Bauwerk
Produktionsstätte Nederlandsche Apparatenfabriek „Nedap“
Bartijn Architecten - Groenlo (NL)
Abwechslungsreich gestaffelt
Seit 1993 wurde der Hauptsitz des Unternehmens ausgehend von einigen Bestandsbauten sukzessive erweitert. Die Planung der Architekten integriert mehrere eigenständige Baukörper unterschiedlichen Charakters zu einer vielschichtig organisierten Gesamtanlage.
5. August 2006 - Robert Uhde
Wer den Hauptsitz des Unternehmens Nedap in der kleinen Gemeinde Groenlo bei Arnheim besucht, der wird überrascht sein: Denn statt auf einen deutlich als solchen markierten Produktionsstandort trifft der Besucher zunächst auf einen halb öffentlichen, mit einem lang gestreckten Wasserbecken sowie fünf Lichtsäulen gestalteten Vorplatz, auf dem das Unternehmen regelmäßig Konzerte stattfinden lässt. Eingefasst wird die Fläche durch zwei flach gehaltene und zurückhaltend mit Glas und Holz detaillierte Gebäudeflügel, die den Firmensitz sensibel in die kleinteilige Struktur der umliegenden Wohn- und Gewerbebebauung einfügen, ohne die Umgebung zu dominieren. Dahinter schließen sich auf einer Fläche von rund drei Hektar die übrigen Nedap-Gebäude an. Mit rund 600 Mitarbeitern entwickelt das 1929 in Amsterdam gegründete und seit 1947 vor Ort ansässige Unternehmen hier mikroelektronische Systeme für unterschiedlichste Anwendungen - von der biometrischen Identifizierung über die Warensicherung, Fahrzeugidentifikation und Nutztierbestandsverwaltung bis hin zu softwaregesteuerten Wahlgeräten.
Anfang der neunziger Jahre entschied Nedap, mit neuen Technologien neue Marktsegmente zu erschließen und dazu den aus mehreren, teilweise sheddachüberdeckten Hallen bestehenden Standort konsequent auszubauen und nachzuverdichten. Ganz bewusst sollte dabei auch der jetzt deutlich stärker markt- und kundenorientierten Organisationsstruktur Rechnung getragen werden, denn statt der bis dahin praktizierten Aufteilung in die Bereiche Verkauf, Einkauf, Entwicklung und Produktion besteht der Gesamtkonzern seitdem aus verschiedenen eigenständigen „Marktgruppen“ mit jeweils eigenen Entwicklungs- und Betriebsstrukturen.
Mit der Gesamtplanung des Projektes wurde auf persönliche Entscheidung des Nedap-Geschäftsführers A. J. Westendorp der Maastrichter Architekt Ruud Bartijn beauftragt, der auch für zwei vor Kurzem fertig gestellte Nedap-Gebäude außerhalb der Niederlande in Meerbusch bei Krefeld sowie in Madrid verantwortlich zeichnet. Ausgangspunkt seines im Laufe der Zeit mehrfach an neue Entwicklungen angepassten Entwurfes sind die teilweise erhalten gebliebenen, im Zuge der Erweiterung umgebauten und neu definierten Gebäude aus den fünfziger und sechziger Jahren. Rund um diesen Kern entstand eine labyrinthartig organisierte „Hülle“ mit fließendem Wechsel zwischen eher weiträumigen und kleinteiligen Strukturen - bestehend aus Neubauten, begrünten Innenhöfen, Patios, offenen Plätzen sowie einer neuen Wegeführung.
Für Orientierung sorgt dabei eine in Nord-Süd-Richtung quer durch das Ensemble führende Haupterschließungsachse, die die einzelnen Büro- und Werkstatteinheiten der verschiedenen Bereiche miteinander verbindet.
Der Unternehmensstruktur von Nedap entsprechend, entschied sich Ruud Bartijn dazu, die durch das unterschiedliche Alter der Bauten ohnehin vorhandene Heterogenität des Standortes durch eine kontrastreiche Form- und Materialgebung der neuen Elemente noch zu verstärken und damit die Eigenständigkeit der verschiedenen Unternehmensbereiche zu unterstreichen. Spitze und kantige Volumina treffen so überraschend auf runde Formen, Holz und Stahl stoßen hart und unvermittelt auf Ziegel, Glas, Glasbausteine, Sichtbeton, Naturstein oder Putzfassaden. Als architektonische Klammer dienen helles Mauerwerk mit horizontalen oder vertikalen Fensterbändern sowie Zedernholzfassaden mit quadratischen Öffnungen, um trotz der offensichtlichen Kontraste einen harmonischen Gesamteindruck zu erzielen.
Den Anfang machte 1992 der Umbau des dreigeschossigen ehemaligen Eingangsgebäudes am westlichen Rand des Areals. Um hier die großflächige Elektronik-Werkstatt zu integrieren, wurde die vorhandene Raumstruktur geöffnet und eine neue, durch ein lang gestrecktes horizontales Fensterband geöffnete Mauerwerksfassade vor die bestehende Tragstruktur gesetzt. Angrenzend entstanden kurz darauf das ebenfalls als Mauerwerksbau errichtete Metallzentrum und der zwischen beiden Elementen platzierte Neubau für den Bereich „Power Supplies“, dessen schräg zulaufende, als Pfosten-Riegel-Konstruktion errichtete Glasfassade entlang der Straße Oude Winterwijkseweg mit den Nachbarbauten kontrastiert.
Deutlich geschlossener präsentiert sich die 1997 im Nordosten des Areals fertig gestellte Erweiterung für den Bereich „Retail Support“. In Richtung des benachbarten Wohngebiets präsentiert sich der über einer leicht ins Erdreich versenkten Parkfläche platzierte - und als Reflex auf den Verlauf des angrenzenden Parallelwegs teilweise ellipsenförmig gestaltete - Baukörper mit einer zurückhaltend gestalteten Mauerwerksfront. In gegenüberliegender Richtung integrierte Ruud Bartijn eine lediglich durch wenige kleine Fenster geöffnete Außenhülle aus horizontal gegliedertem Zedernholz. Zusätzliche Kontraste erhält die kraftvoll komponierte Materialcollage durch die Integration eines komplett geschlossenen, in Sichtbeton gestalteten Anlieferungsbereiches mit einem der Rampe vorgelagerten „Tor“ als archaisch anmutende Zugangssituation.
Weiter südwestlich schließt der 1998 mit einer durchgehenden Glasfassade sowie weit auskragenden Sonnenschutzlamellen ausgebildete Empfangsbereich an. Der als Scharnier des gesamten Areals konzipierte Baukörper integriert nicht nur den offen und modern gestalteten Empfang, sondern fungiert auch als Erschließung für sämtliche übrigen Bereiche - darunter die im Obergeschoss direkt angrenzende, in einem umgebauten Altbau eingerichtete Kantine. Gleichzeitig mit dem Eingangsbereich wurde direkt davor in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsplaner Arend Jan van der Horst ein Vorplatz geschaffen, auf dem fünf unterschiedlich hohe Lichtsäulen aus Stahlbeton die Stützenkonstruktion einer ehemals hier platzierten Werkhalle zitieren.
Nach Süden wird die Fläche durch einen lang gestreckten Neubau für den Bereich „Ideas“ begrenzt, der oberhalb des durchgehend mit Glas ausgebildeten Erdgeschosses komplett mit vertikal gegliedertem Zedernholz verkleidet wurde. Markanter Blickpunkt ist dabei das am westlichen Ende des Riegels hervorkragende, als Abschluss des Platzes konzipierte Volumen, in dem die technischen Anlagen untergebracht sind.
In manchen Bereichen erscheint die bewusst kontrastreiche Gegenüberstellung der unterschiedlichen Elemente etwas zufällig. Doch letztlich gelang es Ruud Bartijn mit dieser Strategie, die Größe der Gesamtanlage in überschaubare Einheiten mit jeweils eigener Identität zu untergliedern und so erfahrbar zu machen.
In der Summe ist eine collagenhaft verspielte, aber hoch flexible und abwechslungsreich organisierte „Stadt in der Stadt“ mit hoher Aufenthaltsqualität für die Mitarbeiter entstanden, die auf engstem Raum die verschiedenen Nedap-Geschäftsbereiche integriert. Dem gleichen Prinzip folgt auch die jüngste Erweiterung - der 2005 fertig gestellte, unmittelbar an den Empfangsbereich anschließende Konferenzbereich. Der kantig geschnittene und durch eine großflächige Glasfassade geöffnete Neubau bietet einen flexibel nutzbaren Raum für Präsentationen sowie zum Empfang von Kunden. Im angrenzenden Innenhof steht den Mitarbeitern ein Zen-Garten als naturnaher Erholungsraum zur Verfügung. Mit Blick auf einen neu angelegten Teich mit Dutzenden von Koi-Karpfen, die sich hier sichtbar wohl fühlen und bereits prächtig vermehrt haben.
Anfang der neunziger Jahre entschied Nedap, mit neuen Technologien neue Marktsegmente zu erschließen und dazu den aus mehreren, teilweise sheddachüberdeckten Hallen bestehenden Standort konsequent auszubauen und nachzuverdichten. Ganz bewusst sollte dabei auch der jetzt deutlich stärker markt- und kundenorientierten Organisationsstruktur Rechnung getragen werden, denn statt der bis dahin praktizierten Aufteilung in die Bereiche Verkauf, Einkauf, Entwicklung und Produktion besteht der Gesamtkonzern seitdem aus verschiedenen eigenständigen „Marktgruppen“ mit jeweils eigenen Entwicklungs- und Betriebsstrukturen.
Mit der Gesamtplanung des Projektes wurde auf persönliche Entscheidung des Nedap-Geschäftsführers A. J. Westendorp der Maastrichter Architekt Ruud Bartijn beauftragt, der auch für zwei vor Kurzem fertig gestellte Nedap-Gebäude außerhalb der Niederlande in Meerbusch bei Krefeld sowie in Madrid verantwortlich zeichnet. Ausgangspunkt seines im Laufe der Zeit mehrfach an neue Entwicklungen angepassten Entwurfes sind die teilweise erhalten gebliebenen, im Zuge der Erweiterung umgebauten und neu definierten Gebäude aus den fünfziger und sechziger Jahren. Rund um diesen Kern entstand eine labyrinthartig organisierte „Hülle“ mit fließendem Wechsel zwischen eher weiträumigen und kleinteiligen Strukturen - bestehend aus Neubauten, begrünten Innenhöfen, Patios, offenen Plätzen sowie einer neuen Wegeführung.
Für Orientierung sorgt dabei eine in Nord-Süd-Richtung quer durch das Ensemble führende Haupterschließungsachse, die die einzelnen Büro- und Werkstatteinheiten der verschiedenen Bereiche miteinander verbindet.
Der Unternehmensstruktur von Nedap entsprechend, entschied sich Ruud Bartijn dazu, die durch das unterschiedliche Alter der Bauten ohnehin vorhandene Heterogenität des Standortes durch eine kontrastreiche Form- und Materialgebung der neuen Elemente noch zu verstärken und damit die Eigenständigkeit der verschiedenen Unternehmensbereiche zu unterstreichen. Spitze und kantige Volumina treffen so überraschend auf runde Formen, Holz und Stahl stoßen hart und unvermittelt auf Ziegel, Glas, Glasbausteine, Sichtbeton, Naturstein oder Putzfassaden. Als architektonische Klammer dienen helles Mauerwerk mit horizontalen oder vertikalen Fensterbändern sowie Zedernholzfassaden mit quadratischen Öffnungen, um trotz der offensichtlichen Kontraste einen harmonischen Gesamteindruck zu erzielen.
Den Anfang machte 1992 der Umbau des dreigeschossigen ehemaligen Eingangsgebäudes am westlichen Rand des Areals. Um hier die großflächige Elektronik-Werkstatt zu integrieren, wurde die vorhandene Raumstruktur geöffnet und eine neue, durch ein lang gestrecktes horizontales Fensterband geöffnete Mauerwerksfassade vor die bestehende Tragstruktur gesetzt. Angrenzend entstanden kurz darauf das ebenfalls als Mauerwerksbau errichtete Metallzentrum und der zwischen beiden Elementen platzierte Neubau für den Bereich „Power Supplies“, dessen schräg zulaufende, als Pfosten-Riegel-Konstruktion errichtete Glasfassade entlang der Straße Oude Winterwijkseweg mit den Nachbarbauten kontrastiert.
