Bauwerk

Museum der Moderne
Friedrich Poerschke Zwink Architekten Stadtplaner - Salzburg (A) - 2004
Museum der Moderne, Pressebild: Marc Haader © Museum der Moderne
Museum der Moderne, Foto: Simone Rosenberg
27. Juni 2007 - Initiative Architektur
Das Plateau des Mönchsbergs ist bewegt, der Berg selbst horizontal geschichtet und von vertikalen Felsklüften durchzogen. Diese Struktur des Berges bot Anlass, das Museum selbst als einen monolithischen Block aufzufassen, dessen gleichfalls horizontal geschichtete Innenräume von vertikalen Einschnitten durchzogen sind. Diese Ausnehmungen aus dem Monolith bringen Tageslicht bis in die Foyerzone, der untersten Ebene des Hauses, und ermöglichen so eine einfache von natürlichem Licht geleitete Orientierung des Besuchers. In Analogie zur serpentinen-förmigen Landschaftsbewegung außen ist der Weg im Inneren des Hauses als Spirale angelegt. Die in den Einschnitten positionierten Treppen lassen den Weg zum Kunstwerk ein Erlebnis werden, in dem sich die Grenzen von Außen- und Innenraum aufheben. Das Haus und seine Umgebung werden als eine Einheit wahrgenommen.

Das Museum ist der Ort, an dem sich Kunstwerk und Betrachter begegnen. Es ist ein Ort der Sammlung, der Betrachtung und des Austauschs. Durch die Institution Museum werden diese »Momente« ritualisiert. Das Museum schafft, indem es das Kunstwerk beherbergt und ausstellt, einen Rahmen für diese Aktivitäten. Ähnlich dem Rahmen eines Bildes, der das Bild begrenzt, von seinem Hintergrund entrückt und es dem Betrachter ermöglicht, sich allein in das Werk zu vertiefen – verstärkt die Institution Museum die Aura des Werks im Akt der Zurschaustellung. Das Motiv des Rahmens findet sich im Museum der Moderne an verschiedenen Stellen wieder. So erhält der Besucher einen Bezug zur umgebenden Natur über gerahmte Ausblicke, die ihm einerseits die Schönheit der Natur vor Augen führen, indem sie dem »Kunstbild« ein »Naturbild« an die Seite stellen sowie andererseits auch dem Auge des Betrachters erlauben, sich auszuruhen. Durch die Rahmung des Ausblicks erfährt die Natur eine Überhöhung, die sich aus der Fokussierung auf einen Ausschnitt ergibt.
Der Rahmen fordert ein orthogonales Betrachten, was der natürlichen Wahrnehmung widerspricht. Dies ermöglicht einen neuen Blick auf bereits Bekanntes. In der Bewusstwerdung dieses Umstands wird der Besucher auf die Abstraktion der Kunst eingestimmt.

Auch der Gastraum des Restaurants arbeitet mit dem Motiv des Rahmens, aus dem heraus man auf die Stadt hinunter blickt. Aus der Tiefe des Raums ergibt sich auch hier die Orthogonalität des Blickwinkels, die erst beim Betreten der Terrasse, die sich niveaugleich über die gesamte Fensterfront anschließt, aufgehoben wird. Hier ist mit der Vervollständigung des Panoramas um die Festung und die gesamte Stadt der Höhepunkt des Ausblicks erreicht. Von der Stadt gesehen bildet das Restaurantfenster den Gastraum ab. Seine symmetrische Anordnung in der Ostfassade lässt diese insgesamt zum Rahmen werden und erzeugt in ihrer Strenge einen gezielten Kontrast zur verspielten Ornamentik des benachbarten Wasserturms.

Die Fassaden des Museums sind aus neun Zentimeter starken Natursteinen aufgemauert. Massive Eckelemente und vermörtelte Fugen betonen die Plastizität des Baukörpers, zu dem die wie in den Körper gestanzten Öffnungen aus Glas in Kontrast stehen. Aus der Ferne wirkt der Baukörper kubisch-glatt, die feine Textur der Oberfläche lässt sich nur erahnen. Im Näherkommen zeigen sich die vertikalen Lüftungsfugen, die die Fassadenfläche rhythmisch gliedern. Der vertikale Aufbau der Flächen erfolgt schichtweise mit durchlaufenden, geschlossenen Horizontalfugen, innerhalb derer die offenen Lüftungsfugen als Interpunktionen eines Takts wirken, der durch das Maß der zwischen ihnen liegenden horizontalen Serien geschlossener Vertikalfugen bestimmt wird. Die Materialien der Ausstellungsräume sind auf Beton und Gipskarton beschränkt. Sie zeugen einerseits von der Absicht, das Museum in seinem Inneren hinter das Kunstwerk zurücktreten zu lassen und ermöglichen es andererseits, die Baustoffe ohne Applikation in ihrer Natürlichkeit zu verwenden. Der Beton ist durch die Wahl entsprechender Zuschlagstoffe dem äußeren Fassadenstein farblich angenähert und unterstützt in den großen Treppenräumen die Wahrnehmung des Ineinanderübergehens vom Innen- zum Außenraum. Die Wände der Ausstellungsräume bestehen aus geweißtem Gipskarton, Böden und Decken aus Sichtbeton. Sämtliche technischen Einrichtungen – Lüftung, Heizung und Beleuchtung – sind in die Betondecken integriert. Durch das Eingießen der Kühlung in Decken und Böden wird die Speichermasse des Gebäudes zur Temperierung der Räume herangezogen. Die zur Klimatisierung erforderliche Frischluft wird hinter den Ausstellungswänden verteilt und über umlaufende Fugen entlang des Bodens und der Decke den Räumen zugeführt. Die Ausstellungsräume bleiben hiervon ungestört. – Das Kunstwerk kann seine Wirkung frei entfalten. (Text: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: Initiative Architektur

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