Bauwerk

Elementfertigungshalle Obermayr
F2 Architekten - Schwanenstadt (A) - 2005
Elementfertigungshalle Obermayr, Foto: Kerstin Hofstädter
Elementfertigungshalle Obermayr, Foto: Kerstin Hofstädter

Fertigungshalle Obermayr Holzkonstruktionen

4. Dezember 2006 - afo
Architektur
Bei der Konzeption und Errichtung der Halle werden die zwei Schwerpunkte, ein optimales Arbeitsumfeld sowie ein sichtbares Zeichen für die Philosophie und das Know-how des Unternehmens thematisiert.
Die Architektur greift die Wünsche des Bauherrn auf und entwickelt ein Faltwerk, welches an der Westseite aus dem Boden wächst, sich in Folge über die Produktionsbereiche spannt und an der Ostseite in einem weitausladenden Vordach endet. Die verglasten Schnittflächen des Faltwerkes erlauben zum einen den Bezug zwischen innen und außen – Arbeit und Natur, und zum anderen ideal mit Tageslicht durchflutete Produktionsflächen. Über die nach Süden orientierten Glasflächen des Daches dringt Sonnenlicht tief in die Halle, und bildet die Basis für den hohen Energiestandard (erste großvolumige Industriehalle im Passivhausstandard Österreichs).
Um den fließenden Übergang des Faltwerkes von innen nach außen zu verdeutlichen, ist die Ostseite oberhalb des Arbeitsbereiches großzügig verglast. Aus logistischen Gründen erfolgt die Erschließung der Halle für die drei Produktionsbereiche zur Gänze südseitig.
Die Materialisierung der Halle in Form von unbehandelter Lärchenschalung und braun lasierten Dreischichtplatten (Faltwerk) spiegelt den Unternehmensinhalt wider – Holz. So symbolisiert das Gebäude ein Stück geschnittenes Holz mit seiner dunklen, zerklüfteten Rinde und der vergrauten Schnittkanten.

Das Licht
Die nach Süden und Norden orientierten Glasflächen zwischen den Schnittkanten des Faltwerkes gewährleisten eine gleichmäßige Ausleuchtung der Produktionsflächen. Helle, reflektierende Dachfolien in den unteren Bereichen des Faltwerkes „schaufeln“ zusätzlich Licht ins Innere. Die Ornamentierung der nach Süden orientierten Glasflächen erlaubt den Abgang vom industriellen Standard der Nordsheds und schafft blendungsfreies Tageslicht von ungemeiner Intensität im Inneren der Halle.
Der erst in der Dämmerung entstehende Kunstlichtbedarf wird durch Lichtsimulation und –sensor stufenlos gesteuert, so dass für die Mitarbeiter konstante Lichtverhältnisse von mindestens 500 Lux geschaffen werden. Die eigens für dieses Projekt von Zumtobel entwickelten Leuchten, bestückt mit Leuchtstoffröhren, sind bündig in die Dachkonstruktion integriert.

Energetisches und ökologisches Konzept
Die Halle besitzt einen Heizwärmebedarf von 8kWh/m2a, um die gewünschte Raumtemperatur von 15°C zu erzielen. Grundvoraussetzung für die minimale Energiekennzahl (Passivhausstandard) ist eine hochwärmegedämmte (28cm in den Wänden, 40 cm im Dach) und luftdichte (n=0.12/h) Konstruktion. Aufgrund der fehlenden Wärmequellen aus dem Produktionsablauf kommt dem solaren Wärmeeintrag eine große Bedeutung zu, welcher durch die großzügigen südseitigen Verglasungen sichergestellt wird. Die damit einhergehende sommerliche Überhitzung wird durch die Verwendung einer zentral gesteuerten Nachtkühlung kompensiert. Aufgrund des hohen Tageslichtanteiles ist das Kunstlicht tageslichtgesteuert, wodurch sich der Energiebedarf auf ein Sechstel reduziert. Jede einzelne Leuchte ist dimmbar und ergänzt das fehlende Tageslicht, sodass die Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz konstant bleiben. Ein allumfassendes ökologisches Gebäudekonzept bedarf neben der Minimierung des laufenden Energiebedarfes der Verwendung ökologischer und nachhaltiger Baustoffe. Holzkonstruktionen sind diesbezüglich nahe liegend. Um auch bei den Dämmstoffen ein Maximum an Ökologie und Nachhaltigkeit zu erzielen, werden die Wände mit Hobelspäne gedämmt. Beim Dach wird diese aus brandschutztechnischen Gründen nicht zulässig, weshalb Steinwollespäne zum Einsatz kommen, die bei der Produktion von Metallbrandschutzpaneelen anfallen und bis dato deponiert werden.

Konstruktion
Von der westseitigen Aussenwand beginnend überspannen elf zueinander verschränkte Platten die Halle in Längsrichtung und enden in einem 18 m frei auskragenden Vordach. Dazwischen ruhen sie auf zwei innenliegenden Stützenreihen und auf der Ostwand. Um der Statik genüge zu tun (27 m Stützenabstand sowie 18 m Auskragung), sind die Platten an deren Ränder mittels Stahlstreben kraftschlüssig verbunden. Die Platten sind hochwärmegedämmte Holzsandwichelemente mit einer Gesamtkonstruktionsstärke von 44cm. Aufgrund der beidseitigen Beplankung mit Holzwerkstoffplatten (innenseitig Livingboard face, aussenseitig OSB) sind die Elemente in sich so stabil, dass trotz der komplexen zueinander gegenläufigen Dachlandschaft keine zusätzlichen Konstruktionselemente zur horizontalen Aussteifung erforderlich wird, wodurch die klar ersichtliche Struktur des Daches gewahrt wird
Die verbleibende Aussenwandkonstruktion im Süden, Osten und Norden setzt sich aus Brettschichtholzstützen und vorgehängten Holzsandwichelementen zusammen.

Die Hallenkonstruktion wurde in Elementbauweise konzipiert, und als solche werkseitig vollständig vorgefertigt und anschließend in vier Wochen montiert. Dies garantierte ein hohes Maß an Qualitätssicherung und reduzierte des weiteren die Bauzeit beträchtlich.
Die Bauweise bedingte die Aufteilung der Dachkonstruktion in Holz-Stahlfachwerksrahmen, welche in den Schnittlinien der zueinander verschränkten Platten angeordnet sind, sowie in Holzsandwichelemente, welche zwischen die Fachwerksrahmen gehängt wurden. (Text: Architekten)

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Für den Beitrag verantwortlich: afo architekturforum oberösterreich

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