Bauwerk

Museum Sammlung Frieder Burda
Richard Meier - Baden-Baden (D) - 2004
Museum Sammlung Frieder Burda © Sammlung Frieder Burda
Museum Sammlung Frieder Burda © Sammlung Frieder Burda
Museum Sammlung Frieder Burda © Sammlung Frieder Burda
Museum Sammlung Frieder Burda © Sammlung Frieder Burda

Die Antwort auf Flick

Sammlung Frieder Burda: Zukunftsweisendes Privatmusem

26. Oktober 2004
Ein privat finanziertes Museum mitten in der deutschen Provinz ist auf dem besten Weg dazu, den Kunsttempeln in den Großstädten den Rang abzulaufen.

Bereits 9600 Besucher

Der Unternehmer und Kunstsammler Frieder Burda hat der 50.000-Einwohner-Stadt Baden-Baden am Fuße des Schwarzwaldes einen Prachtbau spendiert, in dem er seine seit 30 Jahren gewachsene, international bedeutsame Privatsammlung zeigt.

Für die Besucher des neuen Museums ist bereits Schlange stehen angesagt: Seit die vom US-Stararchitekten Richard Meier entworfene Sammlung am Samstag fürs Publikum geöffnet wurde, haben sie schon 9600 Menschen besucht.

Kaufkriterium „Herzklopfen“

Mehr als 550 Kunstwerke der klassischen Moderne und der zeitgenössischen Kunst hat Burda in den vergangenen drei Jahrzehnten gesammelt - mit einem, wie auch Kritiker einräumen, beinahe unheimlichen Gespür für Qualität. Dabei hat der zweite Sohn des Verlegerehepaars Franz und Aenne Burda nach eigenen Angaben nur gekauft, was ihn auch „persönlich angesprochen“ oder „Herzklopfen“ verursacht hat.

Joseph Beuys etwa sucht man vergeblich, ebenso wie Jörg Immendorff. Von seiner persönlichen Leidenschaft für Farbe und Malerei zeugen 150 Hauptwerke, die bis zum 20. Februar in Baden-Baden gezeigt werden.

Staatlich-private Kooperation

Sammlermuseen gibt es einige. Dass ein Mäzen aber ein komplettes Haus baut - das allein 20 Millionen Euro gekostet hat -, den täglichen Betrieb ebenfalls aus eigener Tasche finanziert und sich dazu noch baulich wie inhaltlich an ein traditionsreiches Museum andockt, dürfte Modellcharakter haben - mehr dazu in „Trend zu Privatmuseen?“.

Burda kooperiert eng mit der benachbarten Baden-Badener Staatlichen Kunsthalle. Die neuartige Zusammenarbeit - symbolisiert durch eine gläserne Verbindungsbrücke - wird schon bei der häuserübergreifenden Eröffnungsschau demonstriert.

„Frieder Burda bezahlt alles“

Anlass für das großzügige Geschenk an seine Heimatstadt war der Wunsch des 68-Jährigen, seine hochkarätige Sammlung dauerhaft zu sichern.

Burda hat dazu eine gemeinnützige Stiftung eingerichtet. „Das Finanzierungsmodell ist denkbar einfach“, erklärt ein Sprecher: „Frieder Burda bezahlt alles.“ Nur das Grundstück wird dem Kunstsammler vom Land Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt.

Nachhaltigkeit statt Sensationsgier

Die Kunstkritiker sehen in diesem großzügigen Konzept vor allem eine Antwort auf Projekte wie die umstrittene „Flick Collection“ in Berlin: „Wo andere auf rasch wechselnde Sensationen setzen, bemüht [Burda] sich um eine nachhaltige Wirkung der Kunst“, heißt es etwa in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Burdas Museum sei ein „in einer Region verwurzelten Gegenmodell gegen allzu triumphal auftretende Großsammler“, spielt das Blatt auf die bombastische Eröffnung der Flick-Schau vor wenigen Wochen an.

„Gediegen wie der Kaffee im Kurpark“

Dass Burdas Sammeltätigkeit bisher höchst erfolgreich verlaufen ist, darin ist sich das deutsche Feuilleton einig. Einzig die „Frankfurter Rundschau“ mischt in ihre Lobeshymne schnippische Kritik: „Sie ist schön geworden, seine Kunstvilla, sehr repräsentativ; von gediegener Qualität wie der Kaffee im Kurpark.“

Kein Geld mehr für Experimente?

Die „Welt am Sonntag“, die an der Sammlung per se ganz und gar nichts auszusetzen hat, sieht mit den sinkenden Ankaufsbudgets der staatlichen Museen - und der damit verbundenen Abkehr von Gießkannenprinzip und demokratischen Entscheidungsstrukturen - allerdings ein neues Problem auf die Kunstwelt zukommen: „Da Privatsammler eine immer wichtigere Rolle spielen, wird auch ihr Privatgeschmack eine immer wichtigere Rolle spielen.“

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Bildagentur

ARTUR IMAGES