Bauwerk
Barrierefreies Wohnhaus
Helga Flotzinger - Waldzell (A) - 2005
30. September 2005 - Az W
Das Wohnhaus für ein Ehepaar, eine Tochter im Rollstuhl, einen Sohn und eine Großmutter steht in einer dörflichen Umgebung, in der die Typologie des Innviertler Vierseithofes noch präsent ist, die aber mehr und mehr von „normalen“ Einfamilienhäusern abgelöst wird. An diesen Typus des Wohnglücks konnten und wollten sich weder Bauherren noch die Architektin anlehnen, zumal die Anforderung, das Haus für die Benützung mit dem Rollstuhl zu optimieren, ohnehin einen speziellen Ansatz in der Planung bedingte.
In der Logik der Ebenerdigkeit hat sich das Raumprogramm in die Fläche auszudehnen, so dass sich Fragen der Weg- und Lichtführung, der Nähe und Abgrenzung der Familienmitglieder sowie der Differenzierung des Baukörpers auf besondere Weise stellen. Da sich das Leben der Familie, vor allem der Tochter, sehr stark innerhalb des Hauses abspielt, stand die Architektin zudem vor der Herausforderung, ein räumlich abwechslungsreiches Gefüge von Wohneinheiten zu schaffen, das nicht nur dem funktionalen Regelwerk des barrierefreien Wohnens entspricht, sondern auch unterschiedliche taktile und sensualistische Reize (Wahl der Materialien, Einfall des Tageslichts, Ausblick) zu bieten vermag.
Aus diesem Ansatz entwickelte sie einen exakt auf die Bedürfnisse der Familie zugeschnittenen Bebauungsplan, der sich zudem strukturell (nicht formal) auf die Typologie des Vierseithofes bezieht: Das Wohnhaus besteht aus sieben aneinandergefügten Häusern, unterschieden in Höhe und Dachneigung, die zwei Höfe begrenzen. Auch beim traditionellen Vierseithof „gruppiern sich Gebäude verschiedener Nutzung“, so Helga Flotzinger zu dieser bautypologischen Analogie, „und bilden ein Ensemble von Häusern unterschiedlicher Entstehungszeiten, verschiedener Bauhöhen und Dachneigungen. Eine Hofanlage bildet für sich fast einen kleinen Weiler.“
Das „Haus“ der Tochter im südöstlichen Teil des Ensembles ist in seinen Dimensionen (Breite der Gänge, behindertengerechtes Bad etc.) auf den Wenderadius des Rollstuhls abgestimmt und verfügt in Nähe des eigenen Zimmers mit Schrankraum über eine gesonderte Therapieeinheit. Der private Bereich der Eltern und des Sohnes liegt im Südwesttrakt des Hauses, während die Großmutter ein eigenes Häuschen an der Ostseite bewohnt. Da die privaten, therapeutischen und gemeinschaftlichen Zonen sehr klar getrennt liegen, kommen unterschiedliche Atmosphären des Wohnens (ruhig, offen, konzentriert) – verstärkt durch die beiden Höfe – räumlich stark zum Ausdruck. Eine zentral situierte Schwimmhalle mit Therapiebecken an der Westseite des Hauses soll zu einem späteren Zeitpunkt ausgebaut werden und wird derzeit als Wohnhalle genutzt.
So sehr die Typologie des Vierseithofes in diesem Entwurf „verinnerlicht“ vorliegt, so sehr tendiert das äußere Erscheinungsbild zu Abstraktion und Entmaterialisierung: die Metallfassade und Metalldacheindeckung verleihen dem Gefüge der Baukörper eine angenehme Neutralität, die der unspektakulären Landschaft auf reizvolle Weise zu entsprechen scheint.
Zur Zufriedenheit der Bauherren sei nur ein Satz angemerkt: Seit Einzug ins neue Haus haben sich die motorischen Fähigkeiten der Tochter - zuvor stagnierend - schon deutlich verbessert. (Text: Gabriele Kaiser)
In der Logik der Ebenerdigkeit hat sich das Raumprogramm in die Fläche auszudehnen, so dass sich Fragen der Weg- und Lichtführung, der Nähe und Abgrenzung der Familienmitglieder sowie der Differenzierung des Baukörpers auf besondere Weise stellen. Da sich das Leben der Familie, vor allem der Tochter, sehr stark innerhalb des Hauses abspielt, stand die Architektin zudem vor der Herausforderung, ein räumlich abwechslungsreiches Gefüge von Wohneinheiten zu schaffen, das nicht nur dem funktionalen Regelwerk des barrierefreien Wohnens entspricht, sondern auch unterschiedliche taktile und sensualistische Reize (Wahl der Materialien, Einfall des Tageslichts, Ausblick) zu bieten vermag.
Aus diesem Ansatz entwickelte sie einen exakt auf die Bedürfnisse der Familie zugeschnittenen Bebauungsplan, der sich zudem strukturell (nicht formal) auf die Typologie des Vierseithofes bezieht: Das Wohnhaus besteht aus sieben aneinandergefügten Häusern, unterschieden in Höhe und Dachneigung, die zwei Höfe begrenzen. Auch beim traditionellen Vierseithof „gruppiern sich Gebäude verschiedener Nutzung“, so Helga Flotzinger zu dieser bautypologischen Analogie, „und bilden ein Ensemble von Häusern unterschiedlicher Entstehungszeiten, verschiedener Bauhöhen und Dachneigungen. Eine Hofanlage bildet für sich fast einen kleinen Weiler.“
Das „Haus“ der Tochter im südöstlichen Teil des Ensembles ist in seinen Dimensionen (Breite der Gänge, behindertengerechtes Bad etc.) auf den Wenderadius des Rollstuhls abgestimmt und verfügt in Nähe des eigenen Zimmers mit Schrankraum über eine gesonderte Therapieeinheit. Der private Bereich der Eltern und des Sohnes liegt im Südwesttrakt des Hauses, während die Großmutter ein eigenes Häuschen an der Ostseite bewohnt. Da die privaten, therapeutischen und gemeinschaftlichen Zonen sehr klar getrennt liegen, kommen unterschiedliche Atmosphären des Wohnens (ruhig, offen, konzentriert) – verstärkt durch die beiden Höfe – räumlich stark zum Ausdruck. Eine zentral situierte Schwimmhalle mit Therapiebecken an der Westseite des Hauses soll zu einem späteren Zeitpunkt ausgebaut werden und wird derzeit als Wohnhalle genutzt.
So sehr die Typologie des Vierseithofes in diesem Entwurf „verinnerlicht“ vorliegt, so sehr tendiert das äußere Erscheinungsbild zu Abstraktion und Entmaterialisierung: die Metallfassade und Metalldacheindeckung verleihen dem Gefüge der Baukörper eine angenehme Neutralität, die der unspektakulären Landschaft auf reizvolle Weise zu entsprechen scheint.
Zur Zufriedenheit der Bauherren sei nur ein Satz angemerkt: Seit Einzug ins neue Haus haben sich die motorischen Fähigkeiten der Tochter - zuvor stagnierend - schon deutlich verbessert. (Text: Gabriele Kaiser)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
Akteure
ArchitekturBauherrschaft
Heidi Frauscher
Tragwerksplanung
Fotografie