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ufo ufo – Initiative gegen Abriss
Lena Löhnert, Jeanne Astrup-Chauvaux, Sebastian Díaz de León und Florine Schüschke gründeten gemeinsam das Raumforschungskollektiv „Urban Fragment Observatory“, kurz „ufo ufo“. Mit ihrer Arbeit setzen sie sich für eine nachhaltige und sozial gerechte Stadtentwicklung ein und versuchen den aktuellen stadtpolitischen Diskurs mittels unterschiedlicher Medien auch über die Fachwelt hinaus einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen. Im Gespräch erzählt Lena Löhnert, warum wir aufhören müssen, Gebäude abzureißen, welches Potenzial in den Bestandsstrukturen der Nachkriegszeit steckt und was das Kollektiv unter einer klimagerechten Stadtentwicklung versteht.
2. Januar 2024 - Lucas Fischötter
„Der Diskurs um das Thema Abriss ist in der Fachwelt sehr präsent. Trotz generellen Konsens und zahlreicher Initiativen gegen Abrisse sind in Deutschland aber gerade auf politischer und rechtlicher Ebene noch nicht die richtigen Weichen gestellt worden, um Abrisse zu verhindern und Bestandsgebäude zu schützen. Dies betrifft insbesondere den Gewerbebau.
Die Initiative „an.dersURANIA“ ist als Folge aus dem Protestfest „Abrissstopp“ entstanden, das wir Anfang 2023 in Berlin-Schöneberg organisierten. Wir haben uns dort intensiv mit den Abrissen von Gebäuden aus der Nachkriegszeit, vor allem aus den 1970er Jahren auseinandergesetzt. Diese Gebäude sind für uns extrem wichtig, da sie momentan stark bedroht sind. Deutschlandweit gibt es zahlreiche Initiativen, die sich gegen geplante Abrisse einzelner Gebäude einsetzen, denn einerseits sind die Bewohner*innen häufig von mit dem Abriss einhergehenden sozialen Konsequenzen wie Verdrängung bedroht. Andererseits ist Abriss auch aus ökologischer Sicht und im Hinblick auf zukünftige Herausforderungen, wie dem Klimawandel und der Ressourcenknappheit sehr problematisch. Für uns sind gerade diese Bestandsstrukturen sehr erhaltenswert, da sie die Möglichkeit bieten, kostengünstig, aber vor allem auch ökologisch verträglich Raum zu gestalten. Nachhaltiges Planen und Bauen geht für uns eben nur noch im Bestand und nicht durch Abriss und Neubau. Die Gebäude stellen eine große Raumressource da, die wir nutzen müssen. Genau das wollen wir mit unseren Aktionen sichtbar machen.
Für das Gebäude An der Urania 4-10, das wir aktuell vor dem Abriss schützen möchten, haben wir eine Ökobilanzierung gemacht, die mit einberechnet, wie viel CO2 im Bestand steckt und wie viel zusätzlich bei einem Neubau entstehen würde. Es ist herausgekommen, dass wir alleine für dieses Gebäude 27 Mal den Baumbestand des Tiergartens bräuchten, um das CO2 wieder zu binden. Würde man dies hochrechnen auf alle Abrisse, die alleine in Berlin stattfinden, wird offensichtlich, dass wir nicht genug Bäume pflanzen können, um alle im Zusammenhang mit dem Abriss entstehenden Emissionen zu kompensieren. Wir können uns aus ökologischen Gründen eigentlich keinen weiteren Abriss mehr leisten.
Unter einer klimagerechten Stadt verstehen wir auch eine sozial gerechte Stadt.
Wir müssen wegkommen von einer profitorientierten hin zu einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung. Wir brauchen sozialen Wohnraum, aber natürlich auch öffentlichen Raum, der inklusiv nutzbar ist von vielen Menschen. Ich denke, das ist eine sehr große Herausforderung in Städten wie Berlin, die mit einem extremen Zuzug konfrontiert sind. Dass man es einerseits schafft, den Raumbedarf zu decken und die Stadt gleichzeitig lebenswert bleibt und nicht diejenigen verdrängt werden, die eigentlich am wenigsten die Möglichkeit haben, sich zu wehren oder sich zu beteiligen. Wir sehen aber auch, dass ein extrem starker Wille da ist, sich vor allem Dingen politisch zu engagieren. Das Positive ist, dass wir uns als junge Absolvent*innen kollektiv wahrnehmen. Wir hinterfragen elementar, wie wir gelernt haben, Architektur zu machen, versuchen uns Strategien zu überlegen, wie wir es anders machen können und stellen auch ganz klare Forderungen auf.“
Lena Löhnert ist Mitgründerin des Raumforschungskollektivs „Urban Fragment Observatory“, kurz „ufo ufo“. Das Kollektiv setzt sich für eine nachhaltige und sozial gerechte Stadtentwicklung ein und versucht den aktuellen stadtpolitischen Diskurs mittels unterschiedlicher Medien auch über die Fachwelt hinaus einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen.
