Bauwerk
ARD-Hauptstadtstudio
O&O Baukunst - Berlin (D) - 1998
Fortsetzung erwünscht
In Sichtweite des Reichstags, anschließend an die alte Humboldt-Universität und direkt an der Spree: Laurids &Manfred Ortner wurden der Prominenz des Bauplatzes gerecht und haben mit dem ARD-Hauptstadtstudio die eleganteste Lochfassade Berlins entworfen.
15. Mai 1999 - Liesbeth Waechter-Böhm
In der zeitgenössischen Architekturlandschaft sind die Brüder Laurids und Manfred Ortner nicht schlecht unterwegs: Sie bauen an den drei größten Kulturbauten, die derzeit in Europa entstehen – in Wien, Dresden und Zürich –, und im Rahmen der Berliner Hauptstadtplanung schließen sie auch so manche Baulücke. Am Pariser Platz etwa hat der Rohbau eines Hauses gerade das dritte Obergeschoß erreicht, und im Spreebogen geht das Hauptstadtstudio der ARD am 22. Mai offiziell in Betrieb.
Was letzteres betrifft, darf man eines vorweg behaupten: Unter allen Berliner Lochfassaden neueren Datums – und die sind hier an der Spree ja „Doktrin“ –haben die Ortners mit Sicherheit die eleganteste geplant. Sie trägt ein äußeres Fassadenkleid aus ziegelroten Betonfertigteilen und einer außenbündigen Fixverglasung, die der eigentlichen Fassade mit den Holzfenstern vorgestellt ist.
Die Zweischaligkeit dieser Fassade sieht man also, sie wurde sogar ganz gezielt als Gestaltungsmittel eingesetzt. Denn die füllt nicht die ganze Fensteröffnung der äußersten Fassadenschicht aus, sie einen breiten Streifen frei. Dadurch kommt es zu einer reliefartigen, rhythmisierten Plastizität in der Fassadenhaut.
Das neue ARD-Hauptstadtstudio hat einen prominenten Es ist in Sichtweite des Reichstags, direkt an der Spree, und schließt mit einem zweiten, kleineren und niedrigeren Baukörper an die bestehende der alten Humboldt-Universität an. Für alle Neubauten in Berlin gilt ja die eherne Regel: 20 Prozent des Volumens müssen Wohnungen vorbehalten sein. Laurids und Manfred Ortner haben diese 20 Prozent aus dem eigentlichen ARD-Gebäude herausgelöst und in einem eigenen Haus untergebracht, das nun als „Gelenk“ zum Sichtziegelmauerwerk des angrenzenden Bestandes fungiert. Diese Lösung scheint ebenso vernünftig wie die höhenmäßige Abtreppung zum Bestand. Daß sich die Fassadensprache des Studiogebäudes in einer vereinfachten Variante auch über den Wohnbau zieht, darüber kann man hingegen diskutieren. Das Haus wird dadurch nämlich irgendwie beiläufig, die Vermittlerrolle zwischen Bestand und Hauptstadtstudio hätte durchaus eine entschiedenere Haltung vertragen.
Das ARD-Gebäude schaut mit seiner Nordfassade zur Spree. Hier ist im Erdgeschoß auch ein relativ großes Lokal, das demnächst eröffnet und die gastronomische Versorgung der hier Tätigen übernehmen wird (es gibt keine Kantine im Haus), aber auch öffentlich zugänglich ist. Der Haupteingang zur ARD liegt nicht hier, an der Spree-Seite, sondern um die Ecke und ist durch eine riesige Verglasung, die darüber in der Fassade sitzt, unübersehbar in Szene gesetzt. Daß sich hinter der Verglasung ein Kunstwerk befindet – das ARD-Logo, in Kunststofflamellen übersetzt –, sieht man allerdings nur, wenn es einem gesagt wird. Diese Installation bedürfte noch einer Nachbearbeitung.
Drinnen: ein großzügiger, eleganter Empfangsbereich, nicht aufdringlich, nicht übertrieben. Nach dem Empfang: die eigentliche Sicherheitsschleuse. Und erst wenn man die passiert hat, wenn man also ins Herz des Gebäudes vorgelassen wird, dann ist man auch der architektonisch-räumlichen Hauptsache konfrontiert: einer großen, gebäudehohen, von oben belichteten Halle.
