Bauwerk

Sonderkrankenanstalt Zicksee
Kai Hagmüller - St. Andrä am Zicksee (A) - 2007
Sonderkrankenanstalt Zicksee, Foto: Stefan Oláh
Sonderkrankenanstalt Zicksee, Foto: Stefan Oláh
23. März 2008 - Az W
Wie ein Wurf auf die grüne Wiese liegt die Sonderkrankenanstalt des KOBV am Zicksee im nördlichen Burgenland. Die nicht mehr zeitgemäße Struktur der 1960er Jahre wurde sorgfältig in genau abgestimmten Etappen abgetragen und an ihre Stelle trat eine moderne Architektur in schlichter kubischer Bauweise. Architekt Kai Hagmüller und sein Team zeigen hier, wie trotz einem begrenzten Budget und trotz verschiedenster Zwängen wie der Auflage, dass der tägliche Betrieb des Rehabilitationszentrums nicht gestört werden darf, ein Optimum aus einer Bauaufgabe herausgeholt werden kann.

Die neuen Gebäude verstehen sich bewusst als Gegenpol zur strukturalistischen Bauweise der 1960er Jahre, der ein Rastersystem aus Betonscheiben zugrunde lag. Die neue Bauweise hat im Gegensatz zur alten Struktur tragende Außenwände. Dadurch entstehen im Inneren höchste Flexibilität sowie großzügige Raumanordnungen. Nach außen zeigen die neuen Bauteile eine glatte Fassade, die jedoch alles andere als fad wirkt: Die Fenster sitzen fassadenbündig, der Grünton des Anstrichs fügt sich in die Umgebung ein. Die Fassade bietet ein Wechselspiel aus glänzenden und matten Flächen, aus Rechtecken in unterschiedlichen Größen, Attikakanten markieren unterschiedliche Höhen. So ist trotz der schlichten Bauweise eine angenehm unaufdringliche Vielfalt gegeben. Die SKA Zicksee orientiert sich nach den vier Himmelsrichtungen und die Natur sowie der Zicksee wird durch eine geschickte Anordnung von Ein- und Ausblicken ins Gebäudeinnere geholt.

Das gesamte System aus Alt- und Neubauten lässt sich gut mit einem funktionierenden Organismus vergleichen: Die einzelnen Bauteile wirken wie Organe als Zubringer, Verkehrsflächen wie Blutgefässe, welche die Menschen in die richtigen Bahnen und Richtungen leiten. Eine zentrale Verteilerhalle verbindet die beiden Therapiequadranten im Norden und Westen mit dem Verwaltungstrakt im Osten und gewährt eine Anbindung an den Altbestand im Süden. Dadurch wird die Orientierung, die besonders für ältere Menschen eine große Herausforderung darstellt, sehr vereinfacht. Ein besonders angenehmer Nebeneffekt: Die Halle wirkt weiters auch als Kommunikationsraum, der das Warten auf die Behandlungen durch die Begegnungen mit Menschen kurzweiliger scheinen lässt.

Das Spiel mit den verschiedenen Stimmungen des natürlichen Tageslichts wird in denunterschiedlichen Bereichen optimal ausgenützt: Der Bereich der Balneotherapie wird ausschließlich von oben über die Decke belichtet, die Elektrotherapie wird über ein Oberlichtband mit gleichmäßigem Nordlicht versorgt.

Das Schwimmbecken der Aquatherapie wirkt durch die ausgeklügelte Platzierung wie eine Verlängerung des Zicksees, der sich vor den großen Panoramafenstern ausbreitet. Weitere Lichtquellen in diesem äußerst kontemplativen Raum sind Oberlichtbänder, die gleichmäßiges Nordlicht in den Raum bringen und ein Effektlicht über dem Hydroxeur, das durch eine kreisrunde Ausnehmung in der Decke fällt. In diesem Raum denkt man eher an Wellness als an Kranksein. In St. Andrä liegt der Fokus nicht auf der Krankheit der Menschen, sondern auf deren Genesung. (Text: Eva Trimmel)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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