Bauwerk
Präsentationgebäude in Erkheim
a.ml und Partner - Erkheim/Allgäu (D) - 2005
Mit allen Sinnen
Innerhalb eines neuen Ausstellungs- und Präsentationsgebäudes kommt dem »Parcours der Sinne« eine besondere Bedeutung zu. In eimem architektonisch spielerisch gestalteten Raum wird der Kunde mit Materialeigenschaften vertraut gemacht, die ihm helfen, die richtige Entscheidung für den Hauskauf zu treffen.
10. März 2006 - Cornelia Krause
Das neue Firmengebäude des Fertighausherstellers Baufritz im süddeutschen Erkheim (Allgäu) lässt sich nur schwer in eine Bautypologie einordnen. Ein wenig Showroom, ein wenig Beratungscenter und auch Erlebnispark. Die Beschreibung könnte auf die großen, aus Zeitungsbeilagen bekannten »Wohnwelten« hinweisen. Mit all dem »Schnickschnack« aber hat dieses Bauwerk nichts zu tun. Die Firma will ihre ökologisch hochwertigen Holzhäuser nicht über marktscheierische Werbung und subtile Verführung verkaufen, sondern ihre Kunden erst einmal kennenlernen, um ihnen dann für eine so wichtige Entscheidung wie dem Hauskauf die nötige Unterstützung zu geben. Zielgruppenforschung und Analyse schufen die Basis für das stark kundenorientierte Konzept. Und da das eigene Haus passen soll wie ein Maßanzug, war auch der Name schnell gefunden: Die Hausschneiderei Architekten tun sich oft schwer, mit ihrer fachlichen Überlegenheit hinterm Berg zu halten. Der künftige Auftraggeber fühlt sich nicht mehr frei in seiner Entscheidung, weil er etwas akzeptieren soll, was er aus mangelnder Erfahrung nicht nachvollziehen kann. Deshalb kam Dagmar Fritz-Kramer, die Tochter des Firmengründers auf die Idee, Nachhilfeunterricht anzubieten - nicht in Form eines Crash-Kursus in Architektur, sondern in der Schulung von Wahrnehmung - eine der wichtigsten Grundlagen, um Qualität überhaupt erkennen zu können. Der »Stoff«, aus dem die Baufritz-Häuser sind, ist Holz. Und da kein Baumaterial besser geeignet ist, alle Sinne (Sehen, Riechen, Fühlen, ja sogar Hören) gleichermaßen anzusprechen, bot sich das eigene Produkt geradezu an, damit anzufangen.
Jetzt war der beauftragte Architekt gefordert, diese »Wahrnehmungsschule« in das von ihm zu planende Gebäude zu integrieren. Matthias Loebermann, der gleichzeitig Hochschullehrer ist, sah darin eine große Chance, seinen Studenten Raumerfahrungen nicht nur in der Theorie zu vermitteln, sondern die gewonnenen Erkenntnisse auch baulich umzusetzen. Aufgabe war, einen Raum zu schaffen, der den Kunden die unterschiedlichen sinnlichen Qualitäten von Holz vermittelt. Farbe, Klang, Haptik und Geruch ebenso wie die aktive Erfahrung durch Tasten, Fühlen, Hören und Sehen sollen die Besucher für Materialeigenschaften sensibilisieren. Damit haben Entscheidungen eine breitere Basis und sind nicht allein auf oberflächliche Ästhetik beschränkt.
Loebermann und sein studentisches Team verabschiedeten sich von der gängigen Raumgeometrie. Boden, Decke und Wände geraten in ihrem Entwurf in Schwingung. Wie Blasen scheinen sich die Gebilde aus den Oberflächen herauszustülpen. Dafür eignet sich die Biegsamkeit des Holzes besonders gut. Die schalenförmigen Kokons bedienen die einzelnen Sinne. Die ersten drei sind dem Sehen gewidmet - und zwar dem Sehen und Fühlen von Farben. Die jeweilige Auskleidung in den Grundfarben Gelb, Rot und Grün werden in ihrer Wirkung durch farblich passende Videofilme noch verstärkt. Der Kunde spürt unmittelbare Auswirkungen auf sein Befinden.
Wie klingt Musik in einem holzverkleideten Raum? Riecht Holz auch noch, wenn es verbaut ist? Welche Geborgenheit vermittelt ein Holzhaus in Verbindung mit Öffnungen und Ausblicken? Diese und andere Fragen kann sich der Kunde nach seinem Erkundungsrundgang durch den Parcours jetzt selber beantworten. Aus diesem eher spielerischen und ungewohnten Stilmittel folgte die Konsequenz, auch mit der »Bemusterung« einen neuen Weg zu gehen.
