt, oder weil man ein Ziel verfolgt. Wir wollten uns die bestmögliche Arbeitssituation schaffen, um Projekte machen zu können, die uns etwas bedeuten. Ohne Auftrag haben wir ein Büro gegründet, und uns Studio SAAL genannt, weil das der Ort der Zusammenkunft ist. In unserer Architektur geht es um ein Miteinander.

Ästhetik, Ton und Farben sind natürlich wichtig, aber sie sind nicht so wichtig, dass alles andere darunter leiden darf. Die Zusammenarbeit unter uns, und mit Handwerkern und Bauleuten wird für uns immer relevanter. Wenn wir neue Auftraggeber:innen haben, versuchen wir mit ihnen gemeinsam eine Arbeitsweise zu entwickeln. Wir zeigen den Prozess durch Variantenstudien, diskutieren, warum wir bei diesem Entwurf angekommen sind und machen so Entscheidungen nachvollziehbar. Zudem pflegen wir regen Austausch mit anderen Büros. Die Vielfältigkeit unserer Aufgaben macht uns Spaß, auch deshalb kooperieren wir lieber mit anderen Architekturstudios als zu wachsen. Für jedes Projekt ist eine:r von uns leitend verantwortlich und hat die Übersicht. Wir versuchen geblockt an Projekten zu arbeiten, um uns vertiefen zu können, und unterstützen einander dabei.

Wir diskutieren immer, ob wir einen Auftrag annehmen, warum, und ob man hier überhaupt bauen soll. Es gibt so viel leerstehenden Wohnraum in Vorarlberg, dass dieser einen Baustopp schätzungsweise 20 Jahre lang kompensieren könnte. Wenn jemand zu uns kommt, fragen wir: Möchtet ihr wirklich bauen? Warum? Gibt es andere Möglichkeiten, wie ihr euch Raum schaffen könnt? Die Entscheidung zu bauen, sollte nicht leichtfertig getroffen werden.

Wohnbau, wie er aktuell von den meisten Wohnbauträgern in Vorarlberg betrieben wird, wollen wir nicht unterstützen. Für Bauträger, denen es nur um Gewinnoptimierung geht, planen wir nicht. Dafür haben wir nicht den Weg in die Selbstständigkeit gewählt. Generell Bauträger auszuschließen wäre aber auch falsch. Manchen geht es nicht darum, sich zu bereichern, sondern qualitativen Lebensraum zu schaffen. Klar ist: Spekulation mit Wohnraum ist falsch. Spekulation mit Grund ist falsch. Da müssen wir konsequent sein. Wir haben auch schon Nein gesagt.

Wir haben durchaus Wunschprojekte, ein Denkmalobjekt zu einem Museum umzubauen zum Beispiel, oder der Frage nachzugehen, welche Räumlichkeit, den Trauerprozess kulturübergreifend unterstützen könnte. Unabhängig von der Art des Projektes kann Architektur nie autark entstehen, sondern befindet sich immer in Bezug zur Umwelt und den Menschen, die sie bauen und beleben.“

Studio SAAL wurde 2016 in Feldkirch von Solveig Furu Almo und Lukas Pankraz Mähr gegründet. Sie arbeiten an temporärer Installationsarchitektur, denkmalpflegerischen Sanierungsprojekten, Umbauten, sowie an Neubauten und Außenraumgestaltungen. Neben ihrem Büro in Feldkirch, haben sie einen zweiten Bürositz in Vaduz.
»nextroom fragt« junge Architekt:innen. Sie wählen Orte aus, um dort mit Ella Felber und Silvester Kreil über die Wichtigkeit und Dringlichkeit von Architektur zu sprechen. Warum macht Ihr Architektur? Wie wollt Ihr sie produzieren?

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