Bauwerk
Wohnhaus Schwendermarkt
Fellerer / Vendl - Wien (A) - 2003
Schlanker Solitär auf dem Markt
Ein von den Architekten Andreas Fellerer und Jiri Vendl geplantes Wohnhaus ist Teil der Grätzel- Revitalisierung am Schwendermarkt.
30. Mai 2003 - Franziska Leeb
Dass der seit 1833 an der Äußeren Mariahilfer Straße im 15. Bezirk bestehende Schwendermarkt ein traditionsreicher Handelsplatz ist und an einer wichtigen Stadtachse liegt, hat ihn nicht vor der Verwahrlosung bewahrt. Angesichts heruntergekommener und leer stehender Standeln gab es deshalb Ambitionen, das Marktgebiet durch eine Wohnbebauung, die auch Geschäftsflächen für die Marktstandler bieten sollte, zu ersetzen. 1994 wurden fünf Architekturbüros zum Wettbewerb geladen, den Andreas Fellerer und Jiri Vendl für sich entschieden.
Bald regte sich Widerstand gegen den Abriss des Marktes und den Neubau. Einigkeit herrschte nur darin, dass etwas geschehen müsse, um die miserablen Zustände zu beheben und den Verslumungstendenzen entgegen zu wirken. Irgendwann hatten sie das Projekt bereits abgeschrieben, erzählen heute die Architekten Fellerer und Vendl. Bis vor drei Jahren eine salomonische Lösung gefunden war. Ein Teil des Marktgeländes wurde an die Wohnbaugenossenschaft Heimbau verkauft, um hier einen gegenüber den ursprünglichen Plänen auf etwa ein Drittel reduzierten Neubau zu errichten. Der verbleibende Markt wurde saniert und attraktiver gestaltet.
Wie schon das größere Wettbewerbsprojekt ankündigte, zählen Fellerer und Vendl nicht zu der Sorte Architekten, die ihre Bauten spektakulär in Szene setzen. Dennoch ist der vorige Woche den Mietern übergebene Bau mit 54 Wohnungen ein signifikanter Blickfang geworden. Der nur zwölf Meter tiefe und 90 m Meter lange Baukörper steht ohne direkte Nachbarn im Anschluss an einen neu gestalteten Platz neben dem sanierten Marktgelände. Die abgerundeten Schmalseiten verstärken den Charakter eines Solitärs und den Eindruck der Schlankheit.
Ein guter Grund für die Rundungen ist aber auch die Janusköpfigkeit des Gebäudes. Denn sie leiten den Betrachter von der einen Straßenfassade zur zweiten. An jener zur Mariahilfer Straße liegen der Haupteingang, eine erdgeschoßige Ladenzone und darüber die Laubengänge, über die man zu den Wohnungen kommt. Da der Straßenraum hier außer einer großen Verkehrbelastung wenig zu bieten hat, ist die Zugangszone mit einem metallischen Gewebe abgeschirmt. Es bietet Witterungsschutz, verschmutzt weniger sichtbar als Glas und legt einen silbrig flimmernden Schleier zwischen die private Wohnlichkeit und das unwirtlichere Draußen.
Die zweite Erdgeschoßzone liegt eine Ebene tiefer entlang der als Fußgängerzone gestalteten Schwendergasse. Die Wohngeschoße darüber öffnen sich zum ruhigen Straßenraum mit in die Fassade eingeschnittenen Loggien. Die Laibungen und Decken der Loggien sind wie die Außenwände mit grauen Eternitplatten verkleidet, was für eine reliefartig anmutende Fassade von angenehm ruhiger Ausstrahlung sorgt. Große Fenster mit verglasten Parapeten und Oberlichten sorgen für gute Lichtverhältnisse und einen Hauch von Großzügigkeit. Sonst war an Extravaganzen wenig möglich, schließlich handelt es sich um geförderte Mietwohnungen, die übrigens bereits im Dezember alle bereits vergeben waren.
Was allerdings schon ganz besonders ist, sind die sieben Dachmaisonetten, deren obere Geschoße sich mit ihren stadteinwärts geneigten Dächern wie Sägezähne abzeichnen. Von hier reicht die Aussicht bis zur Gloriette, nach Steinhof und in den Wienerwald. Die geräumigen Dachterrassen zwischen den Wohnungen sind zur Mariahilfer Straße hin durch Verglasung vor Lärm geschützt. Von den Gemeinschaftsterrassen an den Enden der Dachflächen kommen auch Bewohner tiefer liegender Geschoße in den Genuss des tollen Ausblicks.