Man muß zunächst noch eine kurze, breite Treppe überwinden, bevor man diese Halle ganz überblickt. Aber was man vom tiefer gelegenen Eingang davon sieht, zieht einen ohnehin magisch weiter. Der Raum nimmt den sanften Schwung auf, mit dem das Gebäude dem Spreebogen folgt, dadurch bekommt er Dynamik. Außerdem spielt er mit dem Effekt einer leichten perspektivischen Verjüngung.
An der dem Eingang gegenüberliegenden Schmalseite des Atriums ziehen verglaste, übereinandergestapelte Raumboxen die Blicke auf sich: Es sind die Besprechungsräume, die auf diese Weise „veröffentlicht“ sind. Links und rechts laufen offene Galerien, mit denen die einzelnen Geschoße erschlossen sind, eine einläufige Treppe führt hinauf. Sie ist seitlich plaziert, wobei Brücken mit gläsernen Brüstungen die beiden Gebäudeflanken auf jedem Geschoß verbinden.
Wenn man unten steht und hinaufschaut, ergibt sich damit ein ziemlich spannendes Bild: Die gläsernen Brücken staffeln sich, durch den Treppenverlauf versetzt, nach oben. Wobei es nicht in erster Linie die Dramatik des Raumeindruckes war, die zu diesen Querverbindungen geführt hat, die haben auch ganz pragmatische Gründe: So werden die Wege kürzer, und man muß nicht erst um das halbe Atrium herumlaufen, um auf die andere Seite zu kommen.
Der Raumeindruck ist einfach toll. Das hat mit dem Zuschnitt dieses Atriums zu tun, mit seiner Größe, mit seiner Höhe. Aber natürlich auch damit, wie es sich visuell präsentiert. Denn die Ortners haben sich ein im Grunde einfaches, aber effektvolles Gestaltungsmittel für diese Halle einfallen lassen: Es besteht aus geschoßhohen, fast textil wirkenden Paneelen aus einem Messinggeflecht, die unregelmäßig im Raum verteilt und vor die offenen Galerien gehängt wurden. Diese Paneele leuchten goldfarben und geben dem Raum einen geradezu festlichen Anstrich.
Schwierigkeiten machte der Fußboden. Es sollte ein leuchtend blauer Kunstharzboden sein, der zum Messing einen reizvollen Kontrast dargestellt und sich von oben betrachtet vermutlich wie ein See ausgenommen hätte. Und der über die Stufen der Treppe bis hinauf durchgezogen werden sollte.
Aber das hat die ausführende Firma schlicht und einfach nicht geschafft. Der Boden war so unexakt gearbeitet, daß er herausgerissen werden mußte und nun durch eine konventionelle Lösung ersetzt ist: einen sandfarbenen Natursteinbelag.
Im ARD-Hauptstadtstudio sind sowohl Radio- als auch Fernseharbeitsplätze. Wer sich allerdings eindrucksvolle Technik erwartet, der wird vermutlich enttäuscht. Denn die Zeiten der großen Studios sind vorbei: Radio wird heute hauptsächlich an Computerarbeitsplätzen gemacht, von denen auch gleich gesendet werden kann. Studios für kompliziertere Sendungen gibt es hier nur wenige. Und das große Fernsehstudio, das sich oben am Gebäude durch seine Übereckverglasung auch nach außen sichtbar zeigt, ist zwar prall gefüllt mit Technik, aber die gibt visuell kaum etwas her: viele, viele Scheinwerfer, Kameras, ein paar Monitore und der Platz für den Moderator, das ist alles, und mehr wird auch nicht gebraucht.
Dafür ist der Blick, den man aus dem Fenster hinüber zur Reichstagskuppel derzeit noch genießen kann – nicht mehr lang, denn dazwischen wird gebaut –, spektakulär. Und auch der Blick auf die Spree ist wunderbar. Aber den kann man ja über die gesamte Länge des Gebäudes genießen. Und für den nimmt wohl auch wirklich jeder gern in Kauf, daß sein Arbeitsplatz nach Norden orientiert ist.
