Bauwerk
Embedded House
Cho Byoungsoo - Seoul (ROK) - 2005
Die Schönheit des Ursprünglichen
Ein Wohnhaus auf dem Land und ein Geschäftsgebäude
Cho Byoungsoo studierte in den USA, wo er auch über viele Jahre als Hochschullehrer tätig war. Trotz seines kosmopolitischen Hintergrundes ist er einer der koreanischen Architekten, die sich in ihrer Arbeit sehr stark mit spezifisch koreanischen Traditionen der Gestaltung beschäftigen. Sein Werk ist als Versuch einer Synthese aus westlicher Moderne und orientalisch geprägter Material- und Raumerfahrung lesbar.
2. Oktober 2007 - Lim Jinyoung
Den besonderen Charakter einer Kultur über die Aura eines für sie typischen Artefaktes verdeutlichen zu wollen, mag ein ungewöhnlicher Ansatz sein, trotzdem möchte ich diesen Essay über die Architektur Cho Byoungsoos mit dem »Sabal« beginnen, einer schlichten Reis- und Suppenschale, wie sie in Korea während der Choseon-Dynastie (1392–1910) verbreitet war. Ein Sabal ist weder so kunstvoll und zart, wie das »Goryeo-Cheongja«, ein repräsentatives Porzellan aus der Goryeo Dynastie (918–1392), noch weist es eine so reduzierte, klare Form auf wie das »Choseon-Begja«, ein Porzellan der vorhergehenden Choseon Dynastie. Es wurde von routinierten, erfahrenen Meistern in einem zügigen Arbeitsprozess gefertigt – ohne explizit künstlerischen Anspruch, ohne Dekor. In diesem rauen und doch zur gleichen Zeit kultivierten Geschirr, dessen unmittelbare Materialität eine tiefe Würde ausstrahlt, findet Cho Byoungsoo ein Vorbild an Nützlichkeit und formaler Einfachheit. Die Qualitäten eines Sabal auf den Raum zu übertragen, sieht er als ein wesentliches Ziel seiner Arbeit.
Material und Sinnlichkeit
Cho Byoungsoo blickt heute auf eine 13-jährige Praxis als Architekt zurück. Seine Ausbildung begann er an der Montana State University in den USA. Dort wie auch an vielen anderen Hochschulen war in den achtziger Jahren die Vermittlung der sozialen Verantwortung des Architekten ein wichtiges Ausbildungsziel, was ihn nachhaltig beeinflusst hat. Später studierte er an der Graduate School der Harvard University, wo Rafael Moneo und Mack Scogin großen Eindruck auf ihn machten. Moneos Überzeugung, dass das Nachdenken über Architektur vom Nachdenken über das Material nicht getrennt werden kann und die in seiner Arbeit zentrale Frage nach dem Umgang mit dem Material haben Cho Byoungsoos Haltung zur Architektur und seine Entwurfsmethode geprägt. Tatsächlich pflegt er einen fast handwerklichen Umgang mit Materialien. In seinem Büro findet man zahlreiche Proben – Natursteine, Beton, Stahl, Holz und Glas –, mit denen er gerne herumexperimentiert. Dabei interessieren ihn hauptsächlich deren atmosphärische Eigenschaften und die Frage, welche Spuren Zeit und Gebrauch auf ihnen hinterlassen. In der Kombination aber auch Konfrontation verschiedener Materialien sieht Cho eine Möglichkeit, Architektur jeweils einen charakteristischen Ausdruck zu verleihen und die sinnliche Wahrnehmung seiner Bauten zu erweitern. Bereits in den ersten Entwurfsüberlegungen thematisiert er das Material, wobei ihm seine jahrelange Erfahrung zugute kommt, die sich nicht zuletzt auch in realistischen Budgets äußert. Bei fast allen seinen Projekten übernimmt sein Büro auch die Bauaufsicht. Für diesen Teil der Arbeit ist in erster Linie Chos Bruder zuständig, mit dem er seit Langem zusammenarbeitet.
