Bauwerk

Steuerberatungskanzlei
Reinhard Drexel - Röthis (A) - 2001
Steuerberatungskanzlei, Foto: Florian Holzherr
Steuerberatungskanzlei, Foto: Florian Holzherr
Steuerberatungskanzlei, Foto: Florian Holzherr
18. Juni 2004 - Az W
Während ein rund 200 Jahre altes und denkmalgeschütztes Bauernhaus im Ortskern von Röthis sorgfältig restauriert und für die neue Nutzung als Weinhandlung bzw. als Niederlassung einer Internet-Agentur adaptiert wurde (siehe gesonderten Beitrag), wurde das alte Stallgebäude, im Hinblick auf die Neunutzung als Steuerberatungskanzlei, bis auf die Erdgeschossmauern abgetragen und ein Stahlbetonskelettbau mit aussteifendem Treppenkern „hineingestellt“. Der Begriff des Hineinstellens des Neuen in das Alte ist treffend, denn zwischen Neubau und Altsubstanz gibt es keine konstruktive oder thermische Verbindung. Die Betondecken der Aufstockung werden von je acht Stahlstützen getragen, zwischen Sockel und Überbau verläuft eine deutliche Trennfuge.

Obwohl der Neubau mit dem Altbau nicht verschmilzt, verhält er sich in seiner architektonischen Konzeption „integer“ gegenüber dem Ort und dessen Geschichte. Die hochwärmegedämmte Holzpfostenkonstruktion der Außenwände (Passivhausstandard) ist in Anspielung auf die früher im Stadel übliche Schindelproduktion in einen Schindelpanzer aus Lärchenholz gehüllt. Regulierbare Sonnenschutzlamellen, die in vom Dach abgehängten Aluminiumrahmen befestigt sind, rufen in dieser Region vertraute und selbstverständliche Bilder in Erinnerung. Dazu Reinhard Drexel: „So wie bei alten Bauernhäusern der Wohnteil auch immer mit dem höherwertigen Schindelpanzer verkleidet wurde, verlangte der neue Verwendungszweck ebenfalls eine höherwertige Hülle als die vorhandene Bretterschalung des Stalles.“ Zusätzlich verweist die geschlossene hölzene Hülle auf die Geschlossenheit alter Stallgebäude. In der Innenausstattung lassen das offene Raumkonzept sowie die sorgfältige Material- und Farbwahl erkennen, dass der Anspruch des Architekten, die neue Nutzung sensibel in bestehende Kontexte zu fügen, keine kompromisslerischen Halblösungen bedingte. Die Erfordernisse eines modernen Kanzleialltags sind mit zeitgemäßen Mitteln und mit respektvoller Haltung gegenüber der gewachsenen Struktur des Ortes erfüllt. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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