Die Gebäuderückseite ist deutlich sparsamer ausgefallen als die Schauseite zur Spree. Da gibt es keine zweischalige Fassadenlösung mehr, da hat man sich mit einer Vollwärmeschutzfassade begnügt, deren heller Ockerton – genau wie die Farbgebung der Betonfertigteile an der Schauseite – ebenfalls auf die Sichtziegelbauten des umliegenden Bestandes reagiert und wiederum beiden Häusern gemeinsam ist, dem ARD-Gebäude und dem Wohnbau.
Der Wohnbau selbst ist übrigens nicht nur in seiner Formulierung als städtebauliches Bindeglied zwischen Bestand und ARD ein wenig problematisch. Die Schwierigkeit liegt dabei in dem Umstand begründet, daß die Spree im Norden verläuft. Und dadurch, daß die Wohnungen um einen Innenhof organisiert und durch Laubengänge erschlossen sind, kommt es nun dazu, daß die einen zwar die schöne Aussicht haben, aber nach Norden schauen, während die anderen zwar nach Süden orientiert sind, aber vor sich eine recht heruntergekommene Hofsituation haben. Das ist kein wirklich befriedigendes Wohnen. Und einer der Bewohner soll auch schon geklagt haben, daß er zwar immer davon geträumt habe, an der Spree zu wohnen – aber sonnig. Da hätte er allerdings in die häßlichen Plattenbauten schräg gegenüber ziehen müssen.
Das ARD-Hauptstadtstudio ist ein wirklich gelungener Bau. Und er ist durchaus dazu angetan, einen mit den Berliner Architektur-Usancen – Lochfassade und was sonst noch dazu gehört –zu versöhnen. Laurids und Manfred Ortner haben nämlich etwas geschafft, was hier nicht selbstverständlich ist: Das Haus vermeidet die altertümelnde Gestik, es tritt eher zurückhaltend und schlicht auf, aber sehr großstädtisch und frisch, um das Wort „zeitgemäß“ nicht über Gebühr zu strapazieren. Diese Haltung ist in Berlin eine Wohltat.
Man kann nur hoffen, daß sie ein paar Blöcke weiter, am Pariser Platz, ihre Fortsetzung findet. Dort bauen die Ortners unmittelbar im Anschluß an einen Komplex von Hans Kollhoff. Und dessen Haus verkörpert so ziemlich das Gegenteil, es verkörpert all das in Reinkultur, was man der heutigen Berliner Architektur vorwerfen muß: Es historisiert geradezu penetrant. Diese Orgie in grauem Stein ist einfach bedrückend.
Was letzteres betrifft, darf man eines vorweg behaupten: Unter allen Berliner Lochfassaden neueren Datums – und die sind hier an der Spree ja „Doktrin“ –haben die Ortners mit Sicherheit die eleganteste geplant. Sie trägt ein äußeres Fassadenkleid aus ziegelroten Betonfertigteilen und einer außenbündigen Fixverglasung, die der eigentlichen Fassade mit den Holzfenstern vorgestellt ist.
Die Zweischaligkeit dieser Fassade sieht man also, sie wurde sogar ganz gezielt als Gestaltungsmittel eingesetzt. Denn die füllt nicht die ganze Fensteröffnung der äußersten Fassadenschicht aus, sie einen breiten Streifen frei. Dadurch kommt es zu einer reliefartigen, rhythmisierten Plastizität in der Fassadenhaut.
Das neue ARD-Hauptstadtstudio hat einen prominenten Es ist in Sichtweite des Reichstags, direkt an der Spree, und schließt mit einem zweiten, kleineren und niedrigeren Baukörper an die bestehende der alten Humboldt-Universität an. Für alle Neubauten in Berlin gilt ja die eherne Regel: 20 Prozent des Volumens müssen Wohnungen vorbehalten sein. Laurids und Manfred Ortner haben diese 20 Prozent aus dem eigentlichen ARD-Gebäude herausgelöst und in einem eigenen Haus untergebracht, das nun als „Gelenk“ zum Sichtziegelmauerwerk des angrenzenden Bestandes fungiert. Diese Lösung scheint ebenso vernünftig wie die höhenmäßige Abtreppung zum Bestand. Daß sich die Fassadensprache des Studiogebäudes in einer vereinfachten Variante auch über den Wohnbau zieht, darüber kann man hingegen diskutieren. Das Haus wird dadurch nämlich irgendwie beiläufig, die Vermittlerrolle zwischen Bestand und Hauptstadtstudio hätte durchaus eine entschiedenere Haltung vertragen.
