Bauwerk
Sunken House
David Adjaye - London (GB) - 2007
Schmuckkästchen in Schwarz
David Adjaye, gefeiertes Talent der jungen englischen Architektenszene, agiert an der Grenze von Kunst und Architektur. Seine Beschäftigung mit Maßstab, Raum und Licht hat zu Kooperationen mit Künstlern wie Olafur Eliasson geführt und ihm einzigartige Aufträge für eine ausgewählte Klientel eingebracht.
12. April 2008 - Karin Triendl
Kürzlich hat er im Londoner East End eine ganz besondere schwarze Box inmitten gregorianischer Ziegelbauten realisiert. Holz und Glas spielen dabei die Hauptrollen, treten aber aufgrund der sorgfältigen Detaillierung bewusst in den Hintergrund. Auftraggeber und stolzer Eigentümer ist ein befreundeter Fotograf – mit eine Erklärung, warum das Projekt ganz dem Spiel von Licht und Schatten gewidmet wurde.
Die 150 m² Nutzfläche verteilen sich auf drei Geschosse. Küche, Esszimmer und Studienzimmer befinden sich im Untergeschoss, auf einer Ebene mit dem abgesenkten Innenhof. Dieser private Außenraum bietet Schutz vor neugierigen Nach- barn und lässt sich im Sommer bequem als zweiter Wohnraum nutzen. Die Eingangsebene liegt auf Straßenniveau und ist mit einer innen- und einer außenliegenden Holztreppe an die übrigen Räume angebunden. Im Obergeschoss zeigen sich die großartigen Fensteröffnungen von ihrer besten Seite, sie lassen das Licht bis tief in den Raum fallen.
Weiße Wände und ein weiß beschichteter Kunstharzboden bieten dafür die ideale Projektionsfläche. Von außen betrachtet wirkt der einheitliche Baukörper wie aus einem Stück Holz gefertigt. Treppen, Brüstungen, Lüftungsöffnungen und Türen sind camouflageartig in die schwarz gestrichene Holzoberfläche integriert. Durch die konsequent einheitliche Materialisierung der Freiräume lässt Architekt Adjaye das Haus in sich selbst versinken. Sogar die Dachfläche ist mit einer Hülle aus schwarzen Holzlatten verkleidet und fungiert als Aussichtsplattform über den Dächern von East London.
Hinter der vorgehängten Holzfassade versteckt sich die tragende Konstruktion aus Massivholzelementen. Das Büro kooperierte mit dem Londoner Unternehmen Eurban, das sich auf vorgefertigte, qualitativ hochwertige Wohnhäuser spezialisiert hat. Die gesamten Bauteile, inklusive Außenhaut und allen Öffnungen, wurden in Deutschland zugeschnitten und vorbereitet. Damit konnte der Rohbau in nur zwei Tagen errichtet werden. Tragende Wand- und Deckenelemente wurden aus Fichtenholz gefertigt, für die Außenhaut wählte der Architekt mit Leinöl behandelte Lärche.
Scheinbar mühelos überwinden Glasanschlüsse die Konstruktionstiefe des Holzbaus und lassen Fixverglasungen sowie Fensteröffnungen selbstbewusst in einer Ebene mit Fassade und Dach erscheinen. Das Glas wurde in einen Stahlrahmen geklebt und bündig bis an die Außenfassade geführt. Obwohl mit herkömmlichen Verbindungen gelöst, erfüllen die angewendeten Details doch in erster Linie ihren Zweck und unterstützen die Homogenität des Baukörpers. Aufgrund der gewählten Tragkonstruktion aus Massivholzelementen musste keine Rücksicht auf Spannweiten, Balken oder Stützen genommen werden. So konnten alle Öffnungen frei positioniert werden und folgen höheren Kriterien wie Ausblick und Himmelsrichtung. Es entstand für jede individuelle Situation die dazu passende Öffnung.
Der fantastische Blick nach Westen, auf benachbarte Gärten mit großen alten Bäumen, hinter denen die Sonne untergeht, wurde in ein fix verglastes Panoramafenster gerahmt. Eine technisch mutig gelöste Überkopfverglasung bringt den Himmel über der Stadt mitten in den Arbeitsraum des Hausherrn. Die transluzente Verglasung im Schlafzimmer mit Blick auf die Bambusgewächse des Nachbarn schafft dramatische Schattenspiele.
