Bauwerk
AZ Medienhaus
Burkard Meyer Architekten BSA - Aarau (CH) - 2005
Gläserner Schleier im Stadtraum
Ein Medienhaus von Burkard Meyer Architekten setzt einen Akzent an Aaraus Bahnhofstrasse
7. Juli 2006 - Brigitte Selden
Aarau hat in den letzten Jahren mit der Realisierung einiger herausragender Bauten gezeigt, dass die Stadt den Wert guter Architektur erkannt zu haben scheint. Davon zeugen die Markthalle von Miller & Maranta ebenso wie die Kunsthaus-Erweiterung von Herzog & de Meuron. Beide Bauten haben das deutliche Signal gesetzt, dass letztlich nur mit identitätsstiftenden Eingriffen das städtische Gleichgewicht erhalten werden kann. Nun ist vor kurzem mit dem AZ-Medienhaus von Burkard Meyer Architekten ein weiteres Beispiel für eine überzeugende Stadtreparatur hinzugekommen, das sich durch seine sensible räumliche Ausgestaltung im Stadtraum verankert und wie selbstverständlich in die innerstädtische Situation einfügt. Nachdem mit der Markthalle dem Färberplatz eine neue Identität verliehen worden war, gelang auch Burkard Meyer Architekten ein architektonisch und städtebaulich präzise gesetzter Bau.
Klassizistische Geste
Mit ihrem skulpturalen Neubau hatten die Basler Miller & Maranta gezeigt, wie mit einem einzigen Gebäude eine grundlegende urbanistische Fragestellung auf den Punkt gebracht werden kann. Zugleich offenbart der Bau ein Gespür für einen respektvollen Umgang mit den zahlreichen Leerstellen rund um die historischen Gebäude am Rande der Altstadt. Auch Herzog & de Meuron schufen mit dem Um- und Erweiterungsbau am Aargauer Kunsthaus ein Gebäude, welches sich als Resultat einer sorgfältigen Analyse der städtebaulichen Anlage und des architektonischen Kontextes erweist. Im Gegensatz zum ursprünglich im Wettbewerb gewünschten unterirdischen Erweiterungsbau haben sie eine urbanistische Lösung und bauliche Verdichtung in Form eines transparenten Annexbaus geschaffen, mit der das Kunsthaus stärker an die Stadt gebunden wird. Nun wertet der neue Stadtblock von Burkard Meyer Architekten die Bahnhofstrasse durch seine Durchlässigkeit auf und fördert die Verbindung zwischen City und Altstadt. Auf diese Weise haben die Architekten mit dem AZ-Medienhaus ein weiteres Stück Stadt geschaffen, das die von Miller & Maranta sowie Herzog & de Meuron begonnene Transformation des Stadtraums konsequent weiterführt.
Das AZ-Medienhaus tritt mit einer klassischen, ja fast schon klassizistischen Geste auf. Die fein differenzierte Fassade des 70 Meter langen und 25 Meter breiten Baukörpers gliedert sich in Sockelgeschoss, Mittelteil und Attika und reagiert so auf ihre städtische Umgebung. Dabei besteht das Gebäude aus einer ausgeklügelten Doppelkonstruktion. Die äussere Schicht aus Glaselementen ruht wie ein Schleier vor einer zurückversetzten Ebene, die als rötlich lackierte Holzfassade ausgestaltet ist. Mit der Trennung von Aussen- und Innenhülle wird ein Spiel zwischen Oberfläche und Tiefe inszeniert, das seine Entsprechung in den stattlichen Nachbargebäuden aus der vorletzten Jahrhundertwende findet, wie etwa dem Sandsteinbau des Hauptsitzes der Neuen Aargauer Bank, den die Architekten Curjel & Moser 1913 erbauten.
