Das Grundstück der Kirche in Aigen ist vom eigentlichen Dorfzentrum durch ein roh gefasstes Bachbett getrennt. Giencke steigerte diese inselartige Lage zu einem neuen Zentrum, zu einem heiteren, sakralen Bezirk, durch drei neue, grazile Stahlbrücken mit dem profanen Dorfplatz verbunden.
Das Thema der Kirche war ursprünglich nur der von einem großen Dach beschirmte, polygonale Raum. Turm und Pastoralhaus kamen erst in der Planungsphase hinzu. Sie bilden nun ein eigenes, spannungsreiches Ensemble prototypischer Baukörper. Im großen Dach klingen auch die Aspekte Schiff und Arche an. Es ist auch mit Holzspanten wie ein Schiffsrumpf gebaut, mit einem Kiel, der vom Eingang zum Altarbereich leitet.
Die Höhe der Konstruktion resultiert auch aus den hohen Lasten, denn das Dach ist begrünt, mit starker Humusschicht versehen. Es gibt der Erde jenes Stück Wiese zurück, das ihr durch den Bau genommen wurde. Der Kircheninnenraum lehnt sich gleichsam an die feste Altarwand und an die den Eingang begleitende massive Nordwand an. An der Süd- und Westseite bilden polygonal verschobene, farbige Glaswände in Stahlrahmen die Außenwand.
Diese vier Scheiben sind wie ein durchscheinendes, farbiges Kartenhaus an den Raum gelehnt und überfluten ihn mit wechselnden Farb- und Lichtreflexen.
Der Turm zeigt im Querschnitt ein schiefes Trapez. Die Stahlkonstruktion ist mit Tafeln aus hellem Rohgußglas bekleidet, was im Kontrast zu der geduckten, beschirmenden Geste des großen Daches eine besonders atmosphärische, leichte Erscheinung ergibt.
Gienckes feine Technologien münden nie in die Glätte vieler bekannter High-Tech-Bauten, sie dienen vielmehr auch einem sinnlichen, spielerischen Ausdruck.