Bauwerk

BTV Stadtforum
Heinz Tesar, obermoser arch-omo - Innsbruck (A) - 2006
BTV Stadtforum, Foto: Nikolaus Schletterer
BTV Stadtforum, Foto: Nikolaus Schletterer
BTV Stadtforum, Foto: Nikolaus Schletterer

Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2006

17. November 2006 - aut. architektur und tirol
Flaniert man durch die Rathauspassage und überquert zunächst den neu gestalteten, sehr urbanen Sparkassenplatz mit einem auffälligen, drehbaren und transluzenten Vordach, dann erregt am Platzende die akzentuierte und doch dezente Eckausbildung des BTV Stadtforums die Aufmerksamkeit. Es ist nicht die Überhöhung, die überrascht, sondern die eigenwillige, plastische Komposition mit horizontalen und vertikalen Bauelementen in Verbindung mit dem zurückversetzten Eingangsportal und dem fast textil anmutenden Steinteppich davor. Diese Dramaturgie macht neugierig auf das Dahinter, auf die „Innenwelt“. Und dort wird das originäre architektonische Denken von Heinz Tesar in seiner künstlerischen Kraft erst wirklich erlebbar. Großzügige, dem Maßstab der Stadt entsprechende Räume verweisen auf den Öffentlichkeitscharakter des Hauses und schaffen gleichzeitig eine eigenwillig intime Atmosphäre. Das hat mit der raffinierten Lichtführung, den präzisen Proportionen, der fein abgestimmten, oft kontrastierenden Materialwahl und der Art der Raumverschränkung zu tun.

Eigentliches Kernstück des gesamten Komplexes bildet die vertikal aufstrebende, zentrale Halle, die eine eigene Magie ausstrahlt. In dem etwa 20 m hohen Raum mit rechteckigem Grundriss ziehen zwei mächtige Betonscheiben den Blick nach oben. Und hier beginnt das Spiel mit den freien Formen in Kombination mit dem Licht. Der Beton verliert seine Schwere, löst sich in zwei Wellen auf, die über der Halle schweben. Mächtige runde Lichtöffnungen komplettieren die Lichtregie und tarieren die Vertikalität bzw. Horizontalität aus. Ein in den Hauptraum auskragender Balkon zeigt sich von unten als eine Art Attikabord mit seinen beiden prägnanten Rundungen, welche die zwei Vertikalscheiben horizontal verklammern. Andererseits dient der Balkon, von dem man quer über die Halle durch das abgeknickte Fensterband direkt auf das Panorama der Nordkette blickt, als erweitertes Foyer des Kundenzentrums. Es gäbe über dieses Haus noch viel zu berichten. Allein das lederne Empfangspult wäre eine Erzählung wert.

Mit diesem Haus hat sich nicht nur die Bank einen vornehmen, repräsentativen Hauptsitz geschaffen, sondern hat auch die Stadt Innsbruck eine innere Ausdehnung bekommen. Die Entstehungsgeschichte des Werkes beweist außerdem, dass sich eine persönliche Entscheidung lohnt, da ausgehöhlte Wettbewerbsrituale oft nur zu flachen, modischen Ergebnissen führen. (Jurytext aus: Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2006; Valentin Bearth, Michael Hofstätter, Bart Lootsma)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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