Bauwerk
Gastronomiegeschoß-Umbau im Palais Schwarzenberg
Hermann Czech - Wien (A) - 1984
19. Oktober 2001 - Az W
Der Umbau des Souterrains ist eine kombinierte Lösung von Problemen aller drei im Haus befindlichen Betriebszweige: Die Küche wurde verlegt und vergrößert, die Versorgung der Säle im Hochparterre wurde verbessert, das Hotel erhielt zusätzliche Aufenthaltsräume, eine Halle und eine Bar, die mit dem neugestalteten Restaurant räumlich verbunden und in verschiedenen Kombinationen nutzbar sind.
Ausgangspunkt des Umbaus war die architektonische Substanz des Gebäudes, seine Grundrissgliederung, seine Gewölbeformen, seine Niveauverhältnisse. Diese Elemente sind keineswegs so einfach und einheitlich, wie man aufgrund der Fassaden annehmen könnte. Vielfach waren sie durch Änderungen während der Bauzeit oder durch spätere Einbauten gestört oder verdeckt. So liegt die neue Hauptküche in einer bereits im 18. Jahrhundert völlig verbauten Sala, die durch eine den darüberliegenden Kuppelsaalfußboden tragende regelmäßige Pfeilerstellung gebildet wird. Dieser Raum ist jetzt erstmals als ganzer genutzt.
Sowohl die Arbeitsräume als auch die dem Gast zugänglichen Räume holen in ihrer Gestaltung die Gliederung der Bausubstanz heraus – auch dort, wo sie durch Unregelmäßigkeiten ihre zeitliche Schichtung verrät.
Niemals aber konnte die Absicht bestehen, ein „barockes” Restaurant zu entwerfen, in Räumen, die zur Entstehungszeit eine dienende Funktion hatten.
Die architektonischen Mittel sind die unserer Zeit – auch wenn sie selbst wieder historische Klischees wie Kristallleuchten usw. einbeziehen. Es ist die heutige Vorstellung eines eleganten Restaurants – die eine kritische und ironische Sicht nicht ausschließt, die Clientele soll sich wohlfühlen, aber auch gefordert werden. Dem Teppichentwurf von Christian Ludwig Attersee liegt diese Haltung ebenfalls zugrunde. (Zusammenfassung des Bauberichts von Hermann Czech, 1984)
(Die ursprüngliche, auf den Farbgestalter Hubert Schönborn und den Architekten Cajus Dürfeld zurückgehende Hotelrezeption, vom Czech-Umbau respektiert, wurde erst 1990–91 umgestaltet; Czech trug dazu die sich von dieser Intervention abhebende, funktionell nicht unkomplizierte Eingangstürgruppe bei.)
*
„...Der Umbau stellt eine exemplarische architektonische und denkmalpflegerische Leistung dar. Exemplarisch deshalb, weil hier in einem komplexen Planungsprozeß eine Synthese von Raumprogramm und Bausubstanz erreicht wurde, ohne das eine zu verstümmeln oder die andere zu verletzen. Es wurde aber nicht auf den Idealtypus Barockschloß, sondern auf die historische Realität, auf den durch die Zeiten veränderten Unterbau Bezug genommen und dessen räumliches Angebot für die heutigen Bedürfnisse adaptiert. So wird in der Hauptküche zum ersten Mal die Sala terrena in ihrer räumlichen Figuration sichtbar, ohne jedoch den Status einer einfachen Gewölbekonstruktion zu verlassen. Idealtypisch reagiert Czech eher durch seine Vision von einer gehobenen gastronomischen Architektur, die alle Konventionen und Klischees, manchmal ernsthaft, manchmal ironisch distanziert benutzt oder modifiziert. Der verwöhnte Gast findet sozusagen alles vor, was er erwartet, um aber gleichzeitig aufgeschreckt oder zumindest irritiert zu werden. Czech hat nicht nur die unterschiedlichen Souterrainlagen der Räume visuell „thematisiert”, sondern auch die vielfältigen Niveaubeziehungen und die Unregelmäßigkeiten der Mauersubstanz mit zufälligen Durchblicken, Verbindungen oder Störungen. Regel und Regelverletzung sind gleichwertig. Das gestalterische Konzept ist auf eine Dialektik von Ruhe und Bewegung aufgebaut, sowohl für die Augen als auch für die Beine. Das Restaurant ist also nicht, was man in einem solchen Zusammenhang vielleicht auch denkmalpflegerisch erwarten würde, auf eine „Stileinheitlichkeit” hin entworfen, was eine Verdrängung von Geschichte durch eine erfundene Geschichtlichkeit wäre, sondern Geschichte ist präsent, auch im Banalen und Alltäglichen, indem auf jede Spur der Geschichte reagiert wird, ohne auch nur einen Augenblick den heutigen Bewußtseinsstand zu verlassen (Teppiche ... Christian Ludwig Attersee...)...” (Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Bd. III/1: Wien, 1.-12. Bezirk; Salzburg-Wien 1990, S. 141f.)
