Bauwerk

Philips-Haus Wien
Josef Weichenberger Architects - Wien (A) - 2018
Philips-Haus Wien, Foto: Leo Fellinger
Philips-Haus Wien, Foto: Leo Fellinger
25. Januar 2019 - newroom
Spatenstich für den ursprünglich als Bürohochhaus für die österreichische Konzernzentrale von Philips geplanten Bau war am 1. November 1961, die Fertigstellung erfolgte am 21. April 1965. Figur und Anatomie des Gebäudes sind unverwechselbar. Es steht auf vier schlanken, nach außen sichtbaren Stahlbetonstützen.

Die Stockwerke werden – ähnlich eines Brückenträgers – mit je zwei 71 Meter langen Geschossträgern aus Spannbeton gebildet, die von den Stahlbetonstützen gehalten werden. Diese sind durch 14 Meter lange Querträger miteinander verbunden. So „wirken die Stockwerke des Hochhauses wie Regalbretter, die in zwei Leitern eingeschoben wurden“ (Zitat Bundesdenkmalamt). Die Stützweite der Längsträger beträgt 39 Meter, die Auskragung an den Seiten jeweils 16 Meter. Der dreigeschossige Flachbau ist schubladenähnlich unter das Hochhaus-Regal geschoben. Er ist 76 Meter lang und ragt versetzt unter dem Hochhaus hervor, mit dem er nur durch die Kerngruppe verbunden ist.

Das etwa 50 Meter hohe Gebäude im Gesamten ist ein Meisterwerk der Statik – verantwortlich zeichneten der Wiener Bauingenieur und Statiker Robert Krapfenbauer in Zusammenarbeit mit Dyckerhoff & Widmann aus München. Die – durch die Brückenkonstruktion – stützenfrei gehaltenen Geschossebenen ermöglichten in den 60 Jahren die ersten Großraumbüros Österreichs und nun eine ideale Ausgangssituation für ein besonders nachhaltiges Refurbishment des Philips-Hauses.
Diese offene Struktur bot die perfekte Grundlage für unterschiedlichste Ausformulierungen – vom Loft bis hin zum kleinen Apartment wurden alle Möglichkeiten genutzt, um das Gebäude in zeitgemäße Wohnformen zu übertragen. Entstanden ist ein „Vertical Village“ mit Serviced Apartments, Supermärkten, Gastronomie, Fitnesscenter sowie Parkplätzen und künftigem U-Bahn-Anschluss der neuen U2.

In den neun Regelgeschossen des Hochhauses wurden 135 Apartments in der Größe von 30 bis 46 m² als Vorsorgewohnungen errichtet. Sie dienen nicht dem Eigenbedarf, sondern werden mit hotelähnlicher Infrastruktur tage- bis monatsweise voll möbliert vermietet.

Die Revitalisierung des Gebäudes fand in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt statt – seit 2010 stehen Erschließungskerne und Fassade unter Denkmalschutz. Die Rekonstruktion der Fensterbänder aus Aluminium erfolgte nach Schwanzers Originalplänen. Eine Aufschüttung des Geländes aus einem Umbau in den 90er Jahren vor der südlichen Panoramafensterfront wurde rückgebaut, so dass – wie von Schwanzer gewollt – das freie Schweben des Flachbaus wieder sichtbar gemacht wurde. (Text: Architekten, leicht gekürzt)

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