Bauwerk

Centre PasquArt - Erweiterung
Diener & Diener Architekten - Biel (CH) - 1999

Ein Haus für Gegenwartskunst

Erweiterung des Centre PasquArt in Biel von Diener & Diener

In Biel ist ein neues Haus für die bildende Kunst entstanden, das sich sehr selbstbewusst präsentiert. Wirklich neu ist zwar nur der Erweiterungsbau, da aber der historische Teil vollständig saniert wurde, teilweise neue Raumfolgen erhielt und nun über den Neubau erschlossen wird, hat das Gesamtergebnis des gut 10 Millionen Franken teuren Eingriffs die überraschende Wirkung einer Novität. Das Centre PasquArt, wie die 1990 gegründete Institution heisst, will für die Kunst ab 1980 eine Mischung aus Kunsthalle und Museum für Gegenwartskunst sein.

5. Januar 2000 - Lutz Windhöfel
Das international gefeierte Basler Architekturbüro Diener & Diener konnte in Biel seinen ersten Museumsbau realisieren. In Köln baute es 1988 bis 1990 bereits ein Ausstellungsgebäude für die Galerie Gmurzynska, das aber in seinen Dimensionen weit bescheidener ist als das Bieler Kunstzentrum. Mit dem 650 Quadratmeter neue Ausstellungsfläche bietenden Annex in Biel erweiterten die Architekten ein klassizistisches Haus von 1866, das einst als Krankenhaus und dann als Schule genutzt worden war. Gekonnt brechen sie den vorhandenen Stockwerkrhythmus mit einer Progression in den Geschosshöhen auf. Aber die Gesamtform bleibt dabei beachtet.

Das Ensemble steht am Fuss einer Aufwerfung des Juras. Die Räume des leicht abgesenkten Neubaus schrauben sich vom Foyer im Parterre über Zwischengeschosse so in die Höhe, dass die obersten Säle in beiden Bauteilen das gleiche Bodenniveau haben. Hier bildet ein 320 Quadratmeter grosser Oberlichtsaal das Herz des neuen Baues. Insgesamt verfügt das Centre PasquArt nun über 1600 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Da die Verwaltung in einem separaten Gebäude untergebracht ist, steht eine grosszügige und elegante Raumfolge für die Präsentation der Sammlung wie der Wechselausstellungen zur Verfügung.

Es ist längst ein Markenzeichen des Architekturbüros Diener & Diener, dass es den klaren Formwillen der Gegenwart sprechen lässt, die Historie aber subtil integriert. So auch in Biel. An der Eingangsfassade antwortet eine raumhohe Verglasung im Parterre dem massiven Sandsteinsockel des Altbaus. Bis auf drei grosse Fensterschlitze ist die Eingangsfassade sonst völlig geschlossen. Die Architekten wählten hier eine ähnliche Durchfensterung, wie sie für den Neubau der Schweizer Botschaft in Berlin vorgesehen ist (der Wettbewerb für Biel fand 1994, jener für Berlin 1995 statt). Neben dem rhythmisch gegliederten Altbau erscheint der Annex wie ein geschlossener Block. Mit seiner grünen Gusssteinfassade allerdings schafft er farblich einen Bezug zum Sandstein des Mittelrisaliten.

Ein ähnliches Spannungsverhältnis entsteht im Inneren zwischen dem Holz im Alt- und dem Stein im Neubau. Das Parterre des Annexes hat einen Bodenbelag aus unbehandeltem Gussbeton, die folgenden Geschosse einen aus kleinen Asphaltplatten und grossen Terrazzo-Quadraten. In allen Ausstellungsräumen des Altbaus geht man auf Holz. Die monumentalen Enfiladen der Obergeschosse bilden mit neuen Leuchtkörpern und makellosen Wänden ein nahezu ideales Ambiente für die Präsentation von Kunst.

Der Sammlung und den wechselnden Ausstellungen, mit denen das Centre PasquArt seit dem 1. Januar bespielt wird, eignet etwas Experimentelles. Denn die rund 50 Bilder, Plastiken und Installationen, die man bis heute nebst Zeichnungen, Druckgraphik und Photographien zusammentrug, sollen durch langfristige Leihgaben privater Sammler ergänzt werden. So stellt sich Konservator Andreas Meier auch die Grundlage für einen Teil der Wechselausstellungen vor, wodurch eine Art Kunsthaus für Sammler von Gegenwartskunst entstehen wird.

Lutz Windhöfel

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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