Ausgangspunkt des Umbaus war die architektonische Substanz des Gebäudes, seine Grundrissgliederung, seine Gewölbeformen, seine Niveauverhältnisse. Diese Elemente sind keineswegs so einfach und einheitlich, wie man aufgrund der Fassaden annehmen könnte. Vielfach waren sie durch Änderungen während der Bauzeit oder durch spätere Einbauten gestört oder verdeckt. So liegt die neue Hauptküche in einer bereits im 18. Jahrhundert völlig verbauten Sala, die durch eine den darüberliegenden Kuppelsaalfußboden tragende regelmäßige Pfeilerstellung gebildet wird. Dieser Raum ist jetzt erstmals als ganzer genutzt.
Sowohl die Arbeitsräume als auch die dem Gast zugänglichen Räume holen in ihrer Gestaltung die Gliederung der Bausubstanz heraus – auch dort, wo sie durch Unregelmäßigkeiten ihre zeitliche Schichtung verrät.
Niemals aber konnte die Absicht bestehen, ein „barockes” Restaurant zu entwerfen, in Räumen, die zur Entstehungszeit eine dienende Funktion hatten.
Die architektonischen Mittel sind die unserer Zeit – auch wenn sie selbst wieder historische Klischees wie Kristallleuchten usw. einbeziehen. Es ist die heutige Vorstellung eines eleganten Restaurants – die eine kritische und ironische Sicht nicht ausschließt, die Clientele soll sich wohlfühlen, aber auch gefordert werden. Dem Teppichentwurf von Christian Ludwig Attersee liegt diese Haltung ebenfalls zugrunde. (Zusammenfassung des Bauberichts von Hermann Czech, 1984)
(Die ursprüngliche, auf den Farbgestalter Hubert Schönborn und den Architekten Cajus Dürfeld zurückgehende Hotelrezeption, vom Czech-Umbau respektiert, wurde erst 1990–91 umgestaltet; Czech trug dazu die sich von dieser Intervention abhebende, funktionell nicht unkomplizierte Eingangstürgruppe bei.)
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„...Der Umbau stellt eine exemplarische architektonische und denkmalpflegerische Leistung dar. Exemplarisch deshalb, weil hier in einem komplexen Planungsprozeß eine Synthese von Raumprogramm und Bausubstanz erreicht wurde, ohne das eine zu verstümmeln oder die andere zu verletzen. Es wurde aber nicht auf den Idealtypus Barockschloß, sondern auf die historische Realität, auf den durch die Zeiten veränderten Unterbau Bezug genommen und dessen räumliches Angebot für die heutigen Bedürfnisse adaptiert. So wird in der Hauptküche zum ersten Mal die Sala terrena in ihrer räumlichen Figuration sichtbar, ohne jedoch den Status einer einfachen Gewölbekonstruktion zu verlassen. Idealtypisch reagiert Czech eher durch seine Vision von einer gehobenen gastronomischen Architektur, die alle Konventionen und Klischees, manchmal ernsthaft, manchmal ironisch distanziert benutzt oder modifiziert. Der verwöhnte Gast findet sozusagen alles vor, was er erwartet, um aber gleichzeitig aufgeschreckt oder zumindest irritiert zu werden. Czech hat nicht nur die unterschiedlichen Souterrainlagen der Räume visuell „thematisiert”, sondern auch die vielfältigen Niveaubeziehungen und die Unregelmäßigkeiten der Mauersubstanz mit zufälligen Durchblicken, Verbindungen oder Störungen. Regel und Regelverletzung sind gleichwertig. Das gestalterische Konzept ist auf eine Dialektik von Ruhe und Bewegung aufgebaut, sowohl für die Augen als auch für die Beine. Das Restaurant ist also nicht, was man in einem solchen Zusammenhang vielleicht auch denkmalpflegerisch erwarten würde, auf eine „Stileinheitlichkeit” hin entworfen, was eine Verdrängung von Geschichte durch eine erfundene Geschichtlichkeit wäre, sondern Geschichte ist präsent, auch im Banalen und Alltäglichen, indem auf jede Spur der Geschichte reagiert wird, ohne auch nur einen Augenblick den heutigen Bewußtseinsstand zu verlassen (Teppiche ... Christian Ludwig Attersee...)...” (Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Bd. III/1: Wien, 1.-12. Bezirk; Salzburg-Wien 1990, S. 141f.)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Karl Johannes von Schwarzenberg
Fotografie