Aktuell kämpfen sie mit ihrer Initiative „an.dersURANIA“ für den Erhalt eines 12-geschossigen Hochhauses in Berlin-Schöneberg und arbeiten zusammen mit einem ca. 20-köpfigen Team aus Architekt:innen, Statiker*innen und Stadtplaner*innen an einer Machbarkeitsstudie zur alternativen Umnutzung des Gewerbebaus.
Die Initiative „an.dersURANIA“ ist als Folge aus dem Protestfest „Abrissstopp“ entstanden, das wir Anfang 2023 in Berlin-Schöneberg organisierten. Wir haben uns dort intensiv mit den Abrissen von Gebäuden aus der Nachkriegszeit, vor allem aus den 1970er Jahren auseinandergesetzt. Diese Gebäude sind für uns extrem wichtig, da sie momentan stark bedroht sind. Deutschlandweit gibt es zahlreiche Initiativen, die sich gegen geplante Abrisse einzelner Gebäude einsetzen, denn einerseits sind die Bewohner*innen häufig von mit dem Abriss einhergehenden sozialen Konsequenzen wie Verdrängung bedroht. Andererseits ist Abriss auch aus ökologischer Sicht und im Hinblick auf zukünftige Herausforderungen, wie dem Klimawandel und der Ressourcenknappheit sehr problematisch. Für uns sind gerade diese Bestandsstrukturen sehr erhaltenswert, da sie die Möglichkeit bieten, kostengünstig, aber vor allem auch ökologisch verträglich Raum zu gestalten. Nachhaltiges Planen und Bauen geht für uns eben nur noch im Bestand und nicht durch Abriss und Neubau. Die Gebäude stellen eine große Raumressource da, die wir nutzen müssen. Genau das wollen wir mit unseren Aktionen sichtbar machen.
Für das Gebäude An der Urania 4-10, das wir aktuell vor dem Abriss schützen möchten, haben wir eine Ökobilanzierung gemacht, die mit einberechnet, wie viel CO2 im Bestand steckt und wie viel zusätzlich bei einem Neubau entstehen würde. Es ist herausgekommen, dass wir alleine für dieses Gebäude 27 Mal den Baumbestand des Tiergartens bräuchten, um das CO2 wieder zu binden. Würde man dies hochrechnen auf alle Abrisse, die alleine in Berlin stattfinden, wird offensichtlich, dass wir nicht genug Bäume pflanzen können, um alle im Zusammenhang mit dem Abriss entstehenden Emissionen zu kompensieren. Wir können uns aus ökologischen Gründen eigentlich keinen weiteren Abriss mehr leisten.
Unter einer klimagerechten Stadt verstehen wir auch eine sozial gerechte Stadt.
Wir müssen wegkommen von einer profitorientierten hin zu einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung. Wir brauchen sozialen Wohnraum, aber natürlich auch öffentlichen Raum, der inklusiv nutzbar ist von vielen Menschen. Ich denke, das ist eine sehr große Herausforderung in Städten wie Berlin, die mit einem extremen Zuzug konfrontiert sind. Dass man es einerseits schafft, den Raumbedarf zu decken und die Stadt gleichzeitig lebenswert bleibt und nicht diejenigen verdrängt werden, die eigentlich am wenigsten die Möglichkeit haben, sich zu wehren oder sich zu beteiligen. Wir sehen aber auch, dass ein extrem starker Wille da ist, sich vor allem Dingen politisch zu engagieren. Das Positive ist, dass wir uns als junge Absolvent*innen kollektiv wahrnehmen. Wir hinterfragen elementar, wie wir gelernt haben, Architektur zu machen, versuchen uns Strategien zu überlegen, wie wir es anders machen können und stellen auch ganz klare Forderungen auf.“
Lena Löhnert ist Mitgründerin des Raumforschungskollektivs „Urban Fragment Observatory“, kurz „ufo ufo“. Das Kollektiv setzt sich für eine nachhaltige und sozial gerechte Stadtentwicklung ein und versucht den aktuellen stadtpolitischen Diskurs mittels unterschiedlicher Medien auch über die Fachwelt hinaus einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen.
Aktuell kämpfen sie mit ihrer Initiative „an.dersURANIA“ für den Erhalt eines 12-geschossigen Hochhauses in Berlin-Schöneberg und arbeiten zusammen mit einem ca. 20-köpfigen Team aus Architekt:innen, Statiker*innen und Stadtplaner*innen an einer Machbarkeitsstudie zur alternativen Umnutzung des Gewerbebaus.
»nextroom fragt« Architekt:innen, Bauherr:innen und Expert:innen. Die Gesprächsreihe zum nachhaltigen Bauen wird konzipiert und betreut von Anne Isopp. Im Gespräch werden unterschiedliche Dimensionen des nachhaltigen Bauens eingefangen, auf konkrete Bauten Bezug genommen und individuelle Sichtweisen abgefragt. Einige der Gespräche sind als Podcast auf morgenbau.at zu hören.