Die geschosshohen Glasflächen sind jeweils auf der linken oberen Ecke nach innen abgeknickt. Mit diesem Kunstgriff, der an einen Faltenwurf erinnert, wird das Spiegelbild aufgebrochen und dem Gebäude ein leichteres und luftigeres Erscheinungsbild verliehen. Mit geringen Abdrehungen in der Fassade vermieden die Architekten zusätzlich eine unnötige Sperrigkeit des Hauses, das sich so mühelos in die Reihe der repräsentativen Bauten entlang der Bahnhofstrasse einfügt und den Nachbarbauten genug Luft lässt. Selbstbewusst reiht sich der Bau in die Schauseite der aus napoleonischer Planung hervorgegangenen Vorstadt ein und setzt einen neuen Akzent an Aaraus Hauptachse. Gleichzeitig verzahnt er sich auf seiner rückwärtigen Seite als städtischer Block mit der kleinteiligen städtischen Struktur. So unterstreichen der Platz vor der Bar und der neu geschaffene Gassenraum den öffentlichen Charakter des Gebäudes. Mit der quer durch das Haus führenden Ladenpassage sind zudem neue Fussgängerverbindungen entstanden. Damit knüpft das AZ-Medienhaus an die vorhandene urbane Struktur an, die in dem sorgsam geplanten Nutzungskonzept mit einem urbanen Mix akkurat weitergeführt wird: Im Erdgeschoss des Gebäudes sind eine Buchhandlung und ein Restaurant untergebracht. Die oberen Geschosse werden von der AZ-Medien- Gruppe genutzt. Im fünften Stockwerk befinden sich sieben komfortable Stadtwohnungen.
Irritierende Perspektiven
Die Glashülle ist nicht nur ein prachtvolles Gewand, sondern auch Klimapuffer und Konvektionsgehäuse. In dem Raum zwischen Glashaut und Holzschicht lassen sich die Fenster der Büros und der Wohnungen bei jeder Witterung öffnen. Der Schutz vor Strassenlärm und Wärme wird so zu einem mehrdeutigen Filter. Konstruktiv und räumlich ist das AZ-Medienhaus einfach aufgebaut. Der dreibündige Grundriss ist stützenfrei, mit einer tragenden, verkleideten Aussenwand und einem tragenden inneren Kern. Innerhalb des Bundes befinden sich zwei Lichthöfe, die in den Geschossen zu ungewöhnlichen Aus- und Durchblicken führen und das Gebäude auch innen eng mit dem Stadtraum verbinden. Die Belebtheit der Strasse wird so in das Innere geholt. Der Schleier der spiegelnden Fensterscheiben löst ein Changieren zwischen innen und aussen aus, das je nach Standort ganz unterschiedlich erlebt werden kann.
Klassizistische Geste
Mit ihrem skulpturalen Neubau hatten die Basler Miller & Maranta gezeigt, wie mit einem einzigen Gebäude eine grundlegende urbanistische Fragestellung auf den Punkt gebracht werden kann. Zugleich offenbart der Bau ein Gespür für einen respektvollen Umgang mit den zahlreichen Leerstellen rund um die historischen Gebäude am Rande der Altstadt. Auch Herzog & de Meuron schufen mit dem Um- und Erweiterungsbau am Aargauer Kunsthaus ein Gebäude, welches sich als Resultat einer sorgfältigen Analyse der städtebaulichen Anlage und des architektonischen Kontextes erweist. Im Gegensatz zum ursprünglich im Wettbewerb gewünschten unterirdischen Erweiterungsbau haben sie eine urbanistische Lösung und bauliche Verdichtung in Form eines transparenten Annexbaus geschaffen, mit der das Kunsthaus stärker an die Stadt gebunden wird. Nun wertet der neue Stadtblock von Burkard Meyer Architekten die Bahnhofstrasse durch seine Durchlässigkeit auf und fördert die Verbindung zwischen City und Altstadt. Auf diese Weise haben die Architekten mit dem AZ-Medienhaus ein weiteres Stück Stadt geschaffen, das die von Miller & Maranta sowie Herzog & de Meuron begonnene Transformation des Stadtraums konsequent weiterführt.
