Bauwerk

Stadthalle Wien Halle F
Dietrich | Untertrifaller - Wien (A) - 2006
Stadthalle Wien Halle F, Foto: Bruno Klomfar
Stadthalle Wien Halle F, Foto: Bruno Klomfar

Stadthalle Wien – Erweiterung

6. März 2006 - Az W
Mit dem Erweiterungsbau des Wiener Stadthallenkomplexes von Roland Rainer ist es den Vorarlberger Architekten Dietrich / Untertrifaller gelungen, die städtebauliche und symbolische Prägnanz der 1958 eröffneten Haupthalle zu wahren, ohne eine eigenständige Positionierung des Zubaus zu „untergraben“. Das Projekt, das aus einem 2002 durchgeführten zweistufigen Wettbewerb (mit 47 Einreichungen) siegreich hervorgegangen war, folgt nicht dem vielleicht naheliegenden Impuls, städtebauliche Zurückhaltung durch Versenken des neuen Volumens in den Baugrund zu üben, sondern tritt als exakte Interpretation der topografischen und baulichen Gegebenheiten mit dem Bestand in direkten Dialog. Dass sich der 2004 im Alter von 93 Jahren verstorbene Roland Rainer als Urheber nicht nur der imposanten Haupthalle, sondern auch der Erweiterungsbauten der nachfolgenden Jahrzehnte (z. B. Schwimmhalle 1970-1974, kleinere Veranstaltungshalle 1994) über diesen Dialog nicht erfreut gezeigt hat, ist insofern nicht überraschend, als er auch für die Bebauung des letzten freien Grundstücks auf dem Areal (die Liegewiese vor der Schwimmhalle) bereits fertige Pläne in der Schublade liegen hatte, sich aber gegen eine Teilnahme am EU-weiten Wettbewerb naturgemäß verwehrte.

Dabei erweisen sich die Autoren der neuen Halle F als subtile Interpreten seines Werks, sowohl in der Konstruktion und Morphologie, als auch in der Materialverwendung und Maßstäblichkeit. Die „Artverwandtschaft“ des neuen, rund 2.000 Zuschauer fassenden Baukörpers mit dem Bestand ist augenscheinlich, ein bloß auf Effekte bedachtes Wiederaufnehmen der Architektur der 1950er Jahre dabei aber nicht zu konstatieren. Als eigenständiger Solitär bezieht sich der Neubau zwar intensiv auf den Bestand, fügt dem Ensemble aber im unspekulativen Gestus zurückhaltender Zeitgenossenschaft städtebauliche und funktionale Qualitäten hinzu. Die Fernwirkung der 100 x 100 Meter großen Haupthalle bleibt gewahrt, der vorhandene Vorplatz wird nicht beschnitten. Mit einer Auskragung Richtung Märzpark definiert der neue Baukörper (Stahlkonstruktion auf dem massiven Stahlbetonsockel des Bühnenhauses) einen gepflasterten Vorbereich, den großzügigen Knotenpunkt der Erschließung, der Verteilung von Wegen und mit einem direkten Zugang zu den beiden Gastronomiebereichen beiderseits des großen Foyers. Der facettierte von einer homogenen Metall-Hülle (Aluminiumpaneele, natur eloxiert) gefasste Körper - die Assoziation zu einem CD-Walkman sei, so die Architekten, im Zuge der Planung irgendwann einmal aufgetaucht - liegt frei auf dem Geländesockel. Das Herzstück des Gebäudes, ein über zwei seitlich ausgedrehte Treppenanlagen erschlossener multifunktionaler Veranstaltungssaal im Obergeschoss, der zwischen Musical und Modenschau sämtliche „Stückln“ zu spielen hat, ist im Gegensatz zum metallischen Grau der Außenhaut und dem gedämpften Dunkelton des Akazienbodens zur Gänze – Teppich wie Wände wie Sitze - in ein warmes Rot getaucht. In diesem monochromen Etui ist man für alle Darbietungen der Hoch- und Populärkultur bestens gerüstet, eine Qualität, die man an der Wiener Stadthalle als Veranstaltungsort schon immer geschätzt hat. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

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