Bauwerk
Berghütte am Plateau de Saileinaz
Widmer / de Montmollin - Orsières (CH) - 1997
Höhenflug und geglückte Landung
Auf einer Höhe von 2.691 Meter über dem Val Ferret bietet die neue Berghütte Cabane de Saleinaz Platz für fünfzig Alpinisten. Neben Aufenthalts- und Schlafräumen und Küche umfasst der schlichte Neubau auch einen abgetrennten Bereich für den Hüttenwart.
15. März 2002 - Martin Tschanz
Der Bau ist auf die extremen Wetterverhältnisse ausgerichtet. In der Windschneise situiert, bietet er kaum Angriffsflächen. Bei geschlossenen Fenstern wirkt die Hütte wie ein kleiner Holzklotz in der gewaltigen und rauen Landschaft. Alle Elemente, einschließlich Verkleidung und Fenster wurden im Tal vorgefertigt und mittels Helikopter auf das Plateau gebracht. Durchgehende Gewindestangen aus Chromstahl verbinden die Struktur mit dem Fundament. Die leichte Konstruktion, eine Fachwerkstruktur mit innenliegender Beplankung aus Tannen-Dreischichtplatten, erreicht größtmögliche Stabilität. Die geschoßhohen Tafeln sind direkt im Verbund gesetzt. In nur drei Tagen konnte der Bau auf den Betonsockel montiert werden.
Der Neubau der Cabane de Saleinaz (cabane ist das französische Wort für Hütte) sitzt wie die Konstruktion aus dem Jahr 1893, die sie ersetzt, auf einer Felsnase hoch über dem Val Ferret. Sie bietet fünfzig Alpinisten eine einfache, zweckmäßige Unterkunft. Das Programm umfasst neben Aufenthalts- und Schlafräumen eine professionelle Küche und einen abgetrennten Bereich für den Hüttenwart, wobei auch ein reduzierter Betrieb ohne Wartung möglich ist.
Die Architektur der neuen Hütte nimmt bewusst Themen des Altbaus in zeitgemäßer Weise wieder auf. Die extremen Windkräfte der exponierten Lage bestimmen den Ausdruck des Hauses. Optimal in die Windrichtung gedreht, bietet es mit seiner minimierten Profilierung den Stürmen kaum Angriffsmöglichkeiten. Besonders mit geschlossenen Fensterläden wirkt es wie ein abstrakter Körper, der, ähnlich einem Holzklötzchen in einem Baumassemodell, eher ein Symbol für ein Haus als ein wirkliches Gebäude zu sein scheint. Seine reine Geometrie steht als ein Zeichen menschlicher Präsenz in Kontrast zur gestaltund maßlosen Natur.
Ist das Haus dagegen bewohnt, öffnet es sich und verliert seine Härte. Die freie Anordnung der Fenster folgt streng den Innenräumen und spiegelt gleichzeitig die moderne Technologie des Holzbaus wider. Dabei wurden die Elemente in der Werkstatt inklusive innerer und äußerer Verkleidung und der Fenster im Tal vorfabriziert. Die Länge der Zimmerei reichte gerade aus, die Längsfassaden von fast 20 m auszulegen und als Ganzes vorzufertigen. Sie wurden dann wieder in Einzelteile, optimiert nach Gewicht und Fläche für den Helikopter, zerlegt. Ihre Struktur besteht aus einem Fachwerk, das durch eine innenliegende Beplankung aus Tannen-Dreischichtplatten ausgesteift wird. Um größtmögliche Stabilität zu erreichen, sind die geschoßhohen Tafeln analog zu Mauersteinen im Verbund gesetzt. Anders als im traditionellen Holzständerbau sind damit die Fassaden von einem dominierenden Raster befreit, was in der freien Fassadengestaltung zum Ausdruck kommt. Die horizontalen Kräfte werden durch Holzzapfen übertragen. Zusätzlich verankern durchgehende Gewindestangen aus Chromstahl die ganze Struktur mit dem Fundament und sichern die relativ leichte Konstruktion zusätzlich gegen die Stürme.
