Bauwerk

Krematorium
Clemens Holzmeister - Wien (A) - 1923
Krematorium, Foto: Margherita Spiluttini
14. September 2003 - Az W
Das Krematorium ist Österreichs bedeutendster „expressionistischer“ Bau und legte den Grundstein für die mehrere poltische Systeme und Jahrzehnte überpannende Karriere Holzmeisters als einer der einflußreichsten Architekten des Landes.
Die spektakuläre mystisch-gotisierende Formensprache ist das Ergebnis der Überlagerung mehrerer kultureller Schichten. Die von der Sozialdemokratie propagierte Feuerbestattung wurde beim Zentralfriedhof innerhalb der Anlage des „Neugebäudes“, des verfallenen kaiserlichen Schlosses des 16. Jahrhunderts, situiert. So konnte Holzmeister dessen Motivik mit Türmen, Zinnen u. ä. aufgreifen und zu einer pseudoreligiösen Aura für das im Grunde atheistische Ritual umarbeiten.
Das „mystische“ Ambiente in einem stark vereinfachten und expressiv übersteigerten orientalisch-gotisierenden Vokabular entsprach durchaus auch der allgemeinen Bewußtseinslage nach der Katastrophe des Ersten Weltkrieges. Holzmeister hatte im Wettbewerb nur den 3. Preis errungen. Wegen der besonders symbolkräftigen inhaltlichen und formalen Bezugnahmen (nach F. Achleitner ein „semantischer Handstreich“) gab der konservative Stadtbaudirektor Fiebiger Holzmeister trotzdem den Auftrag, der in weiterer Folge auch zu dessen folgenreicher Berufung an die Wiener Akademie (1924) führte.
1965-69 wurde das Krematorium von Holzmeister selbst erweitert: Der ehemalige Hauptraum wurde zur zweiten großen Vorhalle, neue Zeremonienhallen kamen hinzu (Glasfenster von Giselbert Hoke). Die Fresken aus dem Jahre 1927 von Anton Kolig kamen in den Kuppelraum. Goldwände der seitlichen Zeremonienhallen: Gudrun Baudisch-Wittke.

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

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