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Acht Bildungseinrichtungen mitten in Köln hatten Sanierungs- oder Neubaubedarf: Anstatt jede Einrichtung für sich zu betrachten, entschied sich die Stadt Köln gemeinsam mit den Montag Stiftungen, diese zur Bildungslandschaft Altstadt Nord zusammenzufassen.
In zahlreichen partizipativen Workshops, auch mit dem Stadtteil und vor allem den Kindern und Jugendlichen, wurden die Bedarfe ermittelt. Heute teilen sich die Einrichtungen räumliche, personelle und inhaltliche Ressourcen. Dank der kristallinen, kleinteiligeren Gestaltung durch das Architekturbüro gernot schulz : architektur fügen sich die Neubauten sehr gut in die bestehende Stadtstruktur ein.
Barbara Pampe ist Vorständin der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft und begleitete den Prozess über viele Jahre. Sie erzählt hier, wie es gelang, dass sich hier acht Bildungseinrichtungen räumliche und personelle Ressourcen miteinander teilen und inwiefern Stadt und Schule von den offenen Strukturen profitieren. Das Gespräch ist in voller Länge im Podcast Morgenbau anzuhören.
Obwohl es eigenständige Schulen und Jugendeinrichtungen sind, teilt man heute nicht nur räumliche, sondern auch personelle und inhaltliche Ressourcen miteinander. Zum Beispiel bieten die Schulen und Jugendeinrichtungen gemeinsame AGs an, in denen sich alle Kinder und Jugendlichen aus den unterschiedlichen Einrichtungen begegnen. Die Idee ist, über den ganzen Bildungsweg Verbindungen zu schaffen. Auch der Stadtteil und der Park dienen dabei als Lernmöglichkeit.
Wir haben in einem sogenannten Phase-Null-Prozess die Bedarfe ermittelt: Wer braucht welche Räumlichkeiten und Flächen? Welche davon können auch gemeinsam genutzt werden? Dabei haben wir Eigen-, Misch- und Verbundnutzungen ermittelt. So ist das Raumprogramm entstanden. In der Realschule zum Beispiel gibt es die Lehrküche, die von allen Einrichtungen mitbenutzt werden kann. Zu den sogenannten Verbundnutzungen zählen das Studienhaus und die Mensa, die zentral und gut erreichbar für alle sind. Da die Mensa von allen Einrichtungen genutzt wird, war es möglich, eine Frischkochküche einzurichten. Diese sogenannten Synergieeffekte haben sich im Laufe des Prozesses herauskristallisiert.
In der Planung von Bildungseinrichtungen kommt so viel zusammen, gerade an so einem Standort. Es gibt die Belange des Quartiers, der Politik, die Vorgaben der Stadt und des Landes und natürlich die spezifischen Anforderungen der Einrichtungen. Zusätzlich braucht es noch den Blick in die Zukunft, der in den Regularien nie abgebildet ist. Dafür ist die Bereitschaft aller nötig, sich an einen Tisch zu setzen, die Dinge miteinander zu verhandeln. Für unsere Stiftung ist es ein ganz besonderes Projekt, weil es die Anfänge der pädagogischen Architektur bedeutete und weil wir es über einen so langen Zeitraum, fast 18 Jahre, begleiteten.
Ein Gewinn aus diesem ganzen Prozess ist auch der gemeinsam von den Bildungseinrichtungen und dem Stadtteil genutzte Außenraum. Der Park wurde dabei aufgewertet: Von einem sauberen Park mit mehr Spiel-, Aufenthalts- und Bewegungsangeboten profitieren alle.
Der Entwurf für die Neubauten von gernot schulz : architektur überzeugte die Jury. Die polygonalen Stadtbausteine führen dazu, dass der öffentliche Raum durch die Bildungslandschaft fließt. Ich glaube, das Neue und Überzeugende ist, dass dadurch eine Kommunikation zwischen Schule und öffentlichem Raum entsteht. Die Menschen, die an den Gebäuden vorbeilaufen, können in die Schule reingucken. Und genauso sind auch die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen in den Einrichtungen immer mit dem Stadtteil verbunden. Das ist der Mehrwert des Ortes und des Entwurfs der Neubauten.
In Zukunft geht es nun darum, diese Verknüpfung, diese Kooperationen und räumlichen Synergien mit dem Quartier weiterzuentwickeln.“
Barbara Pampe ist Vorständin der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft. Sie hat Architektur und Internationales Projektmanagement in Bordeaux, Weimar, Delft und Stuttgart studiert, im Bereich Schulbau geforscht und gelehrt. Sie ist Autorin und Initiatorin diverser Publikationen und Projekte zum Thema zukunftsfähiger Schulbau. Parallel zu ihrer Tätigkeit in den Montag Stiftungen lehrte sie an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland.
Die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung, die zur Gruppe der Montag Stiftungen in Bonn gehört. Sie engagiert sich für eine chancengerechte Alltagswelt, die Kindern und Jugendlichen bestmögliche Entwicklungs- und Bildungschancen eröffnet.