Bauwerk
Nachtwallfahrtskapelle
Gerold Wiederin - Mötz (A) - 1996
14. September 2003 - Az W
Die Nachtwallfahrtskapelle, die anlässlich der 6 mal pro Jahr stattfindenden Wallfahrt und des damit verbundenen Problems, alle Personen in der Kirche unterzubringen, gebaut wurde, entspringt einem auf Tirol begrenzten Wettbewerb.
Die Wahl des Platzes aber, wo die Nachtwallfahrtskapelle nun steht, stammt vom Architekten. Die Kapelle steht am Fusse einer Felswand unterhalb der Kirche, am Wegesrand, wo die Wallfahrer vom Ort Mötz kommend, vorbeipilgern. Hinter der Kapelle beginnt der Wald, die Kapelle selber steht auf einem etwas erhöhten Wiesenplatz und ein grosser Platz davor bietet für die Besucher genug Raum mit guter Sicht auf die Kapelle und die Kirche mit der Gnadenkapelle auf der Anhöhe.
Die Materialwahl für die Kapelle selber ist reiner Beton: Eine Betonplatte mit vier Stützen, auf denen eine in Kreuzform unterteilte Betondecke aufliegt. Altar, Ambo und Sede sind ebenfalls aus Beton. Milchglasbeleuchtungsschienen sind in die Kreuzform der Deckenplatte eingelassen und sorgen für eine ruhige, dezente Beleuchtung.
In die Betonrückwand mittig ist die Glasarbeit des Schweizer Künstlers Helmut Federle eingelegt: Grobe, bunte Glasbrocken, die lose aufeinandergelegt sind und durch ein gestaltetes „Stahlnetz” geschützt sind. Dieses „Kirchenfenster”, in der Nacht hinterleuchtet, strahlt über die Kapelle hinaus und ist Anziehungspunkt und magischer Mittelpunkt dieser perfekt in die Natur gesetzten „heiligen Stätte”.
„Sechsmal jährlich finden Nachtwallfahrten zu Wallfahrtskirche und Gnadenkapelle am Locherboden in Tirol statt. Sie gehen auf ein Marienwunder zurück, das 1871 am Ort der Gnadenkapelle stattgefunden hat.
Die beiden wesentlichen Aufgaben der neu zu errichtenden Kapelle sind eng umrissen. Zum einen soll der Bau als überdachter Altar- und Vorbereitungsbereich für die die Messe zelebrierenden Priester dienen, zum anderen soll er sowohl auf die bestehenden Sakralbauten als auch auf die natürliche Topographie Bezug nehmen.
Der Geschichte des Wallfahrtsortes folgend, wurde für die Kapelle ein spezifischer Ort in der allgemeinen Umgebung geschaffen. Bei der Findung des Standortes spielte der Weg aus dem Tal hoch zu der Nachtwallfahrtskapelle, aber auch zu der Kirche und Gnadenkapelle eine bedeutende Rolle. Sie bleibt dem Pilger bei seinem Aufstieg von schützenden Bäumen zunächst verborgen, bis er zu der vor der Kapelle gelegenen Lichtung gelangt ist, dorthin nämlich, wo sich die Gläubigen sechs mal im Jahr zu nächtlicher Stunde unter freiem Himmel versammeln.
Vier Stützen, ein fester, kubisch gegliederter Altarbereich und eine kreuzförmig ausgesteifte Deckenstruktur bilden die wesentlichen Bestandteile der Kapelle - kein Baukörper im eigentliche Sinn, sondern eine präzise geometrische Struktur, die die Abfolge der Sakralbauten am Locherboden in logischer Weise fortsetzt und auf die temporäre Nutzung hinweist. Die Dichotomie zwischen Aussen- und Innenraum verschwindet vollständig. Boden, Stützen, Decke und Sakristei bestehen aus unbehandeltem, ortgegossenem Sichtbeton. Die für den liturgischen Ablauf wesentliche Elemente, wie Altar, Ambo (das Lesepult) und Sede (die Sitzbank des Priesters), wurden aus vorfabriziertem Sichtbeton ausgeführt. Die schütztende Rückwand, der Sakristeiblock, ist Umkleideraum und Lager, aber auch Träger einer zentrisch platzierten Glasarbeit von Helmut Federle. Die schweren, lose aufeinandergeschichteten Rohglasbrocken werden durch eiserne Gitterstäbe zusammengehalten. Vom Sakristei-Inneren beleuchtet, erzeugen sie ein vielfarbiges mystisches Licht, dass gleichsam aus dem Erdinneren kommend, das Zentrum des liturgischen Geschehens definiert. Dazu im Kontrast, erhellen gleichmässige, durch halbtransparentes Glas gedämpfte Lichtbahnen den zentralen Altarbereich. Die in den Altar reliefartig eingelassenen Zeichen - Mariensymbol und Papstkreuz - verweisen einerseits auf den genius loci und andererseits auf das nahegelegene Benediktinerkloster Stams, zu dem eine enge Beziehung besteht.