Bereits die ersten Arbeiten Chos nach seiner Rückkehr 1991 offenbarten die Richtung, in der sich seine Architektur in den kommenden Jahren entwickelte. Parallel zu seinen Projekten beschäftigte er sich eingehend mit den »Dalgongne«, den traditionellen Arme-Leute-Siedlungen Koreas, die mittlerweile fast alle verschwunden sind. Im Mittelpunkt seiner Recherche stand die architektonische und städtebauliche Qualität dieser anonymen Strukturen sowie ihre ursprüngliche Materialität. Diese Erkenntnisse hatten einen direkten Einfluss auf seine frühen Bauten: Bei seinem Studio in Seongbuk-Dong, einem Stadtteil von Seoul, lotete er das Zusammenspiel von Materialien aus, die er bewusst der Witterung aussetzte, um daran ihr Alterungsverhalten studieren zu können. Bei zwei weiteren Frühwerken, dem »« Form-Haus und dem »« Form-Haus» versuchte er eine Art Synthese von traditionellem koreanischen Wohnstil und moderner, westlich geprägter Wohnkultur zu schaffen. Einen vorläufigen Höhe- und Wendepunkt in der architektonischen Entwicklung Cho Byoungsoos markieren das Haus »Camerata Hwang In-yong Music Studio» im Heyri Art Village (2004) und das »« Form-Haus in Sugogri»(2005). Meisterlich nutzte er in diesen beiden Projekten formale Reduktion und eine bewusst raue Materialbearbeitung, um authentische, atmosphärisch dichte Räume zu schaffen.
In Cho Byoungsoos Verständnis ist architektonische Schönheit eng an das Material und die Funktion gekoppelt. Deshalb sieht er Schönheit etwa an einer sonnenbeschienenen, schmucklosen Fassade einer alten Scheune, wie man sie in Montana findet, genauso wie in der ernsten Würde eines einfachen Zweckraumes. Sein Interesse für die emotionalen Aspekte der Architektur zeigt, dass er sie als einen Ausdruck von Lebenserfahrung begreift. Es geht ihm nicht um eine vordergründige Schönheit oder die reine Form, sondern um eine organische Architektur, die auf Erfahrung und Erkenntnis beruht. Entsprechend gilt sein Interesse am Material weniger den damit verbundenen konstruktiv-technischen Möglichkeiten, sondern dessen emotionalen Qualitäten. Ein Kritiker hat über seine Architektur einmal festgestellt: »Seine Räume scheinen nur aus Material und Licht zu bestehen. Man fühlt sich darin als sei man in der freien Natur.«
Mit diesem Fokus auf die räumliche und emotionale Qualität der Architektur steht Cho Byoungsoo quer zur Tendenz der zeitgenössischen Architektur, der es vor allem um die Haut der Gebäude, um deren äußere Erscheinung zu tun ist. Seine Gebäude bieten dem Leben Raum, stehen in engem Bezug zu Natur und Landschaft und sie zeichnen sich durch jene Art von räumlicher »Uneindeutigkeit« aus, die er als ein zentrales Merkmal alter koreanischer Architektur identifiziert.
Die Kiste als Experimentierfeld: Embedded house und ramp building
Nach dem »« Form-Haus hat Cho Byoungsoo sich auf eine formal einfache Architektur konzentriert. Sein neues Thema wurde die »Kiste« (Box). Die Beschäftigung damit hat seine architektonische Sprache radikalisiert. Die Box diente ihm als Studienobjekt, um die wesentlichen Funktionen und die Schönheit des Raumes zu erforschen. Ein schlichter Raum, so seine Überzeugung, unterstützt die Wahrnehmung, er ist wie ein Gefäß für »Erfahrung und Erkenntnis«. Der Charakter seiner Architektur nähert sich dem des eingangs erwähnten Sabal Geschirrs.
Cho Byoungsoos neuere Projekte – 3-Boxes House, Split House, Ramp Building, Embedded House, Be-twixt und Gallery Sagan – sind Ergebnisse seiner Auseinandersetzung mit der Kistenform. Besonders spannend erscheint in diesem Zusammenhang das Embedded House, das als Transformation des 3-Boxes House aus drei kistenförmigen Körpern gelesen werden kann oder das Split House, das aus zwei kistenförmigen Körpern besteht. Dieses für einen in Korea sehr bekannten Schriftsteller und Zen-Maler entworfene Haus liegt in der Nähe des Dorfes Hwacheon in einer gebirgigen Landschaft. Die Konfiguration des Gebäudes folgt der Nutzung des Hauses, das sowohl die Arbeitsräume als auch die Wohnung des Künstlers beherbergt. Um es möglichst organisch in die umgebende Natur zu integrieren, hat Cho die Baukörper der Landschaftsformation entsprechend verzerrt. Mit seinen schmucklosen Sichtbetonoberflächen mag es im ersten Moment hermetisch geschlossen wie ein Bunker oder eine Garage wirken.
