Bauwerk

Olpererhütte
Hermann Kaufmann - Ginzling (A) - 2007
Olpererhütte, Foto: Hermann Kaufmann
Olpererhütte, Foto: Hermann Kaufmann
18. Februar 2008 - aut. architektur und tirol
Eine Schutzhütte auf knapp 2.400 m Höhe mitten in den Alpen zu bauen, ist keine alltägliche Bauaufgabe – nicht nur weil alle zum Bau notwendigen Materialen per Hubschrauber hinauf geflogen werden müssen. Jeder Eingriff in eine derart eindrucksvolle, hochalpine Landschaft ist eine Herausforderung, mit der Natur in Wettbewerb zu treten weder möglich noch anstrebenswert. „Baue nicht malerisch. Überlasse solche Wirkung den Mauern, den Bergen und der Sonne“, riet schon Adolf Loos 1913 in seinen „Regeln für den, der in den Bergen baut“. Auch die rund hundert Jahre später in den Zillertaler Alpen errichtete Olpererhütte will nicht als spektakuläres, sich selbst inszenierendes Bauwerk mit der Natur konkurrenzieren, sondern als bewusst spartanische, der exponierten Lage und der Funktion als Schutzhütte angemessene Antwort verstanden werden: als einfaches Refugium für Wanderer und Bergsteiger.

Das schlichte und funktionale Satteldachhaus wurde weitgehend aus Brettsperrholz errichtet, Dach und Fassade sind mit Holzschindeln ummantelt, eine Hülle, die im Lauf der Zeit abwittern und sich farblich dem Grau der Felsen annähern wird. Eine Natursteinmauer, die als Stützmauer den Bauplatz talseitig fasst, bildet gleichzeitig die Terrasse und dient als Auflager für das ca. 2,5 m über den Hang auskragende Holzgebäude. Das kompakte und klar strukturierte Konzept bringt die statischen Erfordernisse mit dem Raumkonzept in Einklang. Im Erdgeschoss ist die für den Tagesbetrieb notwendige Infrastruktur untergebracht – eine zentrale Küche, Lager, Nebenräume und der zum Tal hin über ein großes Panoramafenster geöffnete Gastraum –, im Obergeschoss befinden sich einfach ausgestattete Zimmer für die Übernachtungsgäste.

Oberstes Ziel beim Neubau der Olpererhütte war es, ein möglichst einfaches Gebäude zu entwickeln, bei dem sowohl die Menge als auch die Anzahl der notwendigen Baumaterialen gering gehalten wurden. So ist die Natursteinmauer mit Steinen direkt aus dem Hüttenumfeld errichtet und mit Materialen vom Abbruch des Vorgängerbaus und mit Aushub hinterfüllt. Ein aufwendiger Abtransport und Deponie konnten damit vermieden werden. Für die Wand- und Bodenelemente und für die Schindeln der Außenverkleidung wurde heimisches Holz verarbeitet. Die ca. 14 bis 17 cm starken Fichten-Brettsperrholzelemente bieten ausreichenden Wärmeschutz für die von Mitte Juni bis Mitte Oktober bewirtschaftete Sommerhütte. Dem Konzept eines „Low Tech“-Gebäudes folgend, das Innovation in der Reduktion sucht und eine Alternative zur häufig betriebenen Übertechnisierung bieten will, ist die Haustechnik auf ein Minimum reduziert: Die Wärmeversorgung des energetisch autarken Gebäudes übernehmen ein Holzofen, der in den nächsten Jahren mit Abbruchholz betrieben werden kann, und die Abwärme der für die Wasserreinigung notwendigen, rapsölbetriebenen Kraft-Wärmekupplung, Fenster und Lüftungsschächte sorgen für eine natürliche Durchlüftung.

Etwas abgesetzt wurde mit dem Winterraum ein zweiter, kleinerer Baukörper errichtet, der als wärmegedämmter Rahmenbau sehr schnell beheizbar ist. In eigenständiger Form und Konstruktion ausgeführt bildet dieser Solitär den Kontrapunkt zum auskragenden Haupthaus. (Text: Claudia Wedekind)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

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