Bauwerk

Wohnhausanlage Nussberggasse
Hans Peter Petri - Wien (A) - 2006
Wohnhausanlage Nussberggasse, Foto: Gerald Zugmann
Wohnhausanlage Nussberggasse, Foto: Gerald Zugmann
25. Juni 2006 - Az W
Die Lage zwischen Weingärten, die Stadt zu Füßen, ist schlichtweg ein Traum. Über das von Ernst Hiesmayr entworfene und 1967 fertiggestellte Clima Villenhotel heißt es in einem zeitgenössischen Bericht: „Deshalb war es ein Anliegen, bei der Errichtung des Villenhotels in Nußdorf zu zeigen, daß trotz Einbettung in die Landschaft am Rande Wiens das typische Städtische erhalten werden kann. Es wurde versucht, bei konstruktivem und tektonischem Raster für jede Einheit den Charakter des Individuums zu betonen, jeder Wohngruppe ihre eigenen Grünflächen zuzuordnen und intime Bereiche zu schaffen.“ Bei dieser horizontal gegliederten und vertikal gestaffelten Sichtbeton-Gebäudegruppe mit offener Hofbildung (das Projekt wurde mit dem Österreichischen Bauherrenpreis 1967 ausgezeichnet) handelte es sich nicht um ein herkömmliches Hotel, sondern um eine Art Appartmentsiedlung mit Singlewohnungen, Mittel- und Großwohnungen sowie einem Atelier (das des Architekten Hiesmayr).

Nachdem das Ensemble nach rund 4 Jahrzehnten in die „kritischen Jahre“ gekommen war und eine umfassende bauphysikalische Sanierung anstand, beauftragte der nunmehrige Eigentümer, die AIV Generali, im Rahmen eines geladenen Wettbewerbs Hans Peter Petri mit der Adaptierung (Umbau und Aufstockung) der Substanz.
Man könnte angesichts der umfassenden Maßnahmen auch von einem Neubau in den Umrissen des Bestands sprechen, denn abgesehen von der subterrestrischen Anlage von Hallenbad und Weinkeller und der städtebaulichen Grundfigur wurde vom Projekt Hiesmayr materiell wenig in die neue Ära dieser Anlage gerettet. Das Neue entwickelt sich aus dem Fußabdruck des Bestands, versucht sich in seiner Gesamtheit in dessen „Geist“ zu bewegen, muss sich aber im konkret Baulichen immer wieder davon entfernen. Zwar hätte Petri gern die schlanken Holzprofile der ursprünglichen Fensterrahmen nachempfunden, doch wäre das weder ökonomisch noch bauphysikalisch vertretbar gewesen. Die Sichtbetonsilhouette ist aus ähnlichen Gründen einer heute üblichen Thermoputzfassade gewichen. Für die Aufstockung wurde ein „mit der Sprache Hiesmayrs kompatibles System aus Bügeln und Rahmen vorgeschlagen“.

Der ehemalige Serviceeingang des Hotels bot im neuen Raumprogramm die Möglichkeit, der noblen Wohnhausanlage ein entsprechendes Entree zu bieten. Die 20 großzügig geschnittenen Wohnungen basieren auf einem ähnlichen Grundrissprinzip (große loftähnliche Wohnräume mit kleineren Küchen und Vorräumen), variieren aber schon aufgrund der Streuung der stadtvillenartigen Baukörper und sind in der „Regie der Blicke“ (freier Ausblick, maximaler Schutz der Privatsphäre) differenziert organisiert. In der Ausstattung hat der Architekt mit der Geste der Zurückhaltung einen hohen Standard erfüllt. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

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