Im „Kurier“ wurde das Haus recht übertrieben als „Wohnpalast“ tituliert. Doch weder das unprätentiöse Äußere noch die Wohnungen haben etwas aufgesetzt Protziges. Es handelt sich nur um ein städtebaulich gut gesetztes Haus mit hoher Wohnqualität, das dem Umfeld einen neuen Impuls verleiht. Kein Palast, aber ein Musterbeispiel an solider, menschenfreundlicher Wohnarchitektur in einem ökonomisch engen Korsett.
Bald regte sich Widerstand gegen den Abriss des Marktes und den Neubau. Einigkeit herrschte nur darin, dass etwas geschehen müsse, um die miserablen Zustände zu beheben und den Verslumungstendenzen entgegen zu wirken. Irgendwann hatten sie das Projekt bereits abgeschrieben, erzählen heute die Architekten Fellerer und Vendl. Bis vor drei Jahren eine salomonische Lösung gefunden war. Ein Teil des Marktgeländes wurde an die Wohnbaugenossenschaft Heimbau verkauft, um hier einen gegenüber den ursprünglichen Plänen auf etwa ein Drittel reduzierten Neubau zu errichten. Der verbleibende Markt wurde saniert und attraktiver gestaltet.
Wie schon das größere Wettbewerbsprojekt ankündigte, zählen Fellerer und Vendl nicht zu der Sorte Architekten, die ihre Bauten spektakulär in Szene setzen. Dennoch ist der vorige Woche den Mietern übergebene Bau mit 54 Wohnungen ein signifikanter Blickfang geworden. Der nur zwölf Meter tiefe und 90 m Meter lange Baukörper steht ohne direkte Nachbarn im Anschluss an einen neu gestalteten Platz neben dem sanierten Marktgelände. Die abgerundeten Schmalseiten verstärken den Charakter eines Solitärs und den Eindruck der Schlankheit.
Ein guter Grund für die Rundungen ist aber auch die Janusköpfigkeit des Gebäudes. Denn sie leiten den Betrachter von der einen Straßenfassade zur zweiten. An jener zur Mariahilfer Straße liegen der Haupteingang, eine erdgeschoßige Ladenzone und darüber die Laubengänge, über die man zu den Wohnungen kommt. Da der Straßenraum hier außer einer großen Verkehrbelastung wenig zu bieten hat, ist die Zugangszone mit einem metallischen Gewebe abgeschirmt. Es bietet Witterungsschutz, verschmutzt weniger sichtbar als Glas und legt einen silbrig flimmernden Schleier zwischen die private Wohnlichkeit und das unwirtlichere Draußen.
Die zweite Erdgeschoßzone liegt eine Ebene tiefer entlang der als Fußgängerzone gestalteten Schwendergasse. Die Wohngeschoße darüber öffnen sich zum ruhigen Straßenraum mit in die Fassade eingeschnittenen Loggien. Die Laibungen und Decken der Loggien sind wie die Außenwände mit grauen Eternitplatten verkleidet, was für eine reliefartig anmutende Fassade von angenehm ruhiger Ausstrahlung sorgt. Große Fenster mit verglasten Parapeten und Oberlichten sorgen für gute Lichtverhältnisse und einen Hauch von Großzügigkeit. Sonst war an Extravaganzen wenig möglich, schließlich handelt es sich um geförderte Mietwohnungen, die übrigens bereits im Dezember alle bereits vergeben waren.
Was allerdings schon ganz besonders ist, sind die sieben Dachmaisonetten, deren obere Geschoße sich mit ihren stadteinwärts geneigten Dächern wie Sägezähne abzeichnen. Von hier reicht die Aussicht bis zur Gloriette, nach Steinhof und in den Wienerwald. Die geräumigen Dachterrassen zwischen den Wohnungen sind zur Mariahilfer Straße hin durch Verglasung vor Lärm geschützt. Von den Gemeinschaftsterrassen an den Enden der Dachflächen kommen auch Bewohner tiefer liegender Geschoße in den Genuss des tollen Ausblicks.
Im „Kurier“ wurde das Haus recht übertrieben als „Wohnpalast“ tituliert. Doch weder das unprätentiöse Äußere noch die Wohnungen haben etwas aufgesetzt Protziges. Es handelt sich nur um ein städtebaulich gut gesetztes Haus mit hoher Wohnqualität, das dem Umfeld einen neuen Impuls verleiht. Kein Palast, aber ein Musterbeispiel an solider, menschenfreundlicher Wohnarchitektur in einem ökonomisch engen Korsett.
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