Die Architektur bildet einen Rahmen für eine religiöse Handlung inmitten der ungeformten Natur, ein Ort der Besinnung des Einzelne, im Bewusstsein, dass das Eigentliche in der dafür gegebenen Umgebung zu finden ist.“ (Text: Architekt)
Die Wahl des Platzes aber, wo die Nachtwallfahrtskapelle nun steht, stammt vom Architekten. Die Kapelle steht am Fusse einer Felswand unterhalb der Kirche, am Wegesrand, wo die Wallfahrer vom Ort Mötz kommend, vorbeipilgern. Hinter der Kapelle beginnt der Wald, die Kapelle selber steht auf einem etwas erhöhten Wiesenplatz und ein grosser Platz davor bietet für die Besucher genug Raum mit guter Sicht auf die Kapelle und die Kirche mit der Gnadenkapelle auf der Anhöhe.
Die Materialwahl für die Kapelle selber ist reiner Beton: Eine Betonplatte mit vier Stützen, auf denen eine in Kreuzform unterteilte Betondecke aufliegt. Altar, Ambo und Sede sind ebenfalls aus Beton. Milchglasbeleuchtungsschienen sind in die Kreuzform der Deckenplatte eingelassen und sorgen für eine ruhige, dezente Beleuchtung.
In die Betonrückwand mittig ist die Glasarbeit des Schweizer Künstlers Helmut Federle eingelegt: Grobe, bunte Glasbrocken, die lose aufeinandergelegt sind und durch ein gestaltetes „Stahlnetz” geschützt sind. Dieses „Kirchenfenster”, in der Nacht hinterleuchtet, strahlt über die Kapelle hinaus und ist Anziehungspunkt und magischer Mittelpunkt dieser perfekt in die Natur gesetzten „heiligen Stätte”.
„Sechsmal jährlich finden Nachtwallfahrten zu Wallfahrtskirche und Gnadenkapelle am Locherboden in Tirol statt. Sie gehen auf ein Marienwunder zurück, das 1871 am Ort der Gnadenkapelle stattgefunden hat.
Die beiden wesentlichen Aufgaben der neu zu errichtenden Kapelle sind eng umrissen. Zum einen soll der Bau als überdachter Altar- und Vorbereitungsbereich für die die Messe zelebrierenden Priester dienen, zum anderen soll er sowohl auf die bestehenden Sakralbauten als auch auf die natürliche Topographie Bezug nehmen.
Der Geschichte des Wallfahrtsortes folgend, wurde für die Kapelle ein spezifischer Ort in der allgemeinen Umgebung geschaffen. Bei der Findung des Standortes spielte der Weg aus dem Tal hoch zu der Nachtwallfahrtskapelle, aber auch zu der Kirche und Gnadenkapelle eine bedeutende Rolle. Sie bleibt dem Pilger bei seinem Aufstieg von schützenden Bäumen zunächst verborgen, bis er zu der vor der Kapelle gelegenen Lichtung gelangt ist, dorthin nämlich, wo sich die Gläubigen sechs mal im Jahr zu nächtlicher Stunde unter freiem Himmel versammeln.
Vier Stützen, ein fester, kubisch gegliederter Altarbereich und eine kreuzförmig ausgesteifte Deckenstruktur bilden die wesentlichen Bestandteile der Kapelle - kein Baukörper im eigentliche Sinn, sondern eine präzise geometrische Struktur, die die Abfolge der Sakralbauten am Locherboden in logischer Weise fortsetzt und auf die temporäre Nutzung hinweist. Die Dichotomie zwischen Aussen- und Innenraum verschwindet vollständig. Boden, Stützen, Decke und Sakristei bestehen aus unbehandeltem, ortgegossenem Sichtbeton. Die für den liturgischen Ablauf wesentliche Elemente, wie Altar, Ambo (das Lesepult) und Sede (die Sitzbank des Priesters), wurden aus vorfabriziertem Sichtbeton ausgeführt. Die schütztende Rückwand, der Sakristeiblock, ist Umkleideraum und Lager, aber auch Träger einer zentrisch platzierten Glasarbeit von Helmut Federle. Die schweren, lose aufeinandergeschichteten Rohglasbrocken werden durch eiserne Gitterstäbe zusammengehalten. Vom Sakristei-Inneren beleuchtet, erzeugen sie ein vielfarbiges mystisches Licht, dass gleichsam aus dem Erdinneren kommend, das Zentrum des liturgischen Geschehens definiert. Dazu im Kontrast, erhellen gleichmässige, durch halbtransparentes Glas gedämpfte Lichtbahnen den zentralen Altarbereich. Die in den Altar reliefartig eingelassenen Zeichen - Mariensymbol und Papstkreuz - verweisen einerseits auf den genius loci und andererseits auf das nahegelegene Benediktinerkloster Stams, zu dem eine enge Beziehung besteht.
Die Architektur bildet einen Rahmen für eine religiöse Handlung inmitten der ungeformten Natur, ein Ort der Besinnung des Einzelne, im Bewusstsein, dass das Eigentliche in der dafür gegebenen Umgebung zu finden ist.“ (Text: Architekt)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
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