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Johannes Zeininger – Energien bündeln
Architekt Johannes Zeininger spricht vom guten Leben in der Stadt: Dabei interessiert ihn die Frage der alternativen Energieversorgung ohne Gas und Öl ebenso wie das Zusammenleben in der Stadt des 21. Jahrhunderts. Wie beides aussehen kann, verdeutlichte er mit seinem Büro Zeininger Architekten in der Geblergasse anhand zweier Gründerzeitbauten beim Wiener Gürtel. Das Gespräch ist in ganzer Länge im Podcast Morgenbau nachzuhören.
26. Juli 2022 - Anne Isopp
„Uns geht es um das gute Leben in der dichten Stadt im 21. Jahrhundert. Ein Aspekt davon ist eine CO2-freie Energieversorgung, die dezentral aus der Liegenschaft heraus gewonnen wird. Jede Art von Verbrennung erzeugt CO2, und das muss reduziert werden. Wir befassen uns schon seit Längerem damit, wie das möglich ist. Beim Smart Block Geblergasse konnten wir zum ersten Mal Geothermie als Massespeicher für einen Energietransfer vom Sommer in den Winter anwenden. Damit scheinen wir einen Nerv getroffen zu haben. Alle wollen jetzt wissen, wie das geht.
Die Gelegenheit dazu ergab sich schrittweise. Vor ein paar Jahren kauften wir ein Gebäude in der Geblergasse, das nahezu ein Abbruchhaus war, und wollten es wieder zeitgemäß nutzbar machen. Parallel dazu beschäftigten wir uns als Teil einer Forschungsgruppe mit der Weiterentwicklung der Gründerzeitstadt. Dazu gehörte auch der Vergleich von Gasheizungen mit alternativen Systemen. Wir wollten abseits der Fernwärme schrittweise ein dezentrales Anergienetz im Block aufbauen: ein Leitungsnetz, das im Gegensatz zur Fernwärme mit Niedertemperaturtechnik arbeitet und wesentlich weniger Energieverluste aufweist. Jede Liegenschaft speist die selbst gewonnene Energie in das gemeinsame Netz ein und nimmt heraus, was es braucht. Eine Voraussetzung dafür war jedoch eine liegenschaftsübergreifende Startzelle. Diese nahmen wir gemeinsam mit einem unserer Nachbarn in Angriff, der ebenfalls sein Haus sanieren wollte. Das Energienetz ist dabei bausteinartig erweiterbar – ein großer Vorteil, wenn es um die Bestandsstadt geht.
Neben dem Spezialthema Technik und Energie geht es uns aber vor allem um das gute Leben in der dichten Stadt. In der Fachwelt sprechen wir von der Stadt der kurzen Wege, in der man sehr viel fußläufig oder mit dem Rad erreichen kann. Ich glaube, diese beiden Häuser, so wie sie sich heute zeigen, bilden einen angemessenen Hintergrund für dieses gute Leben. Wir sprechen auch von der Notwendigkeit einer ‚neuen Nachbarschaft‘. Nach einer neoliberalen Phase, in der man gesagt hat: Ich schau, wo ich bleibe, und das andere interessiert mich nicht, kommen wir jetzt aufgrund der großen Zukunftsthemen, die auf uns sozial, klimatisch und politisch zukommen, wieder zu der Erkenntnis, dass die gemeinschaftlichen Interessen wichtig sind. Wie viele andere Kulturtechniken des Alltags müssen dafür die notwendigen Fähigkeiten für ein gelingendes Miteinander (wieder) erlernt werden. Architektur hat dabei eine große Aufgabe, weil sie den Hintergrund für dieses Interagieren schafft.“
Johannes Zeininger ist Architekt in Wien, er führt seit 1990 gemeinsam mit Angelika Zeininger das Büro Zeininger Architekten in Wien. Mit dem Weiterbauen in allen Maßstäben, mit Adaptierung und Transformation beschäftigen sie sich in ihrer theoretischen und praktischen Arbeit. Die Arbeit von drei Jahrzehnten wurde mit mehreren Fachpreisen ausgezeichnet. Für den Smart Block Geblergasse erhielten sie unter anderem 2021 den Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit. Bei diesem Projekt war es erstmals möglich, Bestandsgebäude bei der Adaptierung aus den eigenen Parzellen heraus mit Wärme, Warmwasser und sommerlicher Temperierung zu versorgen. Aktuell arbeiten sie in der Gruppe AnergieUrban an weiteren Forschungsprojekten, um herauszufinden, wie dieses alternative Energiesystem in einem größeren städtischen Kontext zum Einsatz kommen kann.
Die Gelegenheit dazu ergab sich schrittweise. Vor ein paar Jahren kauften wir ein Gebäude in der Geblergasse, das nahezu ein Abbruchhaus war, und wollten es wieder zeitgemäß nutzbar machen. Parallel dazu beschäftigten wir uns als Teil einer Forschungsgruppe mit der Weiterentwicklung der Gründerzeitstadt. Dazu gehörte auch der Vergleich von Gasheizungen mit alternativen Systemen. Wir wollten abseits der Fernwärme schrittweise ein dezentrales Anergienetz im Block aufbauen: ein Leitungsnetz, das im Gegensatz zur Fernwärme mit Niedertemperaturtechnik arbeitet und wesentlich weniger Energieverluste aufweist. Jede Liegenschaft speist die selbst gewonnene Energie in das gemeinsame Netz ein und nimmt heraus, was es braucht. Eine Voraussetzung dafür war jedoch eine liegenschaftsübergreifende Startzelle. Diese nahmen wir gemeinsam mit einem unserer Nachbarn in Angriff, der ebenfalls sein Haus sanieren wollte. Das Energienetz ist dabei bausteinartig erweiterbar – ein großer Vorteil, wenn es um die Bestandsstadt geht.
Neben dem Spezialthema Technik und Energie geht es uns aber vor allem um das gute Leben in der dichten Stadt. In der Fachwelt sprechen wir von der Stadt der kurzen Wege, in der man sehr viel fußläufig oder mit dem Rad erreichen kann. Ich glaube, diese beiden Häuser, so wie sie sich heute zeigen, bilden einen angemessenen Hintergrund für dieses gute Leben. Wir sprechen auch von der Notwendigkeit einer ‚neuen Nachbarschaft‘. Nach einer neoliberalen Phase, in der man gesagt hat: Ich schau, wo ich bleibe, und das andere interessiert mich nicht, kommen wir jetzt aufgrund der großen Zukunftsthemen, die auf uns sozial, klimatisch und politisch zukommen, wieder zu der Erkenntnis, dass die gemeinschaftlichen Interessen wichtig sind. Wie viele andere Kulturtechniken des Alltags müssen dafür die notwendigen Fähigkeiten für ein gelingendes Miteinander (wieder) erlernt werden. Architektur hat dabei eine große Aufgabe, weil sie den Hintergrund für dieses Interagieren schafft.“
Johannes Zeininger ist Architekt in Wien, er führt seit 1990 gemeinsam mit Angelika Zeininger das Büro Zeininger Architekten in Wien. Mit dem Weiterbauen in allen Maßstäben, mit Adaptierung und Transformation beschäftigen sie sich in ihrer theoretischen und praktischen Arbeit. Die Arbeit von drei Jahrzehnten wurde mit mehreren Fachpreisen ausgezeichnet. Für den Smart Block Geblergasse erhielten sie unter anderem 2021 den Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit. Bei diesem Projekt war es erstmals möglich, Bestandsgebäude bei der Adaptierung aus den eigenen Parzellen heraus mit Wärme, Warmwasser und sommerlicher Temperierung zu versorgen. Aktuell arbeiten sie in der Gruppe AnergieUrban an weiteren Forschungsprojekten, um herauszufinden, wie dieses alternative Energiesystem in einem größeren städtischen Kontext zum Einsatz kommen kann.
»nextroom fragt« Architekt:innen, Bauherr:innen und Expert:innen. Die Gesprächsreihe zum nachhaltigen Bauen wird konzipiert und betreut von Anne Isopp. Im Gespräch werden unterschiedliche Dimensionen des nachhaltigen Bauens eingefangen, auf konkrete Bauten Bezug genommen und individuelle Sichtweisen abgefragt. Einige der Gespräche sind als Podcast auf morgenbau.at zu hören.