Das ARD-Gebäude schaut mit seiner Nordfassade zur Spree. Hier ist im Erdgeschoß auch ein relativ großes Lokal, das demnächst eröffnet und die gastronomische Versorgung der hier Tätigen übernehmen wird (es gibt keine Kantine im Haus), aber auch öffentlich zugänglich ist. Der Haupteingang zur ARD liegt nicht hier, an der Spree-Seite, sondern um die Ecke und ist durch eine riesige Verglasung, die darüber in der Fassade sitzt, unübersehbar in Szene gesetzt. Daß sich hinter der Verglasung ein Kunstwerk befindet – das ARD-Logo, in Kunststofflamellen übersetzt –, sieht man allerdings nur, wenn es einem gesagt wird. Diese Installation bedürfte noch einer Nachbearbeitung.
Drinnen: ein großzügiger, eleganter Empfangsbereich, nicht aufdringlich, nicht übertrieben. Nach dem Empfang: die eigentliche Sicherheitsschleuse. Und erst wenn man die passiert hat, wenn man also ins Herz des Gebäudes vorgelassen wird, dann ist man auch der architektonisch-räumlichen Hauptsache konfrontiert: einer großen, gebäudehohen, von oben belichteten Halle.
Man muß zunächst noch eine kurze, breite Treppe überwinden, bevor man diese Halle ganz überblickt. Aber was man vom tiefer gelegenen Eingang davon sieht, zieht einen ohnehin magisch weiter. Der Raum nimmt den sanften Schwung auf, mit dem das Gebäude dem Spreebogen folgt, dadurch bekommt er Dynamik. Außerdem spielt er mit dem Effekt einer leichten perspektivischen Verjüngung.
An der dem Eingang gegenüberliegenden Schmalseite des Atriums ziehen verglaste, übereinandergestapelte Raumboxen die Blicke auf sich: Es sind die Besprechungsräume, die auf diese Weise „veröffentlicht“ sind. Links und rechts laufen offene Galerien, mit denen die einzelnen Geschoße erschlossen sind, eine einläufige Treppe führt hinauf. Sie ist seitlich plaziert, wobei Brücken mit gläsernen Brüstungen die beiden Gebäudeflanken auf jedem Geschoß verbinden.
Wenn man unten steht und hinaufschaut, ergibt sich damit ein ziemlich spannendes Bild: Die gläsernen Brücken staffeln sich, durch den Treppenverlauf versetzt, nach oben. Wobei es nicht in erster Linie die Dramatik des Raumeindruckes war, die zu diesen Querverbindungen geführt hat, die haben auch ganz pragmatische Gründe: So werden die Wege kürzer, und man muß nicht erst um das halbe Atrium herumlaufen, um auf die andere Seite zu kommen.
Der Raumeindruck ist einfach toll. Das hat mit dem Zuschnitt dieses Atriums zu tun, mit seiner Größe, mit seiner Höhe. Aber natürlich auch damit, wie es sich visuell präsentiert. Denn die Ortners haben sich ein im Grunde einfaches, aber effektvolles Gestaltungsmittel für diese Halle einfallen lassen: Es besteht aus geschoßhohen, fast textil wirkenden Paneelen aus einem Messinggeflecht, die unregelmäßig im Raum verteilt und vor die offenen Galerien gehängt wurden. Diese Paneele leuchten goldfarben und geben dem Raum einen geradezu festlichen Anstrich.
Schwierigkeiten machte der Fußboden. Es sollte ein leuchtend blauer Kunstharzboden sein, der zum Messing einen reizvollen Kontrast dargestellt und sich von oben betrachtet vermutlich wie ein See ausgenommen hätte. Und der über die Stufen der Treppe bis hinauf durchgezogen werden sollte.
