Bauwerk

Fachhochschule Kufstein
Henke Schreieck Architekten - Kufstein (A) - 2001
Fachhochschule Kufstein, Foto: Margherita Spiluttini
Fachhochschule Kufstein, Foto: Margherita Spiluttini
14. September 2003 - Az W
Elfenbeinturmartige Abgeschirmtheit gehört längst nicht mehr zum Selbstverständnis moderner Bildungseinrichtungen. Die vom Stadtrand ins Zentrum übersiedelte Fachhochschule Kufstein signalisiert Offenheit und setzt als kubischer „Lichtfänger“ einen markanten städtebaulichen Impuls, der sowohl in der derzeit realisierten Grundstufe funktioniert als auch für künftige Erweiterungen zum Campus mit Stadtbibliothek und Musikschule gerüstet ist.

Die glatte gläserne Außenhaut des Baukörpers, deren Durchlässigkeit und Farbton mit Blickwinkel und Lichteinfall ständig changieren, ist nicht nur in optischer Hinsicht reizvoll, sondern auch ein bauphysikalisches „Schulbeispiel“ von besonderer Art. Denn die zweischalige Klimafassade mit integrierter Raumlüftung (bestehend aus raumhohen Isolierglasscheiben, die zwischen den ebenfalls geschoßhohen Holzlamellen sitzen sowie steuerbaren Glaslamellen und Lüftungsklappen, die den Wärmetausch regeln) ist nicht nur energetisch innovativ, sondern dient den Studenten des an der Fachhochschule u.a. angebotenen Studienganges „Facility Managment“ zugleich als Forschungsgegenstand und unmittelbar vor den eigenen Augen liegendes Lehrstück.

Die zentrale, zweigeschoßhohe Aula - nicht nur für Schulzwecke, sondern auch als öffentlicher Raum für externe Veranstaltungen zu nutzen - ist als nutzungsneutrales und allein schon in seinen Dimensionen luxuriöses Raumgefäss in schlichtem Sichtbeton ausgeführt und über ein Glasdach natürlich belichtet.

In allen semi-öffentlichen Bereichen des Gebäudes, die nicht ausschließlich schulinterner Nutzung gewidmet sind (Aula, Café, Erschließungszonen) ist der Boden mit „kühlen“ Terrazzoplatten belegt, während die 28 Hörsäle und andere Schulräume mit einem „warmen“ Industrieparketten ausgestattet sind. In ihrem Dualismus von öffentlichem und schulisch genutztem Raum ist in der Fachhochschule Kufstein das „Prinzip der Offenheit“ kein heres Bekenntnis, sondern schlichte Alltagswirklichkeit. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at