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Barbara Feller – Baukulturelle Bildung geht uns alle an
Barbara Feller – Baukulturelle Bildung geht uns alle an, Foto: Barbara Feller

Bink ist eine österreichweite Initiative, die Kindern und Jugendlichen Baukultur vermittelt und das Interesse und Verständnis für die gestaltete Umwelt stärken will. Der gemeinnützige Verein, ein Zusammenschluss von Initiativen und Projekten in Österreich, erarbeitet didaktisches Material für den Unterricht, organisiert Symposien und Vernetzungstreffen. Seit der Gründung des Vereins 2010 ist Barbara Feller die Obfrau. Sie war von 1996 bis 2021 auch Geschäftsführerin der Architekturstiftung Österreich und erzählt im Gespräch, warum Baukulturelle Bildung mehr ist als eine rein ästhetische Bildung, warum sie in viele Unterrichtsgegenstände integriert werden kann und warum Baukultur uns alle angeht.

6. August 2024 - Anne Isopp
„Bink, die Initiative Baukulturvermittlung für junge Menschen, ist ein Zusammenschluss von Personen, Institutionen, Vereinen, aber auch Universitäten aus ganz Österreich, die sich mit dem Thema der Baukulturellen Bildung auseinandersetzen. Wir haben uns vor knapp 15 Jahren zusammengeschlossen, um gemeinsam Themen zu bearbeiten, die über die konkrete Arbeit vor Ort hinausgehen.
Es geht uns bei Baukultureller Bildung überhaupt nicht um einen Unterricht in Architektur, sondern darum, dass junge Menschen und ihre Pädagoginnen und Pädagogen lernen, ihre Umwelt bewusst wahrzunehmen, und erkennen, dass sie sich bei deren Gestaltung einbringen können. Wo und wie wir wohnen, arbeiten, unsere Freizeit verbringen, ist ja für die gesamte Gesellschaft bedeutsam. Dazu braucht es eine Sprache, in der man miteinander kommunizieren kann. Wenn man von ‚Architektur in der Schule‘ spricht, denken die meisten an eine bildnerische Erziehung, an Stilkunde und so weiter. Natürlich geht es auch darum, Gebäude besser anschauen zu können, aber wichtiger sind mir Fragen der Raumplanung, der Boden- und Ressourcennutzung. Es ist ein breites Themenfeld, das in unterschiedlichen Unterrichtsgegenständen verortet werden kann.

Mehr Baukulturelle Bildung in die Schulen zu bringen, halte ich für sehr wichtig, weil damit viele Themen unserer Zeit verbunden sind, zum Beispiel der Traum vom Einfamilienhaus im Grünen. Vielen Menschen ist nicht klar, dass das einen enormen Bodenverbrauch bedeutet, dass oft zwei bis drei Autos pro Familie verwendet werden und der Allgemeinheit hohe Kosten für den Ausbau und Erhalt der Infrastruktur entstehen. Es ist allerdings ein fest verankertes Traumbild und in solchen Bereichen merken wir, dass wir an unsere Grenzen stoßen. Deshalb scheint es uns auch besonders wichtig, jungen Menschen ein Gefühl dafür zu vermitteln, welche Auswirkungen das für sie persönlich und für die Gesellschaft hat.

Wir von bink verstehen uns als eine gemeinsame Plattform. Wir entwickeln unterstützende Materialien oder organisieren Veranstaltungen. Meine Kollegen und Kolleginnen des Netzwerks setzen das dann konkret um und machen mit Kindern und Jugendlichen Workshops in der Schule oder in der außerschulischen Jugendarbeit. Ich würde mir wünschen, dass wir mit diesem Thema in unserem Bildungsministerium ankommen. Denn wenn wir kleine Förderungen bekommen, dann ist das immer aus dem Kunst- und Kulturministerium oder von den Architektenkammern. Am Bildungsministerium beißen wir uns die Zähne aus.
Ich weiß, die Schule hat viele schwierige Themen zu bewältigen. Und doch finde ich, dass wenig Innovation stattfindet. Mir ist wichtig zu sagen, dass Baukulturelle Bildung eben keine rein ästhetische Bildung ist, sondern in viele Unterrichtsgegenstände und auch in die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit integriert werden kann. Sie ist ein Thema, das für ein gutes Leben von uns allen bedeutsam ist.“

Barbara Feller setzt sich schon seit vielen Jahren für die Baukulturvermittlung für junge Menschen ein. Seit 2010 ist sie Obfrau der österreichweiten Initiative bink – Baukulturvermittlung für junge Menschen. Seit 2001 betreut sie den Bereich Architektur beim OeAD – Agentur für Bildung und Internationalisierung. Zudem war sie von 1996 bis 2021 Geschäftsführerin der Architekturstiftung Österreich und von 2003 bis 2009 Sprecherin der Plattform für Architekturpolitik und Baukultur.
Auf der Webseite von bink findet man Informationen, Anregungen und Materialien zu Baukulturprojekten in der Kinder- und Jugendarbeit, zum Beispiel die neun Ausgaben des Baukulturkompasses zu Themen wie Wohnen, Klima, Raumplanung oder Partizipation mit konkreten Projektbeispielen, die direkt im Unterricht angewendet werden können.
»nextroom fragt« Architekt:innen, Bauherr:innen und Expert:innen. Die Gesprächsreihe zum nachhaltigen Bauen wird konzipiert und betreut von Anne Isopp. Im Gespräch werden unterschiedliche Dimensionen des nachhaltigen Bauens eingefangen, auf konkrete Bauten Bezug genommen und individuelle Sichtweisen abgefragt. Einige der Gespräche sind als Podcast auf morgenbau.at zu hören.

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