Bauwerk

Dachmaisonette
Peter Achhorner, Kristof Jarder - Wien (A)

Schwerelosigkeit im Himmel

Wohnen über den Dächern von Wien? Das kennen wir schon - weit gefehlt: Eine Dach-maisonette der beiden Architekten Kristof Jarder und Peter Achhorner eröffnet neue Ein- und Ausblicke und zeigt vor, wie Architektur und Möbel zu einer Einheit verschmelzen.

21. Juli 2007 - Isabella Marboe
Die Bauherren sind Stadtmenschen mit ausgesuchtem Stilbewusstsein und Kunstsinn. Für sie lag der Gipfel des Wohnglücks nicht im Grünen, sondern auf einem Dach im Zentrum von Wien. Genauer gesagt: Auf dem Dach des so genannten Toscanahofs in der Argentinierstraße. Das Haus mit der gewellten Fassade - ein Entwurf von Architekt Gustav Peichl - hat eine stille Rückseite zum Park und eine geschickt gestaffelte Dachzone mit lukullischem Freiraumangebot. Die Maisonette-Wohnungen sind allesamt mit Terrassen und Balkonen ausgestattet, Wienblick inklusive. Herz, was willst du mehr?

Das Timing der Bauherren war perfekt. Sie stiegen in der Rohbauphase ein und konnten sich so von den beiden Architekten Kristof Jarder und Peter Achhorner ihr maßgeschneidertes Wunschdomizil am Dach planen lassen. „Die Bauherren wollten ein komplett durchgestyltes Ensemble für zwei Personen“, erklärt Jarder, „die Innenräume sollten loftartigen Charakter haben und eine klare Trennung zum Privaten aufweisen.“ Edelhölzer und Nuancen von Weiß bilden nun den vornehmen Rahmen fürs Wohnen und Arbeiten, für ungestörten Rückzug und angeregte Geselligkeit.

Wie Designstücke stehen die raffinierten Möbel aus einem Guss in der Wohnung und leiten die Blicke und Füße selbstredend zur nächsten Raumzone. Die beiden Architekten hatten Augenmaß und Taktgefühl: Sie wiesen den unterschiedlichen Wohnzonen ein wohldosiertes Maß an Intimität oder Geselligkeit zu. Die Grenze zwischen Architektur und Möbel ist fließend. „Furnitecture“ nennt Jarder diese Symbiose aus Furniture und Architecture.

Gewohnt wird zwischen zwei Wandscheiben mit je einem Gemälde von Gunter Damisch. Dazwischen sind Regale, Bar und Anrichte zu Architektur gewordenen Möbeln geformt. Als leichte Scheibe ruht die Tischplatte auf ihrem schwarzgelackten Fuß, ein weißes Wandeck fasst die Kamingespräche auf der Couch.

Das Prunkstück der neuen Möbelarchitektur ist die Stiege, die von der Garderobe in eine Sitzbank aus weißem Alcantara-Leder übergeht. In samtweichem Bogen schmiegt sie sich an ein hölzernes Podest aus brasilianischer Nuss. Ihm entwächst eine gewendelte Stiege, die in graziler Leichtigkeit zwischen weißen Metallwangen auf die Galerie hochführt. Nicht von ungefähr erinnert die Treppenskulptur an ein Schiffsdeck.

Cleverer Stauraum

An einem Wandbogen mit ausgesuchten Schwarz-Weiß-Fotos gleitet man ins Obergeschoß. Auch hier spielt die Furnitecture von Achhorner und Jarder eine Schlüsselrolle. Für die nötige Trennung zwischen Vorraum und Bad, zwischen Arbeitsraum und Schlafbereich sorgt ein elf Meter langes Kastenmöbel, das nachhaltig stille Poesie verströmt. Seine gepolsterten Türen sind mit den Fotos verfremdeter Blütenblätter vom Fotografen Andreas Baumann bedruckt. Dezent gewähren die Türen Zugang zu einem beachtlichen Stauraum, ins großzügige Bad und ins Schlafzimmer. Der dick gepolsterte Stoff an der Schrankwand hat einen großen Vorteil: Er dämpft die Akustik, in den Zimmern wird daher trotz offenen Raumflusses Intimität und Stille gewahrt.

Selbst das Arbeiten verliert in diesem Haus an Schwere: Souverän hakt sich an der Rundsäule des Arbeitszimmers ein schwarz geschwabbelter Bumerang-Schreibtisch fest. Das unverwechselbare Design, das ohne Tischbeine auskommt, stammt von Kristof Jarder. Hier kann der Bauherr fußfrei am Fenster sitzen und beim Blick auf die Dachlandschaft Inspiration auftanken.

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