Tatsächlich aber verfügt das Gebäude über zwei schmale, zwischen seinen Baukörpern eingeschobene Gärten und kommuniziert auf vielfältige Weise mit seiner Umgebung. Für den Bauherrn, einen Naturliebhaber, wurden einige Fenster so tief positioniert, dass sie sich für eine meditative Betrachtung der Landschaft anbieten. Eine weitere Besonderheit, das hohe, auf die Dachfläche ausgreifende Fenster, ist der Vorliebe des Künstlers, den Mond zu betrachten, geschuldet.
Das Ramp Building ist zusammen mit dem fast zeitgleich entstandenen Be-twixt das erste multifunktionale Geschäftshaus Chos. In Korea wird bei Geschäftshäusern meist nur Wert auf eine optimale Flächenausnutzung gelegt, nicht aber auf architektonische Qualitäten. Deshalb waren diese Projekte für ihn neue und spannende Aufgaben. Beim Ramp Building nutzte er das leicht abschüssige Terrain, um vom oberen Straßenniveau ausgehend, eine als Betonkörper ausgebildete Rampe tief in das an dieser Stelle völlig verglaste Gebäude eindringen zu lassen. Sie dient einerseits der Erschließung eines Verkaufsraumes, andererseits soll sie etwas vom Leben auf der Straße ins Gebäude holen. Auch die an der Außenseite des Gebäudes aufgehängten Treppen lassen sich als ein Versuch interpretieren, zwischen Innen- und Außenraum zu vermitteln. Ein hoher Drahtschirm schließlich markiert, dem Straßenverlauf folgend, die Grundstücksgrenze und definiert dabei einen Binnen-Außenraum, eine Art von Puffer gegen die laute Geschäftigkeit des umgebenden Stadtraums.
Die Bauten aus Chos Box-Serie sind als Versuche über eine Grundform lesbar. Seine Fähigkeit, formal einfache Räume durch den überlegten Einsatz von Materialien, durch ausgefeilte Detaillösungen und eine klare Konstruktion in emotional aufgeladene Erfahrungsräume zu verwandeln, ist an den Wohnhäusern klarer ablesbar als an den städtischen Geschäftshäusern. Die Qualität von Cho Byoungsoos Architektur kommt insofern im Embedded House klarer zum Ausdruck als im Ramp Building.
Cho selbst wuchs in einem Hanok, einem traditionellen koreanischen Haustypus auf, bei dem Innen- und Außenraum in einem engen Wechselverhältnis stehen, gleichsam organisch miteinander verbunden sind. Außerdem hat er, fasziniert von der traditionellen koreanischen Porzellankunst, einige Zeit in einer Werkstatt verbracht. Was ihn beschäftigt, sind »Dinge, die existieren und Dinge, die existiert haben« »eine zeitgenössische, vernakuläre Architektur«, eine Architekur der »Erfahrung und Erkenntnis« sowie das Thema der »Struktur und Abstraktion«. Er ist ein Architekt, der die Moderne neu interpretiert und dabei den Versuch wagt, eine zeitgenössische Architektur mit Bezügen zur spezifisch koreanischen zu schaffen.
Material und Sinnlichkeit
Cho Byoungsoo blickt heute auf eine 13-jährige Praxis als Architekt zurück. Seine Ausbildung begann er an der Montana State University in den USA. Dort wie auch an vielen anderen Hochschulen war in den achtziger Jahren die Vermittlung der sozialen Verantwortung des Architekten ein wichtiges Ausbildungsziel, was ihn nachhaltig beeinflusst hat. Später studierte er an der Graduate School der Harvard University, wo Rafael Moneo und Mack Scogin großen Eindruck auf ihn machten. Moneos Überzeugung, dass das Nachdenken über Architektur vom Nachdenken über das Material nicht getrennt werden kann und die in seiner Arbeit zentrale Frage nach dem Umgang mit dem Material haben Cho Byoungsoos Haltung zur Architektur und seine Entwurfsmethode geprägt. Tatsächlich pflegt er einen fast handwerklichen Umgang mit Materialien. In seinem Büro findet man zahlreiche Proben – Natursteine, Beton, Stahl, Holz und Glas –, mit denen er gerne herumexperimentiert. Dabei interessieren ihn hauptsächlich deren atmosphärische Eigenschaften und die Frage, welche Spuren Zeit und Gebrauch auf ihnen hinterlassen. In der Kombination aber auch Konfrontation verschiedener Materialien sieht Cho eine Möglichkeit, Architektur jeweils einen charakteristischen Ausdruck zu verleihen und die sinnliche Wahrnehmung seiner Bauten zu erweitern. Bereits in den ersten Entwurfsüberlegungen thematisiert er das Material, wobei ihm seine jahrelange Erfahrung zugute kommt, die sich nicht zuletzt auch in realistischen Budgets äußert. Bei fast allen seinen Projekten übernimmt sein Büro auch die Bauaufsicht. Für diesen Teil der Arbeit ist in erster Linie Chos Bruder zuständig, mit dem er seit Langem zusammenarbeitet.