Das AZ-Medienhaus tritt mit einer klassischen, ja fast schon klassizistischen Geste auf. Die fein differenzierte Fassade des 70 Meter langen und 25 Meter breiten Baukörpers gliedert sich in Sockelgeschoss, Mittelteil und Attika und reagiert so auf ihre städtische Umgebung. Dabei besteht das Gebäude aus einer ausgeklügelten Doppelkonstruktion. Die äussere Schicht aus Glaselementen ruht wie ein Schleier vor einer zurückversetzten Ebene, die als rötlich lackierte Holzfassade ausgestaltet ist. Mit der Trennung von Aussen- und Innenhülle wird ein Spiel zwischen Oberfläche und Tiefe inszeniert, das seine Entsprechung in den stattlichen Nachbargebäuden aus der vorletzten Jahrhundertwende findet, wie etwa dem Sandsteinbau des Hauptsitzes der Neuen Aargauer Bank, den die Architekten Curjel & Moser 1913 erbauten.
Die geschosshohen Glasflächen sind jeweils auf der linken oberen Ecke nach innen abgeknickt. Mit diesem Kunstgriff, der an einen Faltenwurf erinnert, wird das Spiegelbild aufgebrochen und dem Gebäude ein leichteres und luftigeres Erscheinungsbild verliehen. Mit geringen Abdrehungen in der Fassade vermieden die Architekten zusätzlich eine unnötige Sperrigkeit des Hauses, das sich so mühelos in die Reihe der repräsentativen Bauten entlang der Bahnhofstrasse einfügt und den Nachbarbauten genug Luft lässt. Selbstbewusst reiht sich der Bau in die Schauseite der aus napoleonischer Planung hervorgegangenen Vorstadt ein und setzt einen neuen Akzent an Aaraus Hauptachse. Gleichzeitig verzahnt er sich auf seiner rückwärtigen Seite als städtischer Block mit der kleinteiligen städtischen Struktur. So unterstreichen der Platz vor der Bar und der neu geschaffene Gassenraum den öffentlichen Charakter des Gebäudes. Mit der quer durch das Haus führenden Ladenpassage sind zudem neue Fussgängerverbindungen entstanden. Damit knüpft das AZ-Medienhaus an die vorhandene urbane Struktur an, die in dem sorgsam geplanten Nutzungskonzept mit einem urbanen Mix akkurat weitergeführt wird: Im Erdgeschoss des Gebäudes sind eine Buchhandlung und ein Restaurant untergebracht. Die oberen Geschosse werden von der AZ-Medien- Gruppe genutzt. Im fünften Stockwerk befinden sich sieben komfortable Stadtwohnungen.
Irritierende Perspektiven
Die Glashülle ist nicht nur ein prachtvolles Gewand, sondern auch Klimapuffer und Konvektionsgehäuse. In dem Raum zwischen Glashaut und Holzschicht lassen sich die Fenster der Büros und der Wohnungen bei jeder Witterung öffnen. Der Schutz vor Strassenlärm und Wärme wird so zu einem mehrdeutigen Filter. Konstruktiv und räumlich ist das AZ-Medienhaus einfach aufgebaut. Der dreibündige Grundriss ist stützenfrei, mit einer tragenden, verkleideten Aussenwand und einem tragenden inneren Kern. Innerhalb des Bundes befinden sich zwei Lichthöfe, die in den Geschossen zu ungewöhnlichen Aus- und Durchblicken führen und das Gebäude auch innen eng mit dem Stadtraum verbinden. Die Belebtheit der Strasse wird so in das Innere geholt. Der Schleier der spiegelnden Fensterscheiben löst ein Changieren zwischen innen und aussen aus, das je nach Standort ganz unterschiedlich erlebt werden kann.
Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung
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