Bauwerk

Erweiterung Graubündner Kantonalbank
Jüngling + Hagmann - Chur (CH) - 2006

Weitergestrickt

17. Oktober 2006 - Werner Huber
Mit dem Neubau der Graubündner Kantonalbank (GKB) haben Otto Schäfer und Martin Risch 1911 am Churer Postplatz gleich in zweifacher Hinsicht einen Pflock eingeschlagen. Sie setzten einen Akzent am Eingang zur Altstadt und sie bauten ein Schlüsselwerk des Bündner Heimatstils: Ein wuchtiges Haus mit hohem Dach, kräftigen Tuffsteinarbeiten und einer grossstädtischen Arkade an der Poststrasse. Äusserlich hat der Bau die Zeiten unbeschadet überstanden, im Innern hat ihn die Bank ihren Bedürfnissen und dem wechselnden Geschmack der Zeiten angepasst – und dabei manches zerstört.

Der Auslöser für die jüngsten Veränderungen war die zu kleine Kundenhalle und der Wunsch nach zusätzlichen, rationeller nutzbaren Büroräumen. Also schrieb die Bank einen Wettbewerb aus, den Dieter Jüngling und Andreas Hagmann gewannen. Ihr Bau besteht aus drei Teilen: der Verlängerung des Altbaus an der Poststrasse, dem neuen Flügel gegen den Fontanapark und der Kundenhalle im Hof. 95 Jahre nach Schäfer und Risch haben Jüngling und Hagmann nicht mehr einen Pflock eingeschlagen, sondern mit vielen ‹kleinen Pflöcken› auf die unterschiedlichen Situationen reagiert. Die Architekten studierten den Altbau genau und strickten ihn an der Poststrasse weiter. Sie übernahmen die Geschosshöhen, das mächtige Dach, die Proportionen der Fenster, die Arkade, die kräftigen Fenstereinfassungen und die Ornamente. Diese Ingredienzien interpretierten sie aber neu. So finden sich die Ornamente nicht auf den Fenstereinfassungen aus Tuff, sondern als feines Relief auf den Fassadenflächen. Dadurch wirken die hellen, mit einem Hauch Lasur überzogenen Betonelemente leicht und textil wie eine Klöppelarbeit und durch die mit feinem Ornament durchbrochenen Metallläden fällt orientalisch gedämpftes Licht in die Räume.

Ein ganz anderes Gesicht zeigt die Bank gegen den von Guido Hager gestalteten Fontanapark. Hier hüllten die Architekten die in der Höhe und der Tiefe gestapelten Büroflächen in eine gläserne Haut. Ein von den Schilfmatten der Gewächshäuser inspirierter Sonnenschutz aus goldglänzenden Aluröhrchen macht aus dem Bürohaus eine grosse ‹Serre›, die hinter der Parkmauer aufragt.

Von aussen nicht zu sehen, dafür von innen umso eindrücklicher ist die Kundenhalle. Der im Grundriss drei-eckige, in der Höhe gestaffelte Raum ist das Herz der GKB. Fachwerkträger tragen die Decke der Halle und die Bürogeschosse im Glasbau und sie prägen den Raum: Die Dreiecksfelder machen zusammen mit den Glasflächen und den von Elisabeth Arpagaus gestalteten farblichen Akzenten – ein Bilderfries in der Halle und Stoffbahnen an den Fenstern – aus der Bank ein Kaleidoskop.

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Für den Beitrag verantwortlich: hochparterre

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