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In Bergheim bei Salzburg wurde ein Versandlager zu einem lebendigen Komplex für produzierende Unternehmen, Büros und Gastronomie umgestaltet. Um das großzügige Raumgefühl und die Nutzungsoffenheit der Hallen zu erhalten, durchzogen smartvoll Architekten die Räume mit nutzungsoffenen Plattformen und verdichteten die Nutzfläche im Handelszentrum 16 von 43.000 auf circa 57.000 Quadratmeter. Gemeinsam mit dem Bauherrn Marco Sillaber zeigten sie, dass es sich lohnt, solche Bestandsbauten zu erhalten. So wurde der Bestand klug umgenutzt. Durch die minimalinvasive Herangehensweise blieb der Geist des Industriebaus erhalten und rückte zugleich in einen neuen ästhetischen Kontext.
Im Gespräch erzählen Christian Kircher und Philipp Buxbaum von smartvoll, worin das Potenzial solcher Industrieareale liegt und warum deren Umnutzungen nicht lineare Prozesse erfordern. Das Gespräch ist in voller Länge im Podcast Morgenbau anzuhören.
Der Startpunkt ist immer der gleiche: Wir kommen zu Projekten, die im Nirgendwo sind. Sie sind heruntergewirtschaftet, sehen desolat aus, mit eingeschlagenen Fenstern und so weiter. Da will keiner hin. Selbst der beste Entwickler kann damit schwer etwas machen. Deswegen muss man in Vorleistung gehen, ohne dass man den Nutzer, das Nutzerprofil oder die Funktion kennt. Man muss nutzungsoffen planen. Von Chronologie und Linearität kann man sich in diesen Prozessen wirklich verabschieden. Man schiebt alles parallel an. Die leichtesten Flächen, die gut belichtet sind, werden zuerst transformiert. Dort ziehen dann die ersten Mieter ein, währenddessen baut man woanders weiter. So arbeitet man sich zu den schwieriger zu transformierenden Flächen vor. Wir haben hier im Handelszentrum 16 die Nutzfläche von circa 43.000 auf circa 57.000 Quadratmeter nachverdichtet, indem wir neue Ebenen eingezogen haben. Wir bauen diese Gebäude minimalinvasiv um und generieren dabei einzigartige Räume. Das sind Attraktoren, die den Nutzer ansprechen. Dadurch entsteht ein Will-haben-Effekt, der notwendig ist.
Unter Adaptive Reuse verstehen wir die Wiederbelebung eines Gebäudes. Es ist enorm wichtig, dass wir solche Gebäude nicht abbrechen oder leer stehen lassen, sondern mit unseren Ressourcen schonend umgehen. Und dafür ist das Handelszentrum 16 ein super Beispiel.
Allein die Entscheidung, dieses Gebäude nicht abzubrechen, hat ein halbes Prozent der österreichischen Bau- und Abbruchleistung von einem Jahr eingespart. In diesen Häusern steckt so viel Substanz! Das sind 75.000 Tonnen Beton. Deshalb muss man solche Gebäude minimalinvasiv umbauen und den Nutzermix gut aufteilen. Das Problem ist einfach, dass dieser Umnutzungsprozess den meisten Entwicklern fremd ist. Wir müssen ihnen die Ängste nehmen und Aufklärungsarbeit leisten.“
Smartvoll Architekten wurde 2013 von Christian Kircher und Philipp Buxbaum gegründet. Ihr Motto lautet „Alles bleibt anders“. Mit dem Salzburger Investor und Projektentwickler Marco Sillaber arbeiteten sie das erste Mal als eines von mehreren Salzburger Architekturbüros bei der Panzerhalle in Maxglan (2015) zusammen. Dort gestalteten sie das Loft, die Markthalle, ein Restaurant, einige Außenanlagen und das Beauty und Style Loft.