Der eingeschossige Bau ist komplett aus Holz vorgefertigt. Er orientiert sich in erster Linie nach Innen. Lediglich die Eingangsseite zeigt mit ihrer raumhohen Verglasung Richtung Süden und damit auf ein beeindruckendes Alpenpanorama. Belichtet werden die einzelnen Abteilungen durch unterschiedlich große Innenhöfe und Atrien. Diese als Ruhezonen geplanten Bereiche sind eher zum Betrachten als zum Begehen gedacht, um die vielen Eindrücke immer wieder ordnen zu können. Sie sind Teil des Firmenkonzeptes, das besagt, dass über die Musterbereiche hinaus der gesamte Neubau als Inspiration und Anregung dienen soll. Wie Bilder präsentieren sich die kleinen Gärten, denen die Landschaftsplanerin Christine Volm Gestalt und Namen gab. Der »Garten der Stille«, den der Besucher schon aus dem Parcours wahrnehmen kann, ist eine Insel im Kies, besetzt mit einer Bonsai-Kiefer. Er lässt den Blick nach oben offen - so offen und frei, wie sich der Kunde hier fühlen soll.
Jetzt war der beauftragte Architekt gefordert, diese »Wahrnehmungsschule« in das von ihm zu planende Gebäude zu integrieren. Matthias Loebermann, der gleichzeitig Hochschullehrer ist, sah darin eine große Chance, seinen Studenten Raumerfahrungen nicht nur in der Theorie zu vermitteln, sondern die gewonnenen Erkenntnisse auch baulich umzusetzen. Aufgabe war, einen Raum zu schaffen, der den Kunden die unterschiedlichen sinnlichen Qualitäten von Holz vermittelt. Farbe, Klang, Haptik und Geruch ebenso wie die aktive Erfahrung durch Tasten, Fühlen, Hören und Sehen sollen die Besucher für Materialeigenschaften sensibilisieren. Damit haben Entscheidungen eine breitere Basis und sind nicht allein auf oberflächliche Ästhetik beschränkt.
Loebermann und sein studentisches Team verabschiedeten sich von der gängigen Raumgeometrie. Boden, Decke und Wände geraten in ihrem Entwurf in Schwingung. Wie Blasen scheinen sich die Gebilde aus den Oberflächen herauszustülpen. Dafür eignet sich die Biegsamkeit des Holzes besonders gut. Die schalenförmigen Kokons bedienen die einzelnen Sinne. Die ersten drei sind dem Sehen gewidmet - und zwar dem Sehen und Fühlen von Farben. Die jeweilige Auskleidung in den Grundfarben Gelb, Rot und Grün werden in ihrer Wirkung durch farblich passende Videofilme noch verstärkt. Der Kunde spürt unmittelbare Auswirkungen auf sein Befinden.
Wie klingt Musik in einem holzverkleideten Raum? Riecht Holz auch noch, wenn es verbaut ist? Welche Geborgenheit vermittelt ein Holzhaus in Verbindung mit Öffnungen und Ausblicken? Diese und andere Fragen kann sich der Kunde nach seinem Erkundungsrundgang durch den Parcours jetzt selber beantworten. Aus diesem eher spielerischen und ungewohnten Stilmittel folgte die Konsequenz, auch mit der »Bemusterung« einen neuen Weg zu gehen.
Der eingeschossige Bau ist komplett aus Holz vorgefertigt. Er orientiert sich in erster Linie nach Innen. Lediglich die Eingangsseite zeigt mit ihrer raumhohen Verglasung Richtung Süden und damit auf ein beeindruckendes Alpenpanorama. Belichtet werden die einzelnen Abteilungen durch unterschiedlich große Innenhöfe und Atrien. Diese als Ruhezonen geplanten Bereiche sind eher zum Betrachten als zum Begehen gedacht, um die vielen Eindrücke immer wieder ordnen zu können. Sie sind Teil des Firmenkonzeptes, das besagt, dass über die Musterbereiche hinaus der gesamte Neubau als Inspiration und Anregung dienen soll. Wie Bilder präsentieren sich die kleinen Gärten, denen die Landschaftsplanerin Christine Volm Gestalt und Namen gab. Der »Garten der Stille«, den der Besucher schon aus dem Parcours wahrnehmen kann, ist eine Insel im Kies, besetzt mit einer Bonsai-Kiefer. Er lässt den Blick nach oben offen - so offen und frei, wie sich der Kunde hier fühlen soll.
Für den Beitrag verantwortlich: deutsche bauzeitung
Ansprechpartner:in für diese Seite: Ulrike Kunkel
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