Bauwerk

Öresund Brücke
Arup & Partners, Gimsing & Madsen A/S, ISC Consulting Engineers A/S, Setec TPI - Öresund (S) - 2000

Der grosse Brückenschlag

Milliardenprojekt verbindet Dänemark und Schweden

5. November 1999 - Oliver Herwig
Europas Einigung schreitet voran. Und längst sind es nicht mehr nur Bürokraten, die das Tempo bestimmen, sondern Techniker und Ingenieure. Ganze Regionen und Länder rücken zusammen: Nach dem Tunnel unter dem Ärmelkanal, der das widerspenstige Albion gleichsam an den kontinentalen Haken nahm, und der Landverbindung über den Grossen Belt wartet der Brückenschlag über den Öresund mit neuen Superlativen auf. Zwischen Malmö und Kopenhagen geht die derzeit grösste Schrägseilbrücke der Welt ihrer Vollendung entgegen: Das vom binationalen CV- Konsortium realisierte Werk ist 1092 Meter lang und nahe an der technischen Obergrenze für derartige Konstruktionen. Die kombinierte Auto- und Eisenbahnverbindung verspricht Prosperität für Südschweden, das künftig noch enger mit der Region Gross-Kopenhagen verflochten sein wird. Das Wunderwerk der Technik überwindet in mehreren Etappen den 18 Kilometer breiten Sund. Auf dänischer Seite wurde eine künstliche Insel angelegt, von der aus ein Senktunnel zur Insel Peberholm führt. Hier erhebt sich eine Hochbrücke, deren Pylone mit 203,5 Metern das höchste Bauwerk Schwedens darstellen. Unter ihnen werden selbst Hochseeschiffe mühelos hindurchgleiten.

Im Mittelalter galten Brücken noch als direkte Verkörperung des gefahrvollen Wegs zum Heil, geschmückt von Kapellen und Heiligenbildnissen. Allerorts gefielen sie als fromme Werke, finanziert durch Ablässe, Stiftungen und Spenden. Heute denkt man wesentlich profaner und kündigt für die täglich erwarteten 11 000 Fahrzeuge Brückenzölle an. Wenn auch die Folgen für die Umwelt und die Region von über drei Millionen Einwohnern noch unabsehbar sind, scheint eines bereits festzustehen: Es werden neue Brückenschläge folgen, um die Hauptschlagadern des europäischen Warenverkehrs weiter auszubauen und zu vernetzen.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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