Bauwerk
Weingut Esterhazy
Architekt DI Anton Mayerhofer, Pichler & Traupmann - Trausdorf an der Wulka (A) - 2006
10. Juni 2007 - Az W
Fährt man vom Neusiedler See durch St. Margarethen nach Eisenstadt, erblickt man vor der Stadtgrenze ein neues sandfarbenes Gebäude, welches wie selbstverständlich in der Burgenländischen Landschaft liegt. Neben dem historischen Trausdorfer Meierhof ist hier das neue Weingut Esterhazy entstanden, welches durch zeitgenössische Architektur, optimierte Produktionsabläufe und modernste Technik als Prototyp für moderne Weingüter gilt. Der Burgenländische Architekt Anton Mayerhofer und der Kellermeister der Esterhazy Betriebe Rudolf Krizan haben hier in intensiver Zusammenarbeit ihre Erfahrungen im Gestalten und Bauen von Weinbauten gebündelt. Herausgekommen ist ein Gebäude, welches den funktionalen Ablauf der Weinproduktion optimiert, differenzierte Raumzusammenhänge schafft und vielfältige Bezüge zum Land und zum Wein schafft.
Der erfahrene Weingut-Architekt Mayerhofer weiß um den Ablauf und den Aufwand, bis der gute Tropfen im Glas landet. Erkennbare Grundlage des Gebäudes ist daher das Wissen, wie Wein produziert wird. Laut Bauherrnwunsch sollte das neue Weingut in erster Linie ein angemessener Produktionsbetrieb für qualitativ hochwertigem Wein sein. Bevor Räume entstanden, wurde daher der gewünschte Betrieb intensiv analysiert und Funktionszusammenhänge optimiert. Entstanden ist ein Gebäude, welches den gesamten Kreislauf der Produktion und Vermarktung des Produktes Wein beinhaltet und gleichzeitig das Image eines modernen Weingutes nach Außen transportiert.
Nähert man sich dem Weingut über die neue Zufahrt – eingebettet in frisch gestaltete Schauweingärten (Landschaftarchitekten 3:0, siehe gesonderten Eintrag) – bildet das neue Gebäude trotz selbstbewusster Modernität eine wohltuende Einheit mit dem historischen Meierhof im Hintergrund. Auch die neu gepflanzten Bäume werden im Laufe der Jahre die selbstverständliche Ortsverbundenheit des neuen Weinguts unterstützen. Schon aus der Ferne wird die grundsätzliche Verschneidung von Produktion und Lager/Präsentation durch die klare Herausarbeitung der Materialitäten - und der dazugehörenden Symbolik - deutlich. Der Produktionsbereich ist in dunkles, graues Falzblech gehüllt. Durch die raue, manuelle Montage und eine Expressivität der Gestaltung (Fensterschlitze, auskragend-gewagte Vordächer, rauer Betonsockel) wird die Dynamik und die Prozesshaftigkeit manueller Weinerzeugung bildhaft in der Gebäudehülle abgebildet. Der Lagerbereich für die Eichenfässer und die Weinflaschen greift hingegen schon in der Fassade die Themen Erde und Zeitlosigkeit auf. Elegant umhüllt eine gekrümmte Fassade aus großformatigen sandfarbenen Faserzementplatten die Lagerräume. Ein präzises Fugenbild, eine sorgfältige Detailausbildung und vor allem der gläserne Bereich des Haupteingangs prägen diese fensterlose Wand.
Denn dort, wo Lager und Produktion miteinander verschmelzen, bricht im Erdgeschoss der gläserne Verkaufsraum den Lagerbereich auf und „drückt“ die Wand aus sandfarbenen Faserzementplatten nach oben. Diese „hochgeklappte“ weitauskragende Ecke beherbergt im Obergeschoss den Verkostbereich und eine großzügige Terrasse. Konsequenterweise definiert dieses Material auch im Innenraum des Verkostraumes die Wand. Besonderer Wert wurde auf die Gestaltung der Vordächer (Toreinfahrten, Terrasse, Haupteingang, Zufahrt) gelegt und die jeweilige Öffnung besonders inszeniert. Im Inneren ist das Gebäude geprägt von der Optimierung der jeweiligen Funktionsabläufe und der Trennung von industrieller Produktion und Lagerung/Präsentation des Produktes. Dazwischen trennt eine sich aufweitende Manipulations- und Zufahrtszone diese Bereiche, welche durch eine graduelle Aufweitung auch die Rundung der Faserzementfassade definiert. Nach dem Eintreten durch den klar gefassten Haupteingang wird der Kunde oder Besucher in einem Verkaufsraum empfangen, der gekonnt mit dem Bild des modernen, zeitgemäßen Weinguts spielt. Ein weinroter Boden und eine eindrucksvolle Lehmwand verschmelzen Verkaufsraum und - als Herzstück des Weingutes - das Barriquelager mit den Eichenfässern zu einer Einheit.
Die Wand aus naturbelassenen Lehmziegeln mit rötlichem Lehmputz verbindet im Kundenbereich die zwei repräsentativen Geschosse und dient neben der optischen Definition des Raumes vor allem der Regulierung der Luftfeuchte. Entlang der Wand gelangt der Kunde über eine rote Stiege ins Obergeschoss, welches für Seminare und Verkostungen genutzt wird. Hier oben liegen die burgenländische Landschaft und die Eichenfässer den Besuchern zu Füßen. An schönen Tagen ist über der pannonischen Weite der Schneeberg sichtbar - an allen Tagen Eisenstadt mit dem Schloss Esterhazy. Im Obergeschoss dienen diese optimierten Räumlichkeiten der Weinpräsentation – unterstützt vom ständigen Bezug zum Barriquelager und zur burgenländischen Landschaft. Der Blick in diese beide Richtungen wird zelebriert durch eine schräge Verglasung zum Barriquelager und durch die lamellen-gerahmte Terrasse zur Landschaft. Das Licht inszeniert die Präsentationsräume abhängig von der Tageszeit. Tief flutet das Licht am Abend über die Terrasse und die Schrägverglasung in das Gebäude – szenisch unterstützt durch lamellenverschattete Fensterschlitze im Dach an den Quermauern. Große Fensterflächen erhellen den Präsentationsbereich, da Naturlicht das beste Licht zum Weinverkosten ist.
Da im neuen Weingut vor allem ein hochwertiges Produkt erzeugt wird, wurde ein Sichtbezug der Kunden zum Produktionsbereich geschaffen. Über eine Galerie neben der Stiege können die Besucher den Produktionsbereich, die Weintanks und die Technologie betrachten, ohne diesen sensiblen Bereich zu betreten. Hier ist die Materialität den Gegebenheiten der Produktion angepasst. Sichtbeton, Edelstahl und grauer Industriefußboden prägen den Raumeindruck. (Text: Architekt)
Der erfahrene Weingut-Architekt Mayerhofer weiß um den Ablauf und den Aufwand, bis der gute Tropfen im Glas landet. Erkennbare Grundlage des Gebäudes ist daher das Wissen, wie Wein produziert wird. Laut Bauherrnwunsch sollte das neue Weingut in erster Linie ein angemessener Produktionsbetrieb für qualitativ hochwertigem Wein sein. Bevor Räume entstanden, wurde daher der gewünschte Betrieb intensiv analysiert und Funktionszusammenhänge optimiert. Entstanden ist ein Gebäude, welches den gesamten Kreislauf der Produktion und Vermarktung des Produktes Wein beinhaltet und gleichzeitig das Image eines modernen Weingutes nach Außen transportiert.
Nähert man sich dem Weingut über die neue Zufahrt – eingebettet in frisch gestaltete Schauweingärten (Landschaftarchitekten 3:0, siehe gesonderten Eintrag) – bildet das neue Gebäude trotz selbstbewusster Modernität eine wohltuende Einheit mit dem historischen Meierhof im Hintergrund. Auch die neu gepflanzten Bäume werden im Laufe der Jahre die selbstverständliche Ortsverbundenheit des neuen Weinguts unterstützen. Schon aus der Ferne wird die grundsätzliche Verschneidung von Produktion und Lager/Präsentation durch die klare Herausarbeitung der Materialitäten - und der dazugehörenden Symbolik - deutlich. Der Produktionsbereich ist in dunkles, graues Falzblech gehüllt. Durch die raue, manuelle Montage und eine Expressivität der Gestaltung (Fensterschlitze, auskragend-gewagte Vordächer, rauer Betonsockel) wird die Dynamik und die Prozesshaftigkeit manueller Weinerzeugung bildhaft in der Gebäudehülle abgebildet. Der Lagerbereich für die Eichenfässer und die Weinflaschen greift hingegen schon in der Fassade die Themen Erde und Zeitlosigkeit auf. Elegant umhüllt eine gekrümmte Fassade aus großformatigen sandfarbenen Faserzementplatten die Lagerräume. Ein präzises Fugenbild, eine sorgfältige Detailausbildung und vor allem der gläserne Bereich des Haupteingangs prägen diese fensterlose Wand.