Während sich die vertikalen Elementfugen in der Hülle aus wetterbeständigem Lärchenholz nicht abzeichnen, zeigt eine horizontale Überschuppung der Bretter den zweigeschoßigen Aufbau. Die kubische Erscheinung des Körpers wird nur so weit durchgesetzt, als sie nicht mit den Bedingungen des Ortes in Konflikt tritt. Genau dies wäre jedoch bei einer ungeschützten Horizontalfuge oder dem Verzicht auf Präfabrikation der Außenhaut der Fall. Mit der gewählten Bauweise konnte der Holzbau nach den Vorarbeiten für den Betonsockel in nur dreieinhalb Tagen montiert werden - ein entscheidender Vorteil bei den extremen Witterungsbedingungen der Baustelle. Ohne spektakulär zu sein, ist die neue Hütte oberhalb des Saleinaz-Gletschers mit ihrer Thematisierung der Tradition, der spezifischen Bedingung des Ortes, der Materialien und des Fertigungsprozesses ein exemplarischer Beitrag zur aktuellen Schweizer Architektur, gerade weil keiner dieser Aspekte vordergründig dominiert, sondern alle in eine kohärente Gestaltung integriert sind.
Der Neubau der Cabane de Saleinaz (cabane ist das französische Wort für Hütte) sitzt wie die Konstruktion aus dem Jahr 1893, die sie ersetzt, auf einer Felsnase hoch über dem Val Ferret. Sie bietet fünfzig Alpinisten eine einfache, zweckmäßige Unterkunft. Das Programm umfasst neben Aufenthalts- und Schlafräumen eine professionelle Küche und einen abgetrennten Bereich für den Hüttenwart, wobei auch ein reduzierter Betrieb ohne Wartung möglich ist.
Die Architektur der neuen Hütte nimmt bewusst Themen des Altbaus in zeitgemäßer Weise wieder auf. Die extremen Windkräfte der exponierten Lage bestimmen den Ausdruck des Hauses. Optimal in die Windrichtung gedreht, bietet es mit seiner minimierten Profilierung den Stürmen kaum Angriffsmöglichkeiten. Besonders mit geschlossenen Fensterläden wirkt es wie ein abstrakter Körper, der, ähnlich einem Holzklötzchen in einem Baumassemodell, eher ein Symbol für ein Haus als ein wirkliches Gebäude zu sein scheint. Seine reine Geometrie steht als ein Zeichen menschlicher Präsenz in Kontrast zur gestaltund maßlosen Natur.
Ist das Haus dagegen bewohnt, öffnet es sich und verliert seine Härte. Die freie Anordnung der Fenster folgt streng den Innenräumen und spiegelt gleichzeitig die moderne Technologie des Holzbaus wider. Dabei wurden die Elemente in der Werkstatt inklusive innerer und äußerer Verkleidung und der Fenster im Tal vorfabriziert. Die Länge der Zimmerei reichte gerade aus, die Längsfassaden von fast 20 m auszulegen und als Ganzes vorzufertigen. Sie wurden dann wieder in Einzelteile, optimiert nach Gewicht und Fläche für den Helikopter, zerlegt. Ihre Struktur besteht aus einem Fachwerk, das durch eine innenliegende Beplankung aus Tannen-Dreischichtplatten ausgesteift wird. Um größtmögliche Stabilität zu erreichen, sind die geschoßhohen Tafeln analog zu Mauersteinen im Verbund gesetzt. Anders als im traditionellen Holzständerbau sind damit die Fassaden von einem dominierenden Raster befreit, was in der freien Fassadengestaltung zum Ausdruck kommt. Die horizontalen Kräfte werden durch Holzzapfen übertragen. Zusätzlich verankern durchgehende Gewindestangen aus Chromstahl die ganze Struktur mit dem Fundament und sichern die relativ leichte Konstruktion zusätzlich gegen die Stürme.
Während sich die vertikalen Elementfugen in der Hülle aus wetterbeständigem Lärchenholz nicht abzeichnen, zeigt eine horizontale Überschuppung der Bretter den zweigeschoßigen Aufbau. Die kubische Erscheinung des Körpers wird nur so weit durchgesetzt, als sie nicht mit den Bedingungen des Ortes in Konflikt tritt. Genau dies wäre jedoch bei einer ungeschützten Horizontalfuge oder dem Verzicht auf Präfabrikation der Außenhaut der Fall. Mit der gewählten Bauweise konnte der Holzbau nach den Vorarbeiten für den Betonsockel in nur dreieinhalb Tagen montiert werden - ein entscheidender Vorteil bei den extremen Witterungsbedingungen der Baustelle. Ohne spektakulär zu sein, ist die neue Hütte oberhalb des Saleinaz-Gletschers mit ihrer Thematisierung der Tradition, der spezifischen Bedingung des Ortes, der Materialien und des Fertigungsprozesses ein exemplarischer Beitrag zur aktuellen Schweizer Architektur, gerade weil keiner dieser Aspekte vordergründig dominiert, sondern alle in eine kohärente Gestaltung integriert sind.
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Ansprechpartner:in für diese Seite: Kurt Zweifel
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