Bereits die ersten Arbeiten Chos nach seiner Rückkehr 1991 offenbarten die Richtung, in der sich seine Architektur in den kommenden Jahren entwickelte. Parallel zu seinen Projekten beschäftigte er sich eingehend mit den »Dalgongne«, den traditionellen Arme-Leute-Siedlungen Koreas, die mittlerweile fast alle verschwunden sind. Im Mittelpunkt seiner Recherche stand die architektonische und städtebauliche Qualität dieser anonymen Strukturen sowie ihre ursprüngliche Materialität. Diese Erkenntnisse hatten einen direkten Einfluss auf seine frühen Bauten: Bei seinem Studio in Seongbuk-Dong, einem Stadtteil von Seoul, lotete er das Zusammenspiel von Materialien aus, die er bewusst der Witterung aussetzte, um daran ihr Alterungsverhalten studieren zu können. Bei zwei weiteren Frühwerken, dem »« Form-Haus und dem »« Form-Haus» versuchte er eine Art Synthese von traditionellem koreanischen Wohnstil und moderner, westlich geprägter Wohnkultur zu schaffen. Einen vorläufigen Höhe- und Wendepunkt in der architektonischen Entwicklung Cho Byoungsoos markieren das Haus »Camerata Hwang In-yong Music Studio» im Heyri Art Village (2004) und das »« Form-Haus in Sugogri»(2005). Meisterlich nutzte er in diesen beiden Projekten formale Reduktion und eine bewusst raue Materialbearbeitung, um authentische, atmosphärisch dichte Räume zu schaffen.
In Cho Byoungsoos Verständnis ist architektonische Schönheit eng an das Material und die Funktion gekoppelt. Deshalb sieht er Schönheit etwa an einer sonnenbeschienenen, schmucklosen Fassade einer alten Scheune, wie man sie in Montana findet, genauso wie in der ernsten Würde eines einfachen Zweckraumes. Sein Interesse für die emotionalen Aspekte der Architektur zeigt, dass er sie als einen Ausdruck von Lebenserfahrung begreift. Es geht ihm nicht um eine vordergründige Schönheit oder die reine Form, sondern um eine organische Architektur, die auf Erfahrung und Erkenntnis beruht. Entsprechend gilt sein Interesse am Material weniger den damit verbundenen konstruktiv-technischen Möglichkeiten, sondern dessen emotionalen Qualitäten. Ein Kritiker hat über seine Architektur einmal festgestellt: »Seine Räume scheinen nur aus Material und Licht zu bestehen. Man fühlt sich darin als sei man in der freien Natur.«
Mit diesem Fokus auf die räumliche und emotionale Qualität der Architektur steht Cho Byoungsoo quer zur Tendenz der zeitgenössischen Architektur, der es vor allem um die Haut der Gebäude, um deren äußere Erscheinung zu tun ist. Seine Gebäude bieten dem Leben Raum, stehen in engem Bezug zu Natur und Landschaft und sie zeichnen sich durch jene Art von räumlicher »Uneindeutigkeit« aus, die er als ein zentrales Merkmal alter koreanischer Architektur identifiziert.
Die Kiste als Experimentierfeld: Embedded house und ramp building
Nach dem »« Form-Haus hat Cho Byoungsoo sich auf eine formal einfache Architektur konzentriert. Sein neues Thema wurde die »Kiste« (Box). Die Beschäftigung damit hat seine architektonische Sprache radikalisiert. Die Box diente ihm als Studienobjekt, um die wesentlichen Funktionen und die Schönheit des Raumes zu erforschen. Ein schlichter Raum, so seine Überzeugung, unterstützt die Wahrnehmung, er ist wie ein Gefäß für »Erfahrung und Erkenntnis«. Der Charakter seiner Architektur nähert sich dem des eingangs erwähnten Sabal Geschirrs.
