Die Bautypologie eines Turmes am Steilhang steht nicht nur im Dienste eines erhabenen Ausblicks, sondern bietet den Vorteil einer sehr sparsamen Fundierung im schwierigen Gelände. Erschlossen wird dieser, auch in seiner Materialbehandlung „elementare“ Wohnturm an seinem Fusspunkt, der sich in seiner Öffnung zum umgebenden Wald als der öffentliche Teil des Haus erweist. Über der Eingangsebene mit der „guten Stube“ liegt das Galeriegeschoss mit der Küche, während die beiden Ebenen darüber mit je zwei Schlafräumen als die Rückzugsbereiche des Turmes sehr sparsam und gezielt Öffnungen nach aussen setzen. Nicht das indifferente Tableau eines omnipräsenten Ausblicks ist hier das Thema, sondern der ortsgerechte Fokus auf bestimmte Elemente in der Landschaft. Nur auf der Dachterrasse ist der Blickwinkel panoramatisch geöffnet.

In konstruktiver Hinsicht erweist der kompakte Wohnturm der klassischen Handwerkskunst des Blockbaus eine kraftvolle Reverenz. Man entschloss sich zu einer „puren“ Verwendung des Holzes, um seine bauphysikalischen Eigenschaften auszuloten und seine sinnlichen Eigenschaften (Haptik, Geruch) unverfälscht im Wohnraum erlebbar zu machen. Im Sinne dieser puren Materialverwendung wurde der Blockbau auch ohne zusätzliche Wärmedämmung, also jenseits der Standards der Passivhaustechnologie umgesetzt. Ein radikaler Moment des Rückbezugs auf regionale Bautradition, mit der der Architekt (der auch der Bauherr ist) ohne Verrat an der Form zu einem zeitgemässen und ortsgerechten Ergebnis gelangte. Das Projekt wurde mit dem BTV-Bauherrenpreis 2003 und mit dem Holzbaupreis ProHolz Tirol 2003 ausgezeichnet. (Text: Gabriele Kaiser)