Mut zur Hässlichkeit bewies die BIG, als sie sich ausgerechnet in einer der abgründigsten Büroausgeburten der 1980er Jahre in der Hinteren Zollamtstraße niederließ - strategisches Geschick legte die Bundesimmobiliengesellschaft an den Tag, als sie querkraft mit der strukturellen Flurbereinigung beauftragte. Die Architekten taten, was zu tun war, betrieben auf ganzer Linie gestalterische Deeskalation.
Das bedeutete vorrangig Demontage von Dekor, Abbruch von störenden Zwischenwänden und höchste Zurückhaltung im Setzen eigener Maßnahmen.

Das Foyer, bekanntlich Visitenkarte jedes Unternehmens, musste massiv entkernt werden, so wurden etwa eine Treppenanlage in der Gebäudemitte und die gebauchte Querwand abgebrochen sowie die beiden Liftgruppen freigestellt. Damit ist auch ins üppige Wirrwarr der Säulen und Stützen Ordnung eingekehrt, und der Bauherr kann das nunmehr farbneutrale, luftige und durch eigens konstruierte Leuchtstoffröhren strukturierte Entree für Projektpräsentationen nutzen. In den Regelgeschossen wurde die Erschließungsachse an der Nordseite um je einen Aufenthaltsraum erweitert, während in der repräsentativen Ebene 12 sieben unterschiedlich große Meetingräume sowie drei Lounges samt Terrassen generell für Loungeatmosphäre sorgen. Um die ohnehin nicht berauschende Raumhöhe durch eine abgehängte Technikdecke nicht zusätzlich zu beeinträchtigen, verlaufen alle Installationen, Kabeltassen etc. nun frei an der Decke - ein schlichtes Bekenntnis zu Funktionalität und Pragmatik. Eine künstlerische Arbeit von Heimo Zobernig, die einer gewissen pragmatisch-ironischen Komponente ebenfalls nicht entbehrt, kehrt all die unansehlichen Einbau-Relikte vergangener Tage an den Wänden unter einen homogenisierenden Wortteppich. (Text: Gabriele Kaiser)