Cho Byoungsoos neuere Projekte – 3-Boxes House, Split House, Ramp Building, Embedded House, Be-twixt und Gallery Sagan – sind Ergebnisse seiner Auseinandersetzung mit der Kistenform. Besonders spannend erscheint in diesem Zusammenhang das Embedded House, das als Transformation des 3-Boxes House aus drei kistenförmigen Körpern gelesen werden kann oder das Split House, das aus zwei kistenförmigen Körpern besteht. Dieses für einen in Korea sehr bekannten Schriftsteller und Zen-Maler entworfene Haus liegt in der Nähe des Dorfes Hwacheon in einer gebirgigen Landschaft. Die Konfiguration des Gebäudes folgt der Nutzung des Hauses, das sowohl die Arbeitsräume als auch die Wohnung des Künstlers beherbergt. Um es möglichst organisch in die umgebende Natur zu integrieren, hat Cho die Baukörper der Landschaftsformation entsprechend verzerrt. Mit seinen schmucklosen Sichtbetonoberflächen mag es im ersten Moment hermetisch geschlossen wie ein Bunker oder eine Garage wirken.
Tatsächlich aber verfügt das Gebäude über zwei schmale, zwischen seinen Baukörpern eingeschobene Gärten und kommuniziert auf vielfältige Weise mit seiner Umgebung. Für den Bauherrn, einen Naturliebhaber, wurden einige Fenster so tief positioniert, dass sie sich für eine meditative Betrachtung der Landschaft anbieten. Eine weitere Besonderheit, das hohe, auf die Dachfläche ausgreifende Fenster, ist der Vorliebe des Künstlers, den Mond zu betrachten, geschuldet.
Das Ramp Building ist zusammen mit dem fast zeitgleich entstandenen Be-twixt das erste multifunktionale Geschäftshaus Chos. In Korea wird bei Geschäftshäusern meist nur Wert auf eine optimale Flächenausnutzung gelegt, nicht aber auf architektonische Qualitäten. Deshalb waren diese Projekte für ihn neue und spannende Aufgaben. Beim Ramp Building nutzte er das leicht abschüssige Terrain, um vom oberen Straßenniveau ausgehend, eine als Betonkörper ausgebildete Rampe tief in das an dieser Stelle völlig verglaste Gebäude eindringen zu lassen. Sie dient einerseits der Erschließung eines Verkaufsraumes, andererseits soll sie etwas vom Leben auf der Straße ins Gebäude holen. Auch die an der Außenseite des Gebäudes aufgehängten Treppen lassen sich als ein Versuch interpretieren, zwischen Innen- und Außenraum zu vermitteln. Ein hoher Drahtschirm schließlich markiert, dem Straßenverlauf folgend, die Grundstücksgrenze und definiert dabei einen Binnen-Außenraum, eine Art von Puffer gegen die laute Geschäftigkeit des umgebenden Stadtraums.
Die Bauten aus Chos Box-Serie sind als Versuche über eine Grundform lesbar. Seine Fähigkeit, formal einfache Räume durch den überlegten Einsatz von Materialien, durch ausgefeilte Detaillösungen und eine klare Konstruktion in emotional aufgeladene Erfahrungsräume zu verwandeln, ist an den Wohnhäusern klarer ablesbar als an den städtischen Geschäftshäusern. Die Qualität von Cho Byoungsoos Architektur kommt insofern im Embedded House klarer zum Ausdruck als im Ramp Building.
Cho selbst wuchs in einem Hanok, einem traditionellen koreanischen Haustypus auf, bei dem Innen- und Außenraum in einem engen Wechselverhältnis stehen, gleichsam organisch miteinander verbunden sind. Außerdem hat er, fasziniert von der traditionellen koreanischen Porzellankunst, einige Zeit in einer Werkstatt verbracht. Was ihn beschäftigt, sind »Dinge, die existieren und Dinge, die existiert haben« »eine zeitgenössische, vernakuläre Architektur«, eine Architekur der »Erfahrung und Erkenntnis« sowie das Thema der »Struktur und Abstraktion«. Er ist ein Architekt, der die Moderne neu interpretiert und dabei den Versuch wagt, eine zeitgenössische Architektur mit Bezügen zur spezifisch koreanischen zu schaffen.
Für den Beitrag verantwortlich: deutsche bauzeitung
Ansprechpartner:in für diese Seite: Ulrike Kunkel