Deutlich geschlossener präsentiert sich die 1997 im Nordosten des Areals fertig gestellte Erweiterung für den Bereich „Retail Support“. In Richtung des benachbarten Wohngebiets präsentiert sich der über einer leicht ins Erdreich versenkten Parkfläche platzierte - und als Reflex auf den Verlauf des angrenzenden Parallelwegs teilweise ellipsenförmig gestaltete - Baukörper mit einer zurückhaltend gestalteten Mauerwerksfront. In gegenüberliegender Richtung integrierte Ruud Bartijn eine lediglich durch wenige kleine Fenster geöffnete Außenhülle aus horizontal gegliedertem Zedernholz. Zusätzliche Kontraste erhält die kraftvoll komponierte Materialcollage durch die Integration eines komplett geschlossenen, in Sichtbeton gestalteten Anlieferungsbereiches mit einem der Rampe vorgelagerten „Tor“ als archaisch anmutende Zugangssituation.
Weiter südwestlich schließt der 1998 mit einer durchgehenden Glasfassade sowie weit auskragenden Sonnenschutzlamellen ausgebildete Empfangsbereich an. Der als Scharnier des gesamten Areals konzipierte Baukörper integriert nicht nur den offen und modern gestalteten Empfang, sondern fungiert auch als Erschließung für sämtliche übrigen Bereiche - darunter die im Obergeschoss direkt angrenzende, in einem umgebauten Altbau eingerichtete Kantine. Gleichzeitig mit dem Eingangsbereich wurde direkt davor in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsplaner Arend Jan van der Horst ein Vorplatz geschaffen, auf dem fünf unterschiedlich hohe Lichtsäulen aus Stahlbeton die Stützenkonstruktion einer ehemals hier platzierten Werkhalle zitieren.
Nach Süden wird die Fläche durch einen lang gestreckten Neubau für den Bereich „Ideas“ begrenzt, der oberhalb des durchgehend mit Glas ausgebildeten Erdgeschosses komplett mit vertikal gegliedertem Zedernholz verkleidet wurde. Markanter Blickpunkt ist dabei das am westlichen Ende des Riegels hervorkragende, als Abschluss des Platzes konzipierte Volumen, in dem die technischen Anlagen untergebracht sind.
In manchen Bereichen erscheint die bewusst kontrastreiche Gegenüberstellung der unterschiedlichen Elemente etwas zufällig. Doch letztlich gelang es Ruud Bartijn mit dieser Strategie, die Größe der Gesamtanlage in überschaubare Einheiten mit jeweils eigener Identität zu untergliedern und so erfahrbar zu machen.
In der Summe ist eine collagenhaft verspielte, aber hoch flexible und abwechslungsreich organisierte „Stadt in der Stadt“ mit hoher Aufenthaltsqualität für die Mitarbeiter entstanden, die auf engstem Raum die verschiedenen Nedap-Geschäftsbereiche integriert. Dem gleichen Prinzip folgt auch die jüngste Erweiterung - der 2005 fertig gestellte, unmittelbar an den Empfangsbereich anschließende Konferenzbereich. Der kantig geschnittene und durch eine großflächige Glasfassade geöffnete Neubau bietet einen flexibel nutzbaren Raum für Präsentationen sowie zum Empfang von Kunden. Im angrenzenden Innenhof steht den Mitarbeitern ein Zen-Garten als naturnaher Erholungsraum zur Verfügung. Mit Blick auf einen neu angelegten Teich mit Dutzenden von Koi-Karpfen, die sich hier sichtbar wohl fühlen und bereits prächtig vermehrt haben.
Für den Beitrag verantwortlich: deutsche bauzeitung
Ansprechpartner:in für diese Seite: Ulrike Kunkel
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