Bauwerk

Fußballstadion
Gerhard Mitterberger - St. Lambrecht (A) - 2005
Fußballstadion, Foto: Zita Oberwalder
Fußballstadion, Foto: Zita Oberwalder
Fußballstadion, Foto: Zita Oberwalder
6. Mai 2005 - Az W
Die drei Sportanlagen, die Gerhard Mitterberger bislang gebaut hat, zeigen, dass eine Qualität von Architektur unter anderem auch darin besteht, hart im Nehmen zu sein. “Eine Sportanlage soll für mich immer eine Art „Würstelbudenatmosphäre“ haben, ich arbeite da bewusst auf einem materialtechnischen Lowlevel”, so der Architekt im Gespräch mit der Zeitschrift zuschnitt: „Ich mag es, wenn beim Ausschank eine Klappe aufgemacht wird, ich mich dazustellen kann, und das war es dann. Der rohe Beton, die Holzelemente mit ihrer Sichtoberfläche, die Stahlträger, alles unverkleidet, können das. (...) Solche Materialien vertragen es, dass einmal jemand dagegen tritt, ohne dass etwas passiert, oder dass in der Kabine mit dem Ball herumgeschossen wird, ohne dass eine weiß verputzte Wand gleich entsetzlich ausschaut.“

Es scheint, als sei hier gerade der hohe Beanspruchungsgrad ein Anreiz für den Architekten gewesen, mit konstruktiver und atmosphärischer Direktheit an die Bauaufgabe heranzugehen, weil diese es nahelegt, „die Dinge so zu zeigen wie sind.“ Hier ist kein sophistisches Spiel mit Bedeutungen gefragt, sondern Eindeutigkeit und Unmittelbarkeit von Funktion und Ausdruck. Konstruktion und Materialwahl entsprechen in ihrer halbrohen, atmosphärisch durchaus „freundlichen“ Industrialität den Erfordernissen der Nutzung und beziehen sich auch auf die regionale Bautradition des Voralpenlandes: „Der erdberührte Bereich ist aus Beton, das Obergeschoss eine Holzkonstruktion aus großflächigen KLH-(Kreuzlagenholz)-Elementen, statisch völlig ausgereizt, die Tribünenüberdachung eine leichte Stahlkonstruktion, polycarbonatüberdeckt, die Fassaden sind aus unbehandelter Lärchenstulpschalung, dunklem Eternit und viel Glas.“

Die konstruktive Direktheit des Entwurfs korrespondiert mit topographischem Feinsinn. Ein wesentliches Anliegen war es, die Anlage – bestehend aus zwei L-förmig zueinander stehenden Fußballfeldern und einem zweigeschossigen Clubhaus am westlichen Rand des Grundstücks – in den hügeligen Naturpark Grebenzen behutsam zu integrieren und in einem Ort, der baulich vom Benediktiner-Stift dominiert wird, einen eindeutigen Abschluss zur Straße zu setzen. Aus dieser städtebaulichen Logik bezieht die Anlage ihre Selbstverständlichkeit, wird eine Haltung erkennbar, die es erlaubt, auf unterschiedliche „Gegebenheiten“ (Baugrund, Bauherreninteressen, ökonomische Beschränkungen etc.) mit einer gewissen Loyalität zu reagieren. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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