Bauwerk

Kleingartenhaus in Wien
kubusrot - Wien (A) - 2003
Kleingartenhaus in Wien, Foto: Jakob Oberwalder
Kleingartenhaus in Wien, Foto: Jakob Oberwalder

Großes Wohnen im kleinen Garten

Viel Haus auf wenig Raum: In einem schmalen und langen Kleingartenhaus am Stadtrand von Wien brachte Architekt Jakob Oberwalder ein umfangreiches Raumprogramm unter. Durch geschickte Absenkung des Gartens bekommen auch die Zimmer im Kellergeschoß noch Tageslicht.

10. November 2007 - Isabella Marboe
Einen Kleingarten in Wien zu besitzen ist alles andere als billig - und er ist auch nicht leicht zu bekommen. Die schönen Parzellen sind rar und heiß begehrt. Umso glücklicher waren die Bauherren, als sie von dem durchaus leistbaren Grundstück am Flötzersteig erfuhren. Im Nu war das Land gekauft, fehlte also nur noch das richtige Haus. Zielstrebig machte man sich auf der Kleingartenmesse kundig und stieß dort auf Architekt Jakob Oberwalder, der einen feinen, roten Holzquader als Referenzobjekt vorweisen konnte (siehe Projekt rechts unten).

„Die Entscheidung war ganz einfach“, sagt der Bauherr, „er hatte einfach das schönste Haus ausgestellt.“ Auch preislich käme das Fertighaus aus Oberwalder'scher Feder nicht teurer als die Fertigteilhäuser von der Stange.

Die Bauordnung für Kleingartenhäuser ist streng und gesteht dem Bauherrn nur eine beschränkte Nutzfläche und Bauhöhe zu. Doch wie es sich für einen Traum gehört, gab die Wunschliste dem Architekten ein ordentliches Pensum auf: eine große, offene Wohnküche, zwei Bäder, ein Schlaf- und Kinderzimmer, ein Arbeitsraum, und genügend Platz für Gäste musste auch noch sein - keine leichte Aufgabe.

Leitmaterial Holz

Nur wenige Parzellen liegen zwischen dem stark befahrenen Flötzersteig und der Grundgrenze des neuen Zuhauses. Im Norden gibt sich das fast zehn Meter lange und fünf Meter breite Holzhaus bis auf einen hohen Fensterschlitz geschlossen. Ein Vordach markiert den Eingang mit der sonnengelben Tür. „Diese Tür hat Signalwirkung, sie ist nicht zu übersehen“, sagt der Bauherr stolz.

Das vorgerostete Cortenstahl, das sich die Bauherren ursprünglich gewünscht hatten, sprengte das Budget - dafür wurde der vorstehende Eingangsquader mit orangebraunen Okuméplatten verkleidet. Das tropische Holz findet sich auch zwischen den Glasfronten und im schattenspendenden Rahmen wieder, der in großer Geste das Gebäude umfasst.

Im Obergeschoß springt das Haus zurück. „Der vorgesetzte Rahmen kaschiert den Rücksprung und wirkt für die Südseite als baulicher Sonnenschutz“, erklärt der Architekt. Ganze drei Meter reckt sich die Holzterrasse der Abendsonne entgegen und schafft so dem Wohnen einen gedeckten Freiraum. Auf diese Weise kann das Wohnzimmer im Sommer über zwei Glastüren in die freie Natur verlängert werden.

Die an die Nordwand gedrängte Treppe und die Balkendecke aus verleimtem Brettschichtholz, die im Übrigen sichtbar belassen und nicht verkleidet wurde, lässt den Wohnraum höher wirken. „Die Decke ist weiß gestrichen, damit kein Almhüttenflair aufkommt“, sagt Oberwalder, „ich wollte einen offenen Eindruck erzeugen.“ Dieser Trick wirkt übrigens auch im Schlafgeschoß.

An der Ostseite griff der Architekt in die topografische Trickkiste: Vorm Keller sorgt ein großer Lichthof für taghelle Verhältnisse im unten angesiedelten Arbeitszimmer. Die Zukunftsaussichten auf den abgesenkten Garten, der im Sichtbetonschacht gedeihen soll, sind zwar nicht rosig, dafür aber grün. Daneben liegt eine Badeoase mit Saunaoption und einem eigenen Zugang ins Freie. Ein weiterer Lichtschacht auf der Nordseite erhellt das Gästezimmer. Ein Außenluft-Kompressor in der finsteren Kellermitte sorgt für Wärme zum Niedrigenergiestandard.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur