Bauwerk
Fussgängertunnel
Josef Pleskot - Prag (CZ) - 2003
Ein Fussgängertunnel auf der Prager Burg
Verleihung des ersten Brick Award in Wien
4. Juni 2004 - Roman Hollenstein
In unserer von Kunststoff und Computer geprägten Welt scheint der Ziegelbau vergangenen Zeiten anzugehören. Dass dem - allen dekonstruktivistischen und neoorganischen Formorgien zum Trotz - nicht so ist, zeigen die Resultate des ersten Brick Award für europäische Ziegelarchitektur, der vor einer Woche in Wien verliehen wurde. Der insgesamt mit 21 000 Euro dotierte Preis, der künftig alle zwei Jahre ausgeschrieben werden soll, wird vom weltgrössten Ziegelhersteller, der österreichischen Firma Wienerberger, gestiftet - und zwar mit dem Ziel, auf die Aktualität und Attraktivität eines der ältesten Werkstoffe überhaupt aufmerksam zu machen.
Insgesamt wurden mehr als 200 Bauten aus 20 europäischen Staaten zur Begutachtung angemeldet. Eine Blütenlese von 38 Arbeiten aus 18 Ländern fand schliesslich Eingang in ein reich dokumentiertes Übersichtswerk. Dieses vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt des heutigen Einsatzes von Ziegeln von Frankreich bis Rumänien. Zu den interessantesten Bauten dieser Blütenlese zählen das Kontorhaus «Holzhafen Ost» von Kees Christiaanse in Hamburg, der Main-Plaza- Turm von Hans Kollhoff in Frankfurt, der Umbau der Gasometer in Wien-Simmering von Jean Nouvel und Coop Himmelb(l)au, die Feuerwehrzentrale von Neutelings Riedijk in Breda oder das Freilichtmuseum von Mecanoo in Arnheim. Aus der Schweiz vermochten die Mehrzweckhalle von Oeschger Erdin in Hirschenthal, die mit einer der 12 Anerkennungen geehrte, durch attraktive Höfe und Aussenräume geprägte Heilpädagogische Schule in Wettingen von Burkard Meyer Architekten sowie das mit einem der beiden Sonderpreise bedachte minimalistische Einfamilienhaus bei Aarau von Peter und Christian Frei Aufmerksamkeit zu erheischen: Den zweiten Sonderpreis erhielt Massimo Caramassi für seine sorgsam den historischen Kontext berücksichtigende Stadtreparatur in Pisa.
Von den Hauptpreisen ging der dritte an Cino Zucchis poetisches Wohnhaus auf der Giudecca in Venedig, der zweite an Benedict Tonons von bunten Fassadenmustern geprägtes Gefahrstofflager der Humboldt-Universität in Berlin und der erste an Josef Pleskot. Geehrt wurde der tschechische Architekt für seinen Fussgängertunnel, der beide Teile des Hirschgrabens auf der Prager Burg verbindet. Bei diesem oval gewölbten Durchgang, durch den sich neben dem Fussweg unter einem Gitterrost auch noch das Brusnitz- Bächlein zwängt, wurden die Betonwände mit Ziegeln verkleidet, um eine freundlichere Stimmung zu erzeugen. Diese Miniatur mit ihrer wie geflochten wirkenden Oberflächentextur führt ganz offensichtlich die architektonische Tradition der einst von Joe Plenik neu komponierten Terrassengärten des Prager Burgkomplexes weiter.
Auch wenn sich die Gültigkeit des Brick Award durch eine gezieltere Vorjurierung in den einzelnen Ländern qualitativ noch steigern liesse, ist es der Jury unter dem Vorsitz der Wiener Architektin Elsa Prochazka doch gelungen, durchwegs Arbeiten zu prämieren, die aufgrund ihrer formalen Schönheit und technischen Präzision weit über den Durchschnitt der alltäglichen Architekturproduktion herausragen.
Brick Award 2004. Die beste europäische Ziegelarchitektur. Callwey-Verlag, München 2004. 207 S., Fr. 102.-.
Insgesamt wurden mehr als 200 Bauten aus 20 europäischen Staaten zur Begutachtung angemeldet. Eine Blütenlese von 38 Arbeiten aus 18 Ländern fand schliesslich Eingang in ein reich dokumentiertes Übersichtswerk. Dieses vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt des heutigen Einsatzes von Ziegeln von Frankreich bis Rumänien. Zu den interessantesten Bauten dieser Blütenlese zählen das Kontorhaus «Holzhafen Ost» von Kees Christiaanse in Hamburg, der Main-Plaza- Turm von Hans Kollhoff in Frankfurt, der Umbau der Gasometer in Wien-Simmering von Jean Nouvel und Coop Himmelb(l)au, die Feuerwehrzentrale von Neutelings Riedijk in Breda oder das Freilichtmuseum von Mecanoo in Arnheim. Aus der Schweiz vermochten die Mehrzweckhalle von Oeschger Erdin in Hirschenthal, die mit einer der 12 Anerkennungen geehrte, durch attraktive Höfe und Aussenräume geprägte Heilpädagogische Schule in Wettingen von Burkard Meyer Architekten sowie das mit einem der beiden Sonderpreise bedachte minimalistische Einfamilienhaus bei Aarau von Peter und Christian Frei Aufmerksamkeit zu erheischen: Den zweiten Sonderpreis erhielt Massimo Caramassi für seine sorgsam den historischen Kontext berücksichtigende Stadtreparatur in Pisa.
Von den Hauptpreisen ging der dritte an Cino Zucchis poetisches Wohnhaus auf der Giudecca in Venedig, der zweite an Benedict Tonons von bunten Fassadenmustern geprägtes Gefahrstofflager der Humboldt-Universität in Berlin und der erste an Josef Pleskot. Geehrt wurde der tschechische Architekt für seinen Fussgängertunnel, der beide Teile des Hirschgrabens auf der Prager Burg verbindet. Bei diesem oval gewölbten Durchgang, durch den sich neben dem Fussweg unter einem Gitterrost auch noch das Brusnitz- Bächlein zwängt, wurden die Betonwände mit Ziegeln verkleidet, um eine freundlichere Stimmung zu erzeugen. Diese Miniatur mit ihrer wie geflochten wirkenden Oberflächentextur führt ganz offensichtlich die architektonische Tradition der einst von Joe Plenik neu komponierten Terrassengärten des Prager Burgkomplexes weiter.
Auch wenn sich die Gültigkeit des Brick Award durch eine gezieltere Vorjurierung in den einzelnen Ländern qualitativ noch steigern liesse, ist es der Jury unter dem Vorsitz der Wiener Architektin Elsa Prochazka doch gelungen, durchwegs Arbeiten zu prämieren, die aufgrund ihrer formalen Schönheit und technischen Präzision weit über den Durchschnitt der alltäglichen Architekturproduktion herausragen.
Brick Award 2004. Die beste europäische Ziegelarchitektur. Callwey-Verlag, München 2004. 207 S., Fr. 102.-.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroom