Bauwerk
Reifenshop/Art Exchange
Gräfensteiner Architekten - Zürich (CH) - 2000
Ein Pneuhaus als Sehnsuchtsort
Am Zürcher Mythenquai irritiert eine künstlerisch- architektonische Installation die Pendler.
17. Oktober 2000 - Axel Simon
Ein Pneuhaus zu bauen, ist für Architekten nicht der spannendste Auftrag. Liegt das Grundstück noch zwischen dem Bahnhof Wollishofen und dem Mythenquai, einer der befahrensten Strassen Zürichs, scheint der Entwurf eines billigen, funktionalen Gebäudes fast unausweichlich.
Genau das haben die beiden jungen Zürcher Architekten Stefan Camenzind und Michael Gräfensteiner mit ihrem zweigeschossigen Gebäude vermieden. Über dem Erdgeschoss mit Montage und Verkauf liegt das Lager, in dem die Reifen der Kundschaft überwintern bzw. -sommern. Der Clou: Dieses fensterlose Lagergeschoss tritt abends als strahlende Vitrine in Erscheinung. Eine beleuchtete, gläserne Raumschicht umhüllt das Stockwerk auf allen Seiten. Der Auftraggeber konnte davon überzeugt werden, mehr als 30 Quadratmeter seines Lagers der Kunst zu opfern. Diese „drive-by-gallery“, wie die Architekten sie nennen, zieht nun die Aufmerksamkeit der pendelnden Öffentlichkeit auf sich.
Derzeit macht eine Fotoinstallation von Martina Issler aus dem Gebäude ein Kunstobjekt. Hier, wo die Autofahrer dem vor ihren Blicken verborgenen Wasser am nächsten sind, trägt die Künstlerin den See an die Strasse, macht aus dem Reifenhaus ein riesiges Aquarium, das von einer - nicht lebenden - Schwimmerin ruhig durchschwommen wird. Issler bewahrt so die Architektur davor, unangemessen, weil zu ambitioniert für den Ort zu sein. Es ist ihr gelungen, einen poetischen Ort zu schaffen, der Sehnsucht weckt und die Gedanken schweifen lässt, „dahin, wo Ferne naht“.
Zu hoffen ist, dass auch in Zukunft kein Michelin-Männchen von dort oben heruntergrinst, sondern dass der Bauherr weiterhin jungen Künstlerinnen und Künstlern die Chance geben wird, diesen unwirtlichen Ort zu verzaubern.
Genau das haben die beiden jungen Zürcher Architekten Stefan Camenzind und Michael Gräfensteiner mit ihrem zweigeschossigen Gebäude vermieden. Über dem Erdgeschoss mit Montage und Verkauf liegt das Lager, in dem die Reifen der Kundschaft überwintern bzw. -sommern. Der Clou: Dieses fensterlose Lagergeschoss tritt abends als strahlende Vitrine in Erscheinung. Eine beleuchtete, gläserne Raumschicht umhüllt das Stockwerk auf allen Seiten. Der Auftraggeber konnte davon überzeugt werden, mehr als 30 Quadratmeter seines Lagers der Kunst zu opfern. Diese „drive-by-gallery“, wie die Architekten sie nennen, zieht nun die Aufmerksamkeit der pendelnden Öffentlichkeit auf sich.
Derzeit macht eine Fotoinstallation von Martina Issler aus dem Gebäude ein Kunstobjekt. Hier, wo die Autofahrer dem vor ihren Blicken verborgenen Wasser am nächsten sind, trägt die Künstlerin den See an die Strasse, macht aus dem Reifenhaus ein riesiges Aquarium, das von einer - nicht lebenden - Schwimmerin ruhig durchschwommen wird. Issler bewahrt so die Architektur davor, unangemessen, weil zu ambitioniert für den Ort zu sein. Es ist ihr gelungen, einen poetischen Ort zu schaffen, der Sehnsucht weckt und die Gedanken schweifen lässt, „dahin, wo Ferne naht“.
Zu hoffen ist, dass auch in Zukunft kein Michelin-Männchen von dort oben heruntergrinst, sondern dass der Bauherr weiterhin jungen Künstlerinnen und Künstlern die Chance geben wird, diesen unwirtlichen Ort zu verzaubern.
Für den Beitrag verantwortlich: TagesAnzeiger
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