Bauwerk
Grazer Werkbundhaus
Hans Hönel - Graz (A) - 1928
15. Februar 2007 - HDA
Das kleine, in einer gutbürgerlichen Villengegend errichtete Würfelhaus entstand 1928 als unmittelbare Reaktion auf die medial überaus wirksame Stuttgarter Weißenhof-Siedlung des Deutschen Werkbundes, die auch einige Grazer besucht hatten. Anlässlich der 800-Jahr-Feier der Landeshauptstadt Graz sollte hier ein Musterbau entstehen, an dem einem breiten Publikum die Intentionen des 1923 gegründeten Steiermärkischen Werkbundes vor Augen geführt werden konnten. Auf Initiative des Architekten Hans Hönel wirkten an diesem Bau zahlreiche Mitglieder dieser Vereinigung unentgeltlich mit. In der Hoffnung, Aufträge für ähnliche Bauten zu erhalten, wurde das Wohnhaus als Ausstellung zugänglich gemacht und in Führungsvorträgen vermittelt.
Das Haus ist das deutlichste Beispiel für die im Graz der Zwischenkriegszeit bestehende Tendenz, die als kalt und seelenlos interpretierte internationale Architekturmoderne mit dem „Bodenständigen“ versöhnen und dadurch „beseelen“ zu wollen. Das „sichere Gefühl für heimatliche Werte“ wurde an diesem Bau besonders hervorgehoben, und dennoch wurde in der stark national und konservativ orientierten Grazer Öffentlichkeit dagegen heftig polemisiert.
Über einer Bruchsteinmauer erhebt sich am Hang der kubische Block des kleinen Einfamilienhauses. Das Ziegelrot der aktuellen Färbelung verfälscht etwas den ursprünglichen Eindruck, war es doch laut Presse „sanft-erdbeerrot und weiß“ gestrichen. Die als Motiv der internationalen Moderne an die Hausecke gerückten Fenster werden durch die breite Rahmung, die traditionellen Proportionen und die heute verschwundenen, grün gestrichenen Fensterbalken wieder traditionellen Sehgewohnheiten angenähert. Die waagrechten Putzbänder des erhöhten Erdgeschosses spielen gleichermaßen auf das Prinzip der gründerzeitlichen Fassade mit Sockelzone wie auf die Betonung der Horizontalen im Neuen Bauen an.
Die gesamte Innenausstattung, von den Möbeln, Lampen, Vorhängen, Teppichen bis zur Keramik und den Bildern an den Wänden, wurde eigens für diesen Bau entworfen. Die an historischen Möbelformen orientierte, gutbürgerlich-gediegene und bewusst „wohnliche“ Einrichtung, großteils in Holz, stand in drastischem Gegensatz zu den kühlen Stahlrohr-Interieurs der Weißenhof-Siedlung.
Im Erdgeschoss befanden sich die Wohndiele (Entwurf: Hans Hönel) und das Speisezimmer (Rudolf Hofer), im ersten Stock ein Schlafzimmer (Adolf Schmidsfelden), ein Kinderzimmer (Bruno Fiedler) und ein Gästezimmer (Eugen Székely) sowie im Dachgeschoss ein Wintergarten (Franz Heigl) und eine Terrasse mit Dachgarten (Hans Grubbauer). Auch der Garten wurde in das Konzept mit einbezogen (Hans Grubbauer und Theodor Thalhammer).
(Text: Antje Senarclens de Grancy)
Das Haus ist das deutlichste Beispiel für die im Graz der Zwischenkriegszeit bestehende Tendenz, die als kalt und seelenlos interpretierte internationale Architekturmoderne mit dem „Bodenständigen“ versöhnen und dadurch „beseelen“ zu wollen. Das „sichere Gefühl für heimatliche Werte“ wurde an diesem Bau besonders hervorgehoben, und dennoch wurde in der stark national und konservativ orientierten Grazer Öffentlichkeit dagegen heftig polemisiert.
Über einer Bruchsteinmauer erhebt sich am Hang der kubische Block des kleinen Einfamilienhauses. Das Ziegelrot der aktuellen Färbelung verfälscht etwas den ursprünglichen Eindruck, war es doch laut Presse „sanft-erdbeerrot und weiß“ gestrichen. Die als Motiv der internationalen Moderne an die Hausecke gerückten Fenster werden durch die breite Rahmung, die traditionellen Proportionen und die heute verschwundenen, grün gestrichenen Fensterbalken wieder traditionellen Sehgewohnheiten angenähert. Die waagrechten Putzbänder des erhöhten Erdgeschosses spielen gleichermaßen auf das Prinzip der gründerzeitlichen Fassade mit Sockelzone wie auf die Betonung der Horizontalen im Neuen Bauen an.
Die gesamte Innenausstattung, von den Möbeln, Lampen, Vorhängen, Teppichen bis zur Keramik und den Bildern an den Wänden, wurde eigens für diesen Bau entworfen. Die an historischen Möbelformen orientierte, gutbürgerlich-gediegene und bewusst „wohnliche“ Einrichtung, großteils in Holz, stand in drastischem Gegensatz zu den kühlen Stahlrohr-Interieurs der Weißenhof-Siedlung.
Im Erdgeschoss befanden sich die Wohndiele (Entwurf: Hans Hönel) und das Speisezimmer (Rudolf Hofer), im ersten Stock ein Schlafzimmer (Adolf Schmidsfelden), ein Kinderzimmer (Bruno Fiedler) und ein Gästezimmer (Eugen Székely) sowie im Dachgeschoss ein Wintergarten (Franz Heigl) und eine Terrasse mit Dachgarten (Hans Grubbauer). Auch der Garten wurde in das Konzept mit einbezogen (Hans Grubbauer und Theodor Thalhammer).
(Text: Antje Senarclens de Grancy)
Literatur: Antje Senarclens de Grancy: Nicht kalter Internationalismus, sondern „freudige“ Sachlichkeit. Das Grazer Werkbundhaus als Antithese zur „Wohnmaschine“, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 1/2 (2001), S.117-131
Für den Beitrag verantwortlich: HDA
Ansprechpartner:in für diese Seite: Karin Wallmüller