Aber das hat die ausführende Firma schlicht und einfach nicht geschafft. Der Boden war so unexakt gearbeitet, daß er herausgerissen werden mußte und nun durch eine konventionelle Lösung ersetzt ist: einen sandfarbenen Natursteinbelag.
Im ARD-Hauptstadtstudio sind sowohl Radio- als auch Fernseharbeitsplätze. Wer sich allerdings eindrucksvolle Technik erwartet, der wird vermutlich enttäuscht. Denn die Zeiten der großen Studios sind vorbei: Radio wird heute hauptsächlich an Computerarbeitsplätzen gemacht, von denen auch gleich gesendet werden kann. Studios für kompliziertere Sendungen gibt es hier nur wenige. Und das große Fernsehstudio, das sich oben am Gebäude durch seine Übereckverglasung auch nach außen sichtbar zeigt, ist zwar prall gefüllt mit Technik, aber die gibt visuell kaum etwas her: viele, viele Scheinwerfer, Kameras, ein paar Monitore und der Platz für den Moderator, das ist alles, und mehr wird auch nicht gebraucht.
Dafür ist der Blick, den man aus dem Fenster hinüber zur Reichstagskuppel derzeit noch genießen kann – nicht mehr lang, denn dazwischen wird gebaut –, spektakulär. Und auch der Blick auf die Spree ist wunderbar. Aber den kann man ja über die gesamte Länge des Gebäudes genießen. Und für den nimmt wohl auch wirklich jeder gern in Kauf, daß sein Arbeitsplatz nach Norden orientiert ist.
Die Gebäuderückseite ist deutlich sparsamer ausgefallen als die Schauseite zur Spree. Da gibt es keine zweischalige Fassadenlösung mehr, da hat man sich mit einer Vollwärmeschutzfassade begnügt, deren heller Ockerton – genau wie die Farbgebung der Betonfertigteile an der Schauseite – ebenfalls auf die Sichtziegelbauten des umliegenden Bestandes reagiert und wiederum beiden Häusern gemeinsam ist, dem ARD-Gebäude und dem Wohnbau.
Der Wohnbau selbst ist übrigens nicht nur in seiner Formulierung als städtebauliches Bindeglied zwischen Bestand und ARD ein wenig problematisch. Die Schwierigkeit liegt dabei in dem Umstand begründet, daß die Spree im Norden verläuft. Und dadurch, daß die Wohnungen um einen Innenhof organisiert und durch Laubengänge erschlossen sind, kommt es nun dazu, daß die einen zwar die schöne Aussicht haben, aber nach Norden schauen, während die anderen zwar nach Süden orientiert sind, aber vor sich eine recht heruntergekommene Hofsituation haben. Das ist kein wirklich befriedigendes Wohnen. Und einer der Bewohner soll auch schon geklagt haben, daß er zwar immer davon geträumt habe, an der Spree zu wohnen – aber sonnig. Da hätte er allerdings in die häßlichen Plattenbauten schräg gegenüber ziehen müssen.
Das ARD-Hauptstadtstudio ist ein wirklich gelungener Bau. Und er ist durchaus dazu angetan, einen mit den Berliner Architektur-Usancen – Lochfassade und was sonst noch dazu gehört –zu versöhnen. Laurids und Manfred Ortner haben nämlich etwas geschafft, was hier nicht selbstverständlich ist: Das Haus vermeidet die altertümelnde Gestik, es tritt eher zurückhaltend und schlicht auf, aber sehr großstädtisch und frisch, um das Wort „zeitgemäß“ nicht über Gebühr zu strapazieren. Diese Haltung ist in Berlin eine Wohltat.
Man kann nur hoffen, daß sie ein paar Blöcke weiter, am Pariser Platz, ihre Fortsetzung findet. Dort bauen die Ortners unmittelbar im Anschluß an einen Komplex von Hans Kollhoff. Und dessen Haus verkörpert so ziemlich das Gegenteil, es verkörpert all das in Reinkultur, was man der heutigen Berliner Architektur vorwerfen muß: Es historisiert geradezu penetrant. Diese Orgie in grauem Stein ist einfach bedrückend.
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