Denn dort, wo Lager und Produktion miteinander verschmelzen, bricht im Erdgeschoss der gläserne Verkaufsraum den Lagerbereich auf und „drückt“ die Wand aus sandfarbenen Faserzementplatten nach oben. Diese „hochgeklappte“ weitauskragende Ecke beherbergt im Obergeschoss den Verkostbereich und eine großzügige Terrasse. Konsequenterweise definiert dieses Material auch im Innenraum des Verkostraumes die Wand. Besonderer Wert wurde auf die Gestaltung der Vordächer (Toreinfahrten, Terrasse, Haupteingang, Zufahrt) gelegt und die jeweilige Öffnung besonders inszeniert. Im Inneren ist das Gebäude geprägt von der Optimierung der jeweiligen Funktionsabläufe und der Trennung von industrieller Produktion und Lagerung/Präsentation des Produktes. Dazwischen trennt eine sich aufweitende Manipulations- und Zufahrtszone diese Bereiche, welche durch eine graduelle Aufweitung auch die Rundung der Faserzementfassade definiert. Nach dem Eintreten durch den klar gefassten Haupteingang wird der Kunde oder Besucher in einem Verkaufsraum empfangen, der gekonnt mit dem Bild des modernen, zeitgemäßen Weinguts spielt. Ein weinroter Boden und eine eindrucksvolle Lehmwand verschmelzen Verkaufsraum und - als Herzstück des Weingutes - das Barriquelager mit den Eichenfässern zu einer Einheit.
Die Wand aus naturbelassenen Lehmziegeln mit rötlichem Lehmputz verbindet im Kundenbereich die zwei repräsentativen Geschosse und dient neben der optischen Definition des Raumes vor allem der Regulierung der Luftfeuchte. Entlang der Wand gelangt der Kunde über eine rote Stiege ins Obergeschoss, welches für Seminare und Verkostungen genutzt wird. Hier oben liegen die burgenländische Landschaft und die Eichenfässer den Besuchern zu Füßen. An schönen Tagen ist über der pannonischen Weite der Schneeberg sichtbar - an allen Tagen Eisenstadt mit dem Schloss Esterhazy. Im Obergeschoss dienen diese optimierten Räumlichkeiten der Weinpräsentation – unterstützt vom ständigen Bezug zum Barriquelager und zur burgenländischen Landschaft. Der Blick in diese beide Richtungen wird zelebriert durch eine schräge Verglasung zum Barriquelager und durch die lamellen-gerahmte Terrasse zur Landschaft. Das Licht inszeniert die Präsentationsräume abhängig von der Tageszeit. Tief flutet das Licht am Abend über die Terrasse und die Schrägverglasung in das Gebäude – szenisch unterstützt durch lamellenverschattete Fensterschlitze im Dach an den Quermauern. Große Fensterflächen erhellen den Präsentationsbereich, da Naturlicht das beste Licht zum Weinverkosten ist.
Da im neuen Weingut vor allem ein hochwertiges Produkt erzeugt wird, wurde ein Sichtbezug der Kunden zum Produktionsbereich geschaffen. Über eine Galerie neben der Stiege können die Besucher den Produktionsbereich, die Weintanks und die Technologie betrachten, ohne diesen sensiblen Bereich zu betreten. Hier ist die Materialität den Gegebenheiten der Produktion angepasst. Sichtbeton, Edelstahl und grauer Industriefußboden prägen den Raumeindruck. (Text: Architekt)
Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien
Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzig
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