David Adjaye versteht es wie kein anderer, durch das Spiel mit Kontrasten und Materialien eine sinnliche und konzeptionelle Wirkung zu erzeugen. Die Kargheit des versunkenen Hauses mag irritieren und wird wohl gemeinhin nicht als »schön« bezeichnet. Bei genauerem Hinsehen aber erschließt sich ein sensibel in das Stadtgefüge integriertes Schmuckkästchen. (Zeitschrift Zuschnitt 29, 2008; Seite 14f.)
Die 150 m² Nutzfläche verteilen sich auf drei Geschosse. Küche, Esszimmer und Studienzimmer befinden sich im Untergeschoss, auf einer Ebene mit dem abgesenkten Innenhof. Dieser private Außenraum bietet Schutz vor neugierigen Nach- barn und lässt sich im Sommer bequem als zweiter Wohnraum nutzen. Die Eingangsebene liegt auf Straßenniveau und ist mit einer innen- und einer außenliegenden Holztreppe an die übrigen Räume angebunden. Im Obergeschoss zeigen sich die großartigen Fensteröffnungen von ihrer besten Seite, sie lassen das Licht bis tief in den Raum fallen.
Weiße Wände und ein weiß beschichteter Kunstharzboden bieten dafür die ideale Projektionsfläche. Von außen betrachtet wirkt der einheitliche Baukörper wie aus einem Stück Holz gefertigt. Treppen, Brüstungen, Lüftungsöffnungen und Türen sind camouflageartig in die schwarz gestrichene Holzoberfläche integriert. Durch die konsequent einheitliche Materialisierung der Freiräume lässt Architekt Adjaye das Haus in sich selbst versinken. Sogar die Dachfläche ist mit einer Hülle aus schwarzen Holzlatten verkleidet und fungiert als Aussichtsplattform über den Dächern von East London.
Hinter der vorgehängten Holzfassade versteckt sich die tragende Konstruktion aus Massivholzelementen. Das Büro kooperierte mit dem Londoner Unternehmen Eurban, das sich auf vorgefertigte, qualitativ hochwertige Wohnhäuser spezialisiert hat. Die gesamten Bauteile, inklusive Außenhaut und allen Öffnungen, wurden in Deutschland zugeschnitten und vorbereitet. Damit konnte der Rohbau in nur zwei Tagen errichtet werden. Tragende Wand- und Deckenelemente wurden aus Fichtenholz gefertigt, für die Außenhaut wählte der Architekt mit Leinöl behandelte Lärche.
Scheinbar mühelos überwinden Glasanschlüsse die Konstruktionstiefe des Holzbaus und lassen Fixverglasungen sowie Fensteröffnungen selbstbewusst in einer Ebene mit Fassade und Dach erscheinen. Das Glas wurde in einen Stahlrahmen geklebt und bündig bis an die Außenfassade geführt. Obwohl mit herkömmlichen Verbindungen gelöst, erfüllen die angewendeten Details doch in erster Linie ihren Zweck und unterstützen die Homogenität des Baukörpers. Aufgrund der gewählten Tragkonstruktion aus Massivholzelementen musste keine Rücksicht auf Spannweiten, Balken oder Stützen genommen werden. So konnten alle Öffnungen frei positioniert werden und folgen höheren Kriterien wie Ausblick und Himmelsrichtung. Es entstand für jede individuelle Situation die dazu passende Öffnung.
Der fantastische Blick nach Westen, auf benachbarte Gärten mit großen alten Bäumen, hinter denen die Sonne untergeht, wurde in ein fix verglastes Panoramafenster gerahmt. Eine technisch mutig gelöste Überkopfverglasung bringt den Himmel über der Stadt mitten in den Arbeitsraum des Hausherrn. Die transluzente Verglasung im Schlafzimmer mit Blick auf die Bambusgewächse des Nachbarn schafft dramatische Schattenspiele.
David Adjaye versteht es wie kein anderer, durch das Spiel mit Kontrasten und Materialien eine sinnliche und konzeptionelle Wirkung zu erzeugen. Die Kargheit des versunkenen Hauses mag irritieren und wird wohl gemeinhin nicht als »schön« bezeichnet. Bei genauerem Hinsehen aber erschließt sich ein sensibel in das Stadtgefüge integriertes Schmuckkästchen. (Zeitschrift Zuschnitt 29, 2008; Seite 14f.)
Für den Beitrag verantwortlich: zuschnitt
Ansprechpartner:in für diese Seite: Kurt Zweifel