Bauwerk
Ring House in Karuizawa
TNA architects, Chie Nabeshima, Makoto Takei - Nagano (J)
Ring House
Holz und Glas zum Wochenende
16. März 2008 - Eva Guttmann
Eine Restfläche am »Owners Hill«: Schattig und feucht, steil, dicht bewachsen, ohne Aussicht und an zwei Seiten von einer Straße begrenzt. So lässt sich das Grundstück beschreiben, an dem TNA-Architekten (Makoto Takei und Chie Nabeshima) ein Wochenendhaus gebaut und damit einen freundlich-verwunschenen Ort geschaffen haben.
Sommer in Japans Hauptstadt: das bedeutet Hitze und Smog. Wer es sich leisten kann, der hat ein Ferienhaus in einem der kühlen, schattigen Wälder außerhalb, am besten in der Umgebung von Karuizawa, dem Bad Ischl von Tokio, mit dem Shinkansen in eineinhalb Stunden erreichbar. Hier befindet sich auch das »Owners Hill«-Resort, ein bewaldetes Gebiet, in dem hunderte von Wochenend- oder Ferienhäusern locker verteilt zwischen den Bäumen stehen. Die meisten der Grundstücke verfügen über eine gute Aussicht, viel Ruhe und waren binnen kürzester Zeit verkauft. Eines blieb aufgrund seiner Lage und Topografie jedoch übrig, weshalb der Developer die TNA-Architekten mit dem Bau eines Wochenendhauses beauftragte, in der – wie sich herausstellte, berechtigten – Hoffnung, dann einen Käufer dafür zu finden.
Die jungen Architekten errichteten einen Turm aus Glas und Holz, eine horizontal geschichtete Struktur aus transparenten und opaken Bändern, die übereinander zu schweben scheinen. Keine vertikalen Elemente sind auf den ersten Blick sichtbar, keine Geschosse unmittelbar unterscheidbar. Das Gebäude ist eine transparente, visuell aufgelöste Hülle auf einer quadratischen Grundfläche von ca. 6 mal 6 Metern und wurde an der höchstmöglichen zur Bebauung geeigneten Stelle des Grundstücks so positioniert, dass lediglich drei Bäume gefällt werden mussten. Durch den Bau eines Turms erreichten die Architekten nicht nur, dass kaum Grundfläche verbraucht wurde, sondern auch, dass das Gebäude – zugleich hermetisch in seiner Form und völlig offen in seiner Durchsichtigkeit – ganz selbstverständlich zwischen den Bäumen steht, als eines von vielen vertikalen Elementen am Grundstück, dessen »Erklimmen« parallel zu den Stämmen möglich ist. Der Wald ersetzt die fehlende Aussicht, der durch nichts unterbrochene Rundumblick in die Baumkronen eine nutzbare Freifläche.
Neben den Materialien unterstützen die Farben Schwarz und Weiß die Gesamtwirkung des Gebäudes: Durch die dunklen »Holzringe« und die Spiegelung des Glases bei Tag verschmilzt der Baukörper mit seiner Umgebung, die hellen Oberflächen im Inneren treten in den Hintergrund. Am Abend reflektiert die weiße Innenseite der Fassadenbänder das Licht im Haus wie der Schirm einer Lampe – das Gebäude wird zur Laterne im Wald.
Die Konstruktion des Ring-Hauses zielt darauf ab, den sehr reduzierten, schwebenden Eindruck der einander abwechselnden Schichten möglichst ohne störende Elemente umzusetzen. Daher werden alle Funktionen wie Küchenzeile, Geschossdecken, Treppenpodeste oder Sanitäreinheiten hinter den aus Brettschichtholz vorgefertigten, je nach dahinterliegender Funktion unterschiedlich hohen Vierendeelträgern verborgen. Diese sind ohne zusätzliche Diagonalaussteifung biegesteif mit den schlanken Stehern verschraubt, außen gedämmt und mit einer dunklen Zedernholzschalung verkleidet. Die rundumlaufenden Glasbänder werden pro Geschoss von zwei bis drei Lüftungsflügeln unterbrochen, welche den Gesamteindruck einer extrem reduzierten Fassade jedoch kaum beeinträchtigen. Sowohl die Rahmen der beweglichen Fenster als auch die Scheiben der Fixverglasungen sind oben direkt in die genuteten Brettschichtholzträger und unten auf die Wetterschenkel geklebt. Die Lastabtragung erfolgt über eine Klotzung unter den Wetterschenkeln, die ihrerseits mit den Vierendeelträgern verschraubt sind.
Ein massiver Sockel trägt das dreistöckige Bauwerk, das über eine Brücke im ersten Geschoss erschlossen wird, welche im Inneren des Gebäudes in eine frei eingehängte, leichte Treppe übergeht. Diese führt bis aufs begehbare Dach, wo man endgültig auf Augenhöhe ist mit den Bäumen. (Zeitschrift Zuschnitt 29, 2008; Seite 8f.)
Sommer in Japans Hauptstadt: das bedeutet Hitze und Smog. Wer es sich leisten kann, der hat ein Ferienhaus in einem der kühlen, schattigen Wälder außerhalb, am besten in der Umgebung von Karuizawa, dem Bad Ischl von Tokio, mit dem Shinkansen in eineinhalb Stunden erreichbar. Hier befindet sich auch das »Owners Hill«-Resort, ein bewaldetes Gebiet, in dem hunderte von Wochenend- oder Ferienhäusern locker verteilt zwischen den Bäumen stehen. Die meisten der Grundstücke verfügen über eine gute Aussicht, viel Ruhe und waren binnen kürzester Zeit verkauft. Eines blieb aufgrund seiner Lage und Topografie jedoch übrig, weshalb der Developer die TNA-Architekten mit dem Bau eines Wochenendhauses beauftragte, in der – wie sich herausstellte, berechtigten – Hoffnung, dann einen Käufer dafür zu finden.
Die jungen Architekten errichteten einen Turm aus Glas und Holz, eine horizontal geschichtete Struktur aus transparenten und opaken Bändern, die übereinander zu schweben scheinen. Keine vertikalen Elemente sind auf den ersten Blick sichtbar, keine Geschosse unmittelbar unterscheidbar. Das Gebäude ist eine transparente, visuell aufgelöste Hülle auf einer quadratischen Grundfläche von ca. 6 mal 6 Metern und wurde an der höchstmöglichen zur Bebauung geeigneten Stelle des Grundstücks so positioniert, dass lediglich drei Bäume gefällt werden mussten. Durch den Bau eines Turms erreichten die Architekten nicht nur, dass kaum Grundfläche verbraucht wurde, sondern auch, dass das Gebäude – zugleich hermetisch in seiner Form und völlig offen in seiner Durchsichtigkeit – ganz selbstverständlich zwischen den Bäumen steht, als eines von vielen vertikalen Elementen am Grundstück, dessen »Erklimmen« parallel zu den Stämmen möglich ist. Der Wald ersetzt die fehlende Aussicht, der durch nichts unterbrochene Rundumblick in die Baumkronen eine nutzbare Freifläche.
Neben den Materialien unterstützen die Farben Schwarz und Weiß die Gesamtwirkung des Gebäudes: Durch die dunklen »Holzringe« und die Spiegelung des Glases bei Tag verschmilzt der Baukörper mit seiner Umgebung, die hellen Oberflächen im Inneren treten in den Hintergrund. Am Abend reflektiert die weiße Innenseite der Fassadenbänder das Licht im Haus wie der Schirm einer Lampe – das Gebäude wird zur Laterne im Wald.
Die Konstruktion des Ring-Hauses zielt darauf ab, den sehr reduzierten, schwebenden Eindruck der einander abwechselnden Schichten möglichst ohne störende Elemente umzusetzen. Daher werden alle Funktionen wie Küchenzeile, Geschossdecken, Treppenpodeste oder Sanitäreinheiten hinter den aus Brettschichtholz vorgefertigten, je nach dahinterliegender Funktion unterschiedlich hohen Vierendeelträgern verborgen. Diese sind ohne zusätzliche Diagonalaussteifung biegesteif mit den schlanken Stehern verschraubt, außen gedämmt und mit einer dunklen Zedernholzschalung verkleidet. Die rundumlaufenden Glasbänder werden pro Geschoss von zwei bis drei Lüftungsflügeln unterbrochen, welche den Gesamteindruck einer extrem reduzierten Fassade jedoch kaum beeinträchtigen. Sowohl die Rahmen der beweglichen Fenster als auch die Scheiben der Fixverglasungen sind oben direkt in die genuteten Brettschichtholzträger und unten auf die Wetterschenkel geklebt. Die Lastabtragung erfolgt über eine Klotzung unter den Wetterschenkeln, die ihrerseits mit den Vierendeelträgern verschraubt sind.
Ein massiver Sockel trägt das dreistöckige Bauwerk, das über eine Brücke im ersten Geschoss erschlossen wird, welche im Inneren des Gebäudes in eine frei eingehängte, leichte Treppe übergeht. Diese führt bis aufs begehbare Dach, wo man endgültig auf Augenhöhe ist mit den Bäumen. (Zeitschrift Zuschnitt 29, 2008; Seite 8f.)
Für den Beitrag verantwortlich: zuschnitt
Ansprechpartner:in für